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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allein, sie aber konnten zahlreiche Jäger mobilisieren, und er dachte daran, daß er Hilfe brauchte.
    Menschen, die ihm für Geld zur Seite standen und ihm die Meute vom Hals hielten.
    Er ging weiter.
    Ein nackter Mann schritt durch die Kanäle, seinen Kopf voll mit Gedanken.
    Er schaute nicht auf die Ratten, die ihm begegneten und oft so dicht an ihn herankamen, daß sie beinahe über seine nackten Füße gehuscht wären. Das alles interessierte ihn nicht, er mußte jetzt an sich und an seine Zukunft denken.
    Er hatte bereits einen Plan gefaßt. In großen Umrissen stand alles vor seinem geistigen Auge, und er ging davon aus, daß er ihn auch in die Tat umsetzen konnte.
    Vor einer schmalen Eisentür blieb er stehen, die an der ihm zugewandten Seite von einer dicken Schicht aus dunklem Rost besetzt war. Sie war nicht verschlossen, ließ sich bewegen, und der Mann zerrte sie auf, wobei die Tür furchtbar kratzte und jammerte, als würde sie bei der Bewegung Schmerzen erleiden.
    Hinter der Tür lag eine Nische.
    Nicht sehr groß, ungefähr mit den Ausmaßen ausgestattet, wie sie eine Wäschekammer in einem Hotel besaß. Zwar war die Nische finster, doch der Mann brauchte nur seinen Arm in die Höhe zu recken, um die Lampe zu erreichen, die an einer Fassung unter der Decke angebracht worden war.
    Er drehte sie nach rechts, und der trübe Schein erleuchtete die kleine Kammer.
    Kleidung lag dort. Es war nicht gerade die beste, sie roch auch, aber das machte ihm nichts aus.
    Wichtig war nur, daß er nicht als Nackter an der Oberfläche erschien. Zu Hause würde er sich wieder umziehen und sein anderes Leben richtig beginnen.
    Noch klebten einige Schleimreste an seinem Körper. Sie waren eingetrocknet und sahen aus wie schorfige Geschwüre. Er wußte, daß sie irgendwann anfingen zu jucken, da war es besser, wenn er sie jetzt schon abstreifte.
    Wie Schnee rieselte der Schorf zu Boden, als er über die Geschwüre hinwegrieb.
    Die Minuten der Reinigung mußten einfach sein. Er fühlte sich dann besser, als der Körper wieder normal war.
    Jetzt hatte er Ruhe. Zumindest bis zur nächsten Nacht, aber da würde alles anders aussehen.
    Er nahm die Kleidung hoch und streifte sie über. Das blaugraue Unterhemd ebenso wie den dünnen Pullover.
    Hinzu kam die Hose, die Socken, die Schuhe.
    Zum Schluß zog er den Anorak an, der auch eine Kapuze besaß, die ihn vor dem Regen schützte, denn er ging davon aus, daß sich das Wetter nicht geändert hatte.
    Als er die Nische wieder verließ, durchströmte ihn ein ungewöhnliches Gefühl. Auf einmal wußte er, daß er nie wieder in diesen kleinen Raum zurückkehren würde. Er konnte den Grund dafür nicht einmal nennen, ihm war einfach so. Und bisher hatte er sich auf seine Gefühle stets verlassen können.
    Wuchtig rammte er die Tür zu. Zurück in seine Laube wollte er nicht gehen. Der Friedhof war nicht mehr sicher genug. Wer über Ghouls informiert war, der mußte auch die Orte kennen, wo sie sich gern aufhielten. Auch er machte da keine Ausnahme, der Friedhof war für ihn zur Heimat geworden.
    Er ging weiter. Seine Schuhe besaßen Gummisohlen, die ein starkes Profil aufwiesen, so daß er kaum in Gefahr lief, auf dem feuchten Boden auszurutschen.
    Der Mann hielt sich dicht an der Wand. Er war ziemlich groß, beinahe einsneunzig, nun aber ging er gebückt und hielt den Kopf nach vorn.
    Er mußte dorthin, wo ein schmaler Seitenkanal aus dem Dunkel hervorfloß und sich mit dem Hauptkanal vereinigte. Da genau befand sich auch der Ausstieg.
    Eine simple Leiter, Eisensprossen, die in der Schachtwand befestigt waren.
    Er kletterte sie hoch. Es war zu sehen, daß er diesen Weg schon des öfteren gegangen war. Im Licht der schmalen Leuchte, die zwischen seinen Zähnen klemmte, schimmerte das blanke Metall der Sprossen, die sich sogar bewegten, wenn er zu stark daran zog, um schneller nach oben zu gelangen.
    Endlich hatte er es geschafft.
    Über ihm befand sich der runde Deckel. Der war sehr schwer und von einer Person nur mühsam zu bewegen.
    Der Mann hatte darin Routine. Er duckte sich, drehte sich dabei so gut wie möglich und stemmte seine rechte Schulter gegen die Unterseite des Deckels.
    Sein Gesicht verzog sich zu einer faltigen Grimasse, als er seine gesamte Kraft einsetzte, um den runden Verschlag in die Höhe zu stemmen. Er zeigte sich störrisch, sein Widerstand war enorm, er schien an den Rändern festzukleben, aber er kannte das Spiel und wußte, daß er letztendlich doch gewinnen

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