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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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war ein Andenken an seine Bandenzeit in Brixton - er hatte den Brixton Warriors angehört - und war ihm von einem gegnerischen Bandenmitglied beigebracht worden, das derzeit im Zuchthaus saß.
    »Heute habe ich echt gelebt wie Gott in Frankreich.« Nkata hängte seine Jacke mit liebevoller Fürsorge über die Rückenlehne des Besuchersessels vor Lynleys Schreibtisch. »Erst habe ich mir in Shepherd's Market hübsche Bienen angeschaut, dann bin ich zum Berkeley Square rübergefahren und habe mich im Cherbourg Club bei den feinen Leuten rumgetrieben. Wird das noch besser, wenn ich's mal bis zum Sergeant gebracht habe?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, antwortete Barbara Havers, während sie taxierend den Stoff seines Jacketts zwischen zwei Fingern rieb. Offensichtlich hatte sich der gute Nkata garderobemäßig ihren gemeinsamen Chef zum Vorbild erkoren. »Ich war den ganzen Nachmittag auf der Isle of Dogs.«
    »Sergeant meiner Träume, Sie sind einfach noch nicht den richtigen Leuten begegnet.«
    »Scheint mir auch so.«
    Lynley telefonierte während dieses Geplänkels mit Superintendent Webberly, ihrem Abteilungsleiter, und teilte ihm mit, welche Beamten frühzeitig aus dem Wochenende zurückgerufen werden würden, um bei den Ermittlungen im Mordfall Fleming Unterstützung zu leisten.
    »Und was unternehmen Sie wegen der Presse, Tommy?« fragte Webberly.
    »Ich überlege, wie ich mich ihrer am besten bedienen kann. Sie sind hinter der Story her wie der Teufel hinter der sprichwörtlichen armen Seele.«
    »Seien Sie ja vorsichtig. Für diese Burschen gibt es doch nichts Schöneres als einen saftigen Skandal. Geben Sie acht, daß Sie ihnen nichts in die Hand geben, was der Sache schadet.«
    »Selbstverständlich.« Danach verabschiedete sich Lynley und legte auf. Er rollte seinen Sessel ein Stück vom Schreibtisch weg und sagte: »Also, wie sieht's aus?«
    »Patten ist so sauber wie ein frischgewaschener Babypopo«, erklärte Nkata. »Er war Mittwoch abend im Cherbourg Club und hat im Privatzimmer mit den dicken Brummern gezockt. Er ist erst gegangen, als draußen schon die Milchautos durch die Straßen sausten.«
    »Und es ist sicher, daß das Mittwoch auf Donnerstag war?«
    »Die Mitglieder müssen sich auf einer Karte eintragen, und diese Karte wird sechs Monate aufbewahrt. Der Türsteher brauchte nur die Karten von der vergangenen Woche durchzusehen, und da hatte er ihn schon: Mittwoch abend, mit Begleiterin. Und selbst wenn es die Karten nicht gäbe, würde er sich meiner Meinung nach ohne Probleme an Patten erinnern.«
    »Warum?«
    »Nach dem, was mir ein Angestellter erzählt hat, läßt Patten jeden Monat ungefähr ein- bis zweitausend Pfund im Club. Alle kennen ihn. So nach dem Motto: Kommen Sie rein, nehmen Sie Platz, was können wir Ihnen Gutes tun, während wir Sie schröpfen?«
    »Er sagte aber, er hätte Mittwoch abend gewonnen.«
    »Stimmt, das hat mir dieser Angestellte bestätigt. Aber sonst verliert er meistens. Er trinkt übrigens auch. Hat immer einen Flachmann in der Tasche. An den Spieltischen ist Alkohol verboten, aber der Angestellte hat mir erzählt, man habe ihm gesagt, bei Patten solle er ein Auge zudrücken.«
    »Wer waren die anderen Spieler an diesem Abend?« fragte Barbara.
    Nkata sah in sein Heft. Es war rostbraun und winzig, und meistens schrieb er mit einem ebenso winzigen Druckbleistift in mikroskopisch kleiner Schrift hinein, die überhaupt nicht zu seiner großen, stattlichen Erscheinung paßte. Er nannte die Namen zweier Mitglieder des Oberhauses, eines italienischen Industriellen, eines bekannten Kronanwalts, eines Großunternehmers, dessen Geschäftsinteressen von der Filmproduktion bis zur Fast-Food-Kette reichten, und eines Computergenies aus Kalifornien, das in London Urlaub machte und mehr als bereit war, die zweihundertfünfzig Pfund für eine kurzfristige Mitgliedschaft zu berappen, um zu Hause erzählen zu können, daß er in einer privaten Spielhölle ausgenommen worden war.
    »Patten hat den ganzen Abend keine Pause gemacht«, berichtete Nkata. »Nur gegen ein Uhr morgens ging er mal raus, um seine Puppe in ein Taxi zu setzen. Aber da gab er ihr nur einen Klaps auf den Allerwertesten, reichte sie an den Türsteher weiter und ging wieder rein.«
    »Und war er hinterher in Shepherd's Market, um noch was zu erleben?« fragte Lynley.
    Shepherd's Market, früher ein bekannter Rotlichtbezirk, war nur einen Katzensprung vom Berkeley Square und dem Cherbourg Club

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