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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon zu tun…«
    »Die können wir vergessen. Der Ghoul muß jemand aus der Nähe sein, aus Leipzig.«
    »Ja, da haben Sie recht.«
    »Ist Ihnen an den Freiern nichts aufgefallen?«
    Sie verzog den Mund. »Alle waren scharf. Alle wollten nur das eine, wissen Sie.«
    »Das wollen wir mal außen vorlassen. Ich möchte Sie fragen, ob Ihnen sonst etwas aufgefallen ist.«
    »Was denn?«
    Sie war noch naiv, und ich versuchte es von einer anderen Seite her. »Gab es Stammkunden?«
    »Jaaaa«, dehnte sie, »das schon. Wir haben Stammkunden.«
    »Hier aus Leipzig.«
    »Das weiß ich nicht, kann sein. Jedenfalls sprechen sie alle Sächsisch. Es gab immer welche, die wiederkamen.«
    »Ist Ihnen denn dabei jemand aufgefallen?«
    Linda lächelte. Zum erstenmal verschwand die Starre aus ihren Zügen. »Da waren schon einige komische Vögel dabei«, sagte sie. »Seltsame Typen, kann ich Ihnen sagen.«
    »Wie seltsam?«
    »Einer hat immer Witze erzählt. Der kannte die allerneusten. Er ist oft im Westen unterwegs…«
    »Weiter.«
    »Ein anderer brachte uns ständig Pralinen mit. Dann gab es da noch einen, der mußte immer Musik hören. Dann hatten wir einen, der wollte, daß wir uns auf eine bestimmte Art und Weise anzogen, in Leder und so.«
    »Würden Sie diese denn in den Kreis der Verdächtigen einreihen?« wollte ich wissen.
    »Alle sind doch verdächtig.«
    »Sehr richtig. Wir aber gehen davon aus, daß es einer war, der hier in der Nähe wohnt.«
    Sie legte die Stirn in Falten. »Sie kamen ja alle mit dem Auto. Manchmal habe ich auch die Kennzeichen gesehen, aber sie stammten nie aus der Umgebung.«
    »Und die aus Leipzig?«
    Linda überlegte. »Ja«, murmelte sie. »Einen habe ich noch vergessen, den lustigen.«
    »Inwiefern.«
    »Er war der Horror-Mann.«
    Ich runzelte die Stirn. »Moment mal. Wie kann ein Horror-Mann oder jemand, der sich so nennt, lustig sein?«
    »Auch nicht direkt, aber er brachte uns immer so Horror-Spielzeug mit. Sie kennen vielleicht die Dinger. Kleine Monster, die aus Kästen springen, er hatte auch Gruselmasken in seinem Sortiment, verkaufte kleine Skelette und noch einiges mehr. Jedenfalls schaffte er es immer, uns zu erschrecken. Den kennen alle Mädchen hier.«
    »Wie oft erschien er denn bei euch?«
    »Zweimal in der Woche. Dann wieder ein paar Tage überhaupt nicht.«
    »Wann war er zuletzt bei euch?«
    »Gestern, glaube ich.«
    »Und bei wem?«
    Sie dachte nach. »Bei Corinna«, flüsterte sie mit erstickt klingender Stimme.
    »Aha.«
    Ihr Blick wurde starr. »Hat das was zu bedeuten?«
    »Das braucht es nicht, aber es könnte eine Spur sein.« Ich räusperte mich und wandte mich an Harry Stahl. »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, aber Linda hatte mir eben etwas gesagt, das mich doch mißtrauisch gemacht hat. Es geht um den Grusel-Mann.«
    »Hä? Um wen, bitte?«
    »Den Grusel-Mann.«
    »Wer soll das denn sein?«
    »Ich weiß es nicht, aber frag mal…«
    Die junge Polin hatte zugehört. Sie strich ihr langes Haar zurück und nickte eifrig. »Ja, den kenne ich auch. Er war bei mir, hat mir etwas mitgebracht. Eine Gummifigur. Sie sah aus wie ein grünes Gespenst und war so weich…«
    »Meinst du, daß er das ist, John?« fragte Harry.
    »Er könnte es sein. Jedenfalls stammt er aus dieser Gegend und ist oft gekommen.«
    »Das wäre natürlich ein Ding. Aber mit dem Namen Grusel-Mann kann ich nichts anfangen.«
    »Ich auch nicht.«
    Stahl stand auf und reckte sich. »Sag mal, Linda, wie hieß er denn wirklich?«
    »Weiß ich nicht.«
    Stahls Gesicht zerfiel.
    »Er kam mit dem Wagen«, sagte ich, »oder…?«
    »Manchmal.«
    »Und was fuhr er?«
    »Einen aus der alten DDR. Einen Wartburg. In Knallrot, das habe ich gesehen.«
    »Ist ja nicht gerade unauffällig«, murmelte ich.
    »Wie sah er denn aus?« fragte Harry.
    »Das werden uns Linda und die anderen Mädchen erklären können«, sagte ich.
    »Soll ich sie zusammentrommeln?«
    »Wäre gut.«
    Harry Stahl verschwand, und Linda blies hörbar die Luft durch den Mund. »Also ich weiß nicht so recht. Ich… ich kann es einfach nicht glauben, daß der Grusel-Mann gleichzeitig diese Bestie ist. Der war immer so lustig.«
    »Das streite ich auch nicht ab, Linda. Nur müssen wir jeder Spur nachgehen. Und der Grusel-Mann kannte sich aus. Ihr habt ihm doch vertraut - oder?«
    »Das allerdings.«
    Harry Stahl kehrte zurück. Schwungvoll stieß er die Tür auf. Er zeigte wieder seinen alten Optimismus. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln.

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