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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hauptgang. Der hier war noch einigermaßen in Ordnung, andere hingegen sahen nicht so gut aus.
    Eine Lampe verbarg sich an der Decke hinter einem dünnen, schützenden Gitterwerk.
    Er schaute hin.
    Das Licht fiel gegen das strömende Wasser, malte Konturen und Reflexe auf die Oberfläche und schuf auf den fließenden und tanzenden Wellen geisterhafte Figuren.
    Das alles störte ihn nicht, denn an diese Dinge hatte er sich gewöhnt. Mit unsicheren Schritten taumelte er zur Seite, weil er einen Platz brauchte, an dem er die Verwandlung vollziehen konnte. Es war wichtig, daß er dabei allein gelassen und auf keinen Fall gestört wurde. Der Ghoul kannte sein Schicksal genau. Sosehr er sich damit abgefunden hatte, so schwer fiel es ihm, sich bei seinen Verwandlungen daran zu gewöhnen. Dann wurde die Qual immens schlimm, da war es ihm, als würde ihm jemand mehrere Messer zugleich in den Leib rammen.
    Er hatte den Ort gut gewählt. Hier zeigte der Stollen mehr Breite als an anderen Stellen. Müde lehnte, er sich gegen die Wand. Das Lampenlicht erreichte auch ihn. Es war nur ein müder Reflex, der über seine Gestalt hinwegtanzte, sie aus der Finsternis riß.
    Die Verwandlung begann.
    Noch lehnte er an der feuchten Mauer und sah dabei aus, als würde sein Körper zu einem flachen Klumpen aus Schleim gepreßt werden.
    Er schabte daran entlang, er rutschte hoch, wieder zur Seite, sank auch in die Knie, und seine Beine klumpten sich zusammen. Dabei verlor er Energie.
    Was da aus der Gestalt tropfte und von ihm die Bezeichnung Energie bekommen hatte, waren dicke Schleimfäden, verbunden mit faustgroßen Klumpen, die einen ekelerregenden Modergeruch absonderten, der den anderen Gestank im Kanal noch bei weitem übertraf.
    Im oberen Drittel, wo sich sein Mund befand, entstanden blubbernde Geräusche. Manchmal entstanden Blasen wie bei einem Kaugummi. Die Blasen zerplatzten. Diese Geräusche wurden vom Stöhnen und Ächzen des Ghouls übertönt, ein Zeichen dafür, wie sehr er doch litt.
    Angst durchflutete ihn.
    Es gab keinen Grund dafür, aber sie trat jedesmal auf. Er hatte Furcht davor, daß es das letzte Mal sein könnte, aber er unterdrückte sie wieder, denn es war einfach sinnlos zu versuchen, sich dagegen anzustemmen.
    Jedesmal war es schlimm, jedesmal ging er durch diese Hölle, und der Schleim löste sich in wahren Bächen und glitt in breiten Fäden zum Kanal hinab, wo er sich mit dem schäumenden Wasser vereinigte und wegtransportiert wurde.
    Die Furcht war wie bohrender Schmerz, der sich immer tiefer in seinen Körper hineinwühlte. Er kam sich vor, als wäre jemand dabei, mit einem breiten Schaber den Schleim von seinem Körper zu kratzen, damit seine andere Gestalt darunter zum Vorschein kam.
    Und sie war schon sehr bald zu sehen, zuerst das Gesicht.
    Er stöhnte, er hielt den Mund weit geöffnet, und aus ihm hervor drangen die Klumpen, spritzten die Tropfen oder wurden wieder zu dicken Blasen.
    Es war überhaupt nicht seine Zeit, aber er brachte sie hinter sich, so wie er es immer getan hatte.
    Irgendwann würde es vorbei sein, dann konnte er wieder aufatmen, dann brauchte er sein Schicksal nicht mehr zu verfluchen. Beide Arme riß er hoch, drehte dabei den Kopf einmal in die rechte Richtung, dann wieder in die linke und schaute zu, wie auch die graugrüne Masse von seinen Händen aus nach unten rann, als würden an den Armen lange Fäden hängen.
    Sein Gesicht erschien zuerst.
    Es war das Gesicht eines Mannes in mittleren Jahren. Ein wenig breit, etwas knochig und nicht einmal unsympathisch. Blasse Augen lagen unter der Stirn, über der blondes Haar wuchs, das allerdings jetzt aussah, wie mit Leim verklebt.
    An den Seiten rann der Schleim herab, erreichte die Schultern, vereinigte sich dort mit dem anderen Zeug und wurde immer weniger. Schließlich war der Ghoul verschwunden.
    Der Mann stand im Tunnel.
    Ein nackter Mann, der heftig atmete und sich die letzten Reste des Ghoulschleims von seinem Körper rieb.
    Er hatte es geschafft - endlich. Er hätte jetzt aufatmen können, aber das wollte ihm nicht gelingen, denn an diesem Tag war es nicht so wie sonst. Heute war einiges anders, denn an diesem Tag hatte man ihn erwischt.
    Jetzt wußten sie Bescheid, aber sie kannten ihn zum Glück nur in seiner Ghoulgestalt. Wer er als Mensch war, davon hatten sie noch keine Ahnung, und er hoffte, daß dies auch so bleiben würde, obwohl sich seine Unsicherheit immer mehr steigerte, so länger er darüber nachdachte. Er war

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