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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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lassen, was sie will. Es ist schließlich ihr Leben.« Olivia drehte den Kopf zu einer Tür, die in eine Küche zu führen schien, und pfiff leise. »Beans«, rief sie.
    »Raus da mit dir. Was treibt er da wieder, Chris? Hast du die Wäsche gefaltet, als du sie mitgebracht hast? Wenn nicht, schläft er jetzt bestimmt wieder drin.«
    Faraday glitt von seinem Hocker und verschwand hinter der Tür. »Beans«, lockte er. »He! Du Gauner.« Dann lachte er. »Er hat sich meine Socken geschnappt, Livie. Dieser verflixte Köter frißt meine Socken. Her damit, du Biest. Los. Gib sie mir.«
    Geräusche einer Balgerei folgten, begleitet vom Knurren des Hundes. Der andere Hund unter der Werkbank hob den Kopf.
    »Du bleibst hier, Toast«, sagte Olivia. Sie ließ sich in ihren Sessel zurücksinken, als der Hund gehorchte. Sie schien zufrieden mit dem Ablenkungsmanöver, das sie inszeniert hatte.
    »Wenn Sie hinsichtlich der Beziehung zwischen Ihrer Mutter und Fleming einen Schluß gezogen haben«, sagte Lynley, »wird sich doch ein zweiter fast von selbst ergeben haben: Sie ist eine wohlhabende Frau. Sie hat Grundbesitz in Stepney, in Kensington und in Kent. Und Sie beide sind entzweit.«
    »Und?«
    »Ist Ihnen bekannt, daß Ihre Mutter in ihrem Testament Kenneth Fleming als Alleinerben eingesetzt hat?«
    »Soll ich jetzt aus allen Wolken fallen?«
    »Sie wird das natürlich nun, wo er tot ist, ändern müssen.«
    »Sie meinen, es besteht Hoffnung, daß sie jetzt ihre Kröten mir hinterläßt?«
    »Die Möglichkeit besteht immerhin, würden Sie das nicht auch so sehen?«
    »Ich würde sagen, daß Sie den Grad der Feindseligkeit zwischen uns völlig falsch einschätzen.«
    »Zwischen Ihnen und Ihrer Mutter? Oder zwischen Ihnen und Fleming?«
    »Fleming?« wiederholte sie. »Den hab ich gar nicht gekannt.«
    »Es war auch gar nicht nötig, ihn zu kennen.«
    »Wozu?« Sie zog tief an ihrer Zigarette. »Wollen Sie unterstellen, daß ich mit seinem Tod etwas zu tun habe? Weil ich das Geld meiner Mutter wollte? Na, das ist wirklich ein beschissener Witz.«
    »Wo waren Sie am Mittwoch abend, Miss Whitelaw?«
    »Wo ich war? Du lieber Gott!« Olivia lachte, doch ihr Gelächter schien einen heftigen Krampf irgendeiner Art auszulösen. Sie stieß einen erstickten Schrei aus und warf sich in ihrem Sessel nach hinten. Ihr Gesicht lief blitzschnell rot an, und sie ließ ihre Zigarette in die Dose fallen, während sie gleichzeitig »Chris!« stammelte und ihren Kopf auf die Seite drehte, weg von Lynley.
    Faraday kam hereingelaufen. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sagte leise: »Ist ja gut. Ist ja gut. Atme durch und entspann dich.« Er kniete neben ihr nieder und begann ihre Beine zu massieren. Der Beagle gesellte sich zu ihm und schnupperte an ihren Füßen.
    Aus der Küche kam leise miauend eine kleine schwarzweiße Katze in das Arbeitszimmer. Unter der Werkbank versuchte Toast mühsam, auf die Beine zu kommen. Faraday sagte über seine Schulter hinweg, während er weiter Olivia massierte:
    »Nein! Bleib! Du auch, Beans. Bleib!« Und er schnalzte leise mit der Zunge, bis die Katze in Reichweite war. Er hob sie vom Boden auf und setzte sie Olivia auf den Schoß. »Halt sie fest, Livie. Sie hat schon wieder an ihrem Verband rumgezerrt.«
    Olivia legte ihre Hände auf die Katze, doch den Kopf ließ sie rückwärts an den Sessel gelehnt, und sie sah nicht zu der Katze hinunter. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete tief - ein durch die Nase, aus durch den Mund -, als hätte sie Angst, ihre Lunge könnte plötzlich aufhören zu arbeiten.
    Faraday massierte weiter ihre Beine. »Besser?« fragte er.
    »Okay? Läßt es nach?«
    Schließlich nickte sie. Ihr Atem wurde ruhiger. Sie senkte den Kopf und widmete ihre Aufmerksamkeit der Katze. »Das heilt nie«, sagte sie mit angestrengter Stimme, »wenn wir ihr nicht eine richtige Halskrause machen, damit sie nicht mehr ran kann, Chris.«
    Lynley sah erst jetzt den Verband, den er für einen Teil des weißen Fells gehalten hatte. Er lag um ihr linkes Ohr und bedeckte ein Auge. »Eine Katzenbalgerei?« fragte er.
    »Sie hat ein Auge verloren«, erklärte Faraday.
    »Das ist ja eine ziemlich lädierte Truppe, die Sie hier haben.«
    »Hm. Ja. Ich kümmere mich um die Außenseiter.«
    Olivia lachte schwach, und der Beagle zu ihren Füßen klopfte mit kräftig wedelndem Schwanz an ihren Sessel, als hätte er einen zweideutigen Scherz verstanden.
    Faraday fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.

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