Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
Dottore.«
    ***
    Diese Aussagen mussten die beiden Dämonenjäger erst einmal verdauen.
    Inzwischen liefen die Ereignisse auf der Spiegel-Oberfläche weiter.
    Die entsetzlich zugerichtete junge Frau entkam dem schwarzen Dämon und dem bösen Dogen. Ein paar uralte Weiber erschienen. Sie pflegten die halb tote junge Claudia offenbar an einem geheimen Ort.
    Dann sah man wieder den Dogen. Er war an Bord einer Kriegsgaleere.
    Kanonen und Musketen wurden abgefeuert. Pulverdampf schwadete über die Decks. Schiffsrümpfe barsten. Lange Ruder zersplitterten. Menschen wurden durch Explosionen in der Luft zerrissen.
    Der Mann mit der Dogenmütze triumphierte. Er fing Musketenkugeln, die auf ihn gezielt waren, mit bloßen Händen ab und schleuderte sie zur Seite.
    Doch plötzlich erschienen geisterhafte Schemen der alten Frauen, die Claudia gepflegt hatten.
    Der böse Doge wandte sich gegen sie. Anscheinend ließ er sich auf ein Magierduell ein.
    Die Schlacht tobte aber weiter. Unvermittelt traf ihn eine Kartätsche, ein Hagelgeschoss, am Kopf. Ob die Weiber seinen schwarzmagischen Schutz gestört hatten, wurde aus dem Bild nicht klar.
    Jedenfalls hatte der böse Doge kein Gesicht mehr. Er fiel.
    Die schwebenden Zauberinnen hoben ihn auf und trugen ihn durch die Luft weg, fort von der hin und her wogenden Seeschlacht.
    »Der menschliche Körper des bösen Dogen war tot«, erklärte Claudia Salvador. »Aber der Keim des Dämonischen hatte sich in seinem Inneren schon zu sehr festgefressen. Auch meine Lehrmeisterinnen waren nicht in der Lage, ihn völlig zu zerstören. Aber wir konnten ihn bannen. Jedenfalls zeitweise.«
    »Was heißt das genau?«, fragte Zamorra.
    »Der Dottore liegt auf dem Friedhof San Michele begraben. Seit mehreren Jahrhunderten. Aber einmal im Jahr hat er die Möglichkeit, aufzuerstehen. Während der Karnevalszeit.«
    »Warum ausgerechnet dann?«
    »Weil der Dottore damals mitten in der Karnevalszeit tödlich verwundet wurde, Nicole. Wie gesagt, er ist nicht eigentlich tot, sondern befindet sich in einer Zwischenwelt. Und diese Sphäre wird jedes Jahr um die gleiche Zeit wieder geöffnet. Dann bekommt der Dottore seine Kräfte zurück. Und wenn er in dieser Zeit Menschen tötet, wächst seine Energie noch weiter an.«
    »Ich verstehe. Momentan ist gerade Karneval. Und daher geht der Dottore um«, fasste Zamorra zusammen.
    »Nicht nur das. Er hat bereits gemordet, ohne dass mein Golem und ich es verhindern konnten. Die Angelegenheit ist nämlich noch teuflischer. Je mehr Energie der Dottore in sich aufbaut, desto geringer wird meine eigene Lebenskraft. Es besteht trotz unserer gegensätzlichen Lebenswege ein enges Band zwischen uns. Wahrscheinlich, weil wir Geschwister sind.«
    »Wie alt sind Sie eigentlich?«, fragte Nicole.
    »600 Jahre. Obwohl ich mich manchmal wie 1.000 fühle«, fügte die Magierin von Cannaregio mit einem schiefen Lächeln hinzu.
    »Was genau hat der Dottore eigentlich vor?«, hakte Zamorra nach.
    »Er will vermutlich mich und alle meine Gäste grausam töten«, sagte Claudia Salvador. »Nun, auch eine Magierin muss einmal sterben. Aber ich fürchte, er will wieder Doge von Venedig werden. Und wird in dieser Stadt eine dämonische Schreckensherrschaft errichten wollen. - Jahr für Jahr habe ich wieder gegen seine Rückkehr gekämpft. Doch der Dottore hat es verstanden, immer etwas Boden für sich gutzumachen. Inzwischen hat er sogar einige dämonische Helfershelfer, die ihm aus der Hand fressen. Darum habe ich Sie beide hergebeten. Ich allein kann ihn nicht mehr stoppen. Ich bin schon zu schwach geworden.«
    Zamorra öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
    Doch in diesem Moment drang ein schriller Entsetzensschrei durch alle Wände des Schwarzen Palazzos!
    ***
    Zamorra fuhr herum. Erst jetzt bemerkte er, dass der Golem Emilio verschwunden war. Er musste sich hinausgeschlichen haben, was bei seiner beeindruckenden Gestalt gar nicht so einfach gewesen sein durfte.
    »Das klingt ganz nach dem Warnruf eines Alpinizwerges«, meinte Claudia Salvador.
    »Das werden wir gleich wissen!«, erwiderte Zamorra.
    Die Magierin, Zamorra und Nicole verließen die Kammer der Schmerzen und eilten die steile Treppe hinunter.
    Der Festsaal der seltsamen Karnevalsgesellschaft war in hellem Aufruhr. Die skurrilen Geschöpfe waren um einen Winzling versammelt, der wild gestikulierend in einer unbekannten Sprache fiepte.
    »Das ist Beppo«, erklärte Claudia Salvador. »Ein Alpinizwerg, wie ich sagte. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher