Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
ihn persönlich zu meinem Karnevalsfest eingeladen.«
    Nun bemerkten Zamorra und Nicole, dass der Kleine eine ebenfalls winzige Gesichtsmaske trug. Man hätte darüber schmunzeln können, wenn die Situation nicht so dramatisch gewesen wäre.
    Beppo schien sich in heller Aufregung zu befinden.
    Inzwischen waren die Magierin und ihre beiden Ehrengäste ebenfalls mitten im Saal angelangt. Claudia öffnete ihre halb mumifizierten Lippen. Zirpende Töne drangen heraus, die offenbar von dem Zwerg verstanden wurden.
    Zamorra überlegte inzwischen. Der offensichtliche Verfall seiner Gastgeberin erklärte sich aus dem jahrhundertelangen Kleinkrieg gegen den Dottore. Aber wozu diese bizarre Karnevalsfeier mit Gästen, die größtenteils aus Fabelwesen und Geistern bestand? Wie passte das ins Bild?
    Claudia Salvador wandte sich an die beiden Dämonenjäger.
    »Beppo glaubt, dass der Dottore vor meinem Palazzo auf der Lauer liegt. Und er ist nicht allein. Er hat noch Verstärkung mitgebracht.«
    Zamorra umfasste seinen Dhyarra-Kristall.
    »Dann ist es an der Zeit, dass ich mir diesen Dottore einmal vorknöpfe.«
    Die Gäste redeten und schnatterten wild durcheinander. Die Aussicht, dass der Dämon vor der Tür stand, schien sie in große Panik zu versetzen.
    »Vielleicht sollten Sie die Fete abblasen«, schlug Nicole der Magierin vor.
    »Das geht nicht«, erwiderte Claudia Salvador. »Wenn die Karnevalsfeier in meinem Palazzo endet, falle ich sofort tot um und werde zu Staub.«
    ***
    Emilio liebte Claudia.
    Der Lehmmensch wusste nicht, ob Golems üblicherweise Emotionen hatten.
    Wenn nicht, dann bin ich eben abartig, dachte er sich.
    Denn Emilio steckte voller Gefühle. Am Stärksten empfand er eine bedingungslose Liebe und Hingabe gegenüber seiner Herrin Claudia Salvador. Gleich danach kam ein brennender Hass auf den Dottore, der die Magierin von Cannaregio so unsäglich gequält hatte.
    Der Golem sann auf Rache.
    Er schlich sich aus der Kammer der Schmerzen, während Claudia Salvador den Ehrengästen von ihrer Vergangenheit erzählte.
    Emilio konnte diese Geschichten nicht mehr ertragen. Eine Unruhe hatte ihn befallen. Der Golem spürte, dass in dieser Nacht noch etwas passieren würde. Und wenn das geschah, wollte er gewappnet sein.
    Der drei Meter große Lehmkörper glitt die schmale Stiege hinunter. Da ließ ihn ein leises Geräusch in der Bewegung verharren!
    Es kam vom Dach her.
    Emilio blieb einen Moment stocksteif stehen.
    Dann bewältigte er leise die letzten Stufen bis zum nächsten Zwischengeschoss.
    Der Golem schlich in einen dunklen Winkel unter der Stiege.
    Wenn die Dämonen über das Dach eingedrungen waren, mussten sie über die zweite Haupttreppe kommen. Die Kammer der Schmerzen befand sich in einer Art Mansarde mit einer Extra-Stiege. Von dort gab es keine Verbindung zum Dach.
    Emilio brauchte nicht den Atem anzuhalten, weil Golems nicht atmen.
    Er verdankte sein Leben nur dem Schöpferwort, das Claudia Salvador mit unsichtbarer Zaubertinte auf seine Stirn geschrieben hatte. Dafür würde er ihr ewig dankbar sein…
    Der Golem erblickte nun eine Gestalt.
    Sie trug ein buntes Flickenkostüm!
    Im ersten Moment glaubte der Golem, einen Gast der Karnevalsfeier vor sich zu haben. Aber dann spürte er die untote, böse Ausstrahlung des Wesens. Allerdings war sie nicht sehr stark. Emilio bemerkte sie erst, als der Kerl im Harlekinkostüm unmittelbar in seiner Nähe war. Er selbst hatte den Golem offenbar noch nicht bemerkt.
    Emilio trat aus dem Schatten der Stiege hervor.
    »Was willst du hier?«
    Der Arlecchino griente und wandte sein verwüstetes Gesicht dem Lehmmenschen zu. Jetzt wusste Emilio endgültig, dass er es mit einer dämonischen Kreatur zu tun hatte.
    Dieser Arlecchino hatte offenbar schon sehr lange im Grab gelegen, bevor ihn jemand wieder zu einer unnatürlichen Existenz erweckt hatte.
    Vermutlich der Dottore.
    Alleine der Gedanke an diesen Kerl ließ Emilio vor Zorn vibrieren.
    »Ich bin ein lustiger Arlecchino!«, höhnte der Eindringling. Spielerisch schwang er seinen Eisenspachtel hin und her. »Und ich habe gehört, dass in diesem Haus eine Karnevalsfeier steigt…«
    »Aber nicht für verfaultes Friedhofsgemüse von San Michele!«
    Emilio baute sich drohend vor dem Arlecchino auf. Der Golem war so groß und massig wie ein Berg.
    »Das ist aber gar nicht nett von dir! Ich muss dir wohl eine Lektion erteilen!«
    Mit diesen Worten stieß der Arlecchino seinen Eisenspachtel vor. Doch wenn er

Weitere Kostenlose Bücher