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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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könnt so heißen. Aber ich heiße Hadiyyah. Ich finde, das ist nicht halb so schön wie Malak. Und es heißt auch nicht Engel.«
    »Aber es ist ein hübscher Name.«
    »Haben Sie auch einen Namen?«
    »Oh, entschuldige. Ich heiße Barbara. Ich wohne da hinten.«
    Hadiyyah lächelte mit runden Wangen. »In dem süßen kleinen Häuschen?« Sie drückte die Hände an die Brust. »Ach, dort wollte ich so gern wohnen, als wir hier eingezogen sind. Aber es ist viel zu klein für uns. Es ist wie ein Puppenhaus. Kann ich es anschauen?«
    »Aber sicher. Bei Gelegenheit.«
    »Jetzt gleich?«
    »Jetzt?« fragte Barbara verdattert. Ihr begann eine Spur unbehaglich zu werden. Fing es nicht meistens so an und endete dann damit, daß ein Unschuldiger angeklagt wurde, ein gemeines Verbrechen an einem Kind begangen zu haben? »Ich weiß nicht recht. Mußt du denn nicht ins Bett? Was ist, wenn dein Dad aufwacht?«
    »Ach, der wacht nie vor morgens auf. Höchstens, wenn ich schlecht träume.«
    »Aber wenn er ein Geräusch hört und aufwacht und du dann nicht hier bist -«
    »Aber ich bin doch hier.« Sie lächelte wieder. »Ich bin nur hinter dem Haus. Ich könnte ihm ja einen Zettel schreiben und ihn auf mein Bett legen, für den Fall, daß er aufwacht. Ich könnte schreiben, daß ich nur mal hinters Haus gegangen bin. Ich könnte ihm schreiben, daß ich bei Ihnen bin - ich schreibe Ihren Namen, ich schreibe: Ich bin bei Barbara - und daß Sie mich wieder heimbringen, wenn ich das Häuschen angeschaut habe. Wäre das nicht gut?«
    Nein, dachte Barbara. Gut wäre jetzt eine lange heiße Dusche, ein Toast mit Spiegelei und eine Tasse Bouillon, weil ein Streifen gegrillter Schinken und ein Klacks Käse mit einem raffinierten französischen Namen als Abendessen nicht zählten.
    »Also gut, schreib ihm einen Zettel«, sagte sie schließlich. »Ich warte.«
    Hadiyyah lächelte glückselig. Sie wirbelte herum. Sie flitzte in die Wohnung. Der Lichtstreifen wurde breiter, als sie in das Zimmer nach hinten lief. Keine zwei Minuten später war sie zurück.
    »Ich hab den Zettel an meine Lampe gelehnt«, berichtete sie.
    »Aber wahrscheinlich wird Dad gar nicht aufwachen. Er wacht nie auf. Außer, wenn ich schlecht träume.«
    »Gut«, sagte Barbara und schlug den Weg zur kurzen Treppe ein. »Hier herum, komm.«
    »Ich weiß den Weg. Ja, ehrlich. Ich weiß ihn.« Hadiyyah hüpfte voraus. Über ihre Schulter rief sie zurück: »Nächste Woche hab ich Geburtstag. Ich werde acht. Dad hat mir erlaubt, ein Fest zu geben. Mit Schokoladenkuchen und Erdbeereis. Kommen Sie? Sie brauchen auch kein Geschenk mitzubringen.«
    Sie sprang davon, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Barbara sah, daß sie keine Schuhe trug. Na wunderbar, dachte sie. Die Kleine würde sich eine Lungenentzündung holen, und sie wäre schuld daran.
    Auf dem Stück Rasen zwischen dem Haupthaus und Barbaras Häuschen holte Barbara die Kleine ein. Sie hatte angehalten, um ein umgekipptes Dreirad wieder aufzustellen. »Das gehört Quentin«, erklärte sie. »Er läßt sein Zeug immer draußen. Seine Mama wird dann ganz böse und schimpft vom Fenster aus mit ihm, aber er hört nie auf sie. Er versteht wahrscheinlich nicht, was sie von ihm will, nicht?«
    Wieder wartete sie nicht auf Antwort, sondern wies auf einen Liegestuhl und einen weißen Plastiktisch mit zwei passenden Stühlen. »Der gehört Mrs. Downey. Sie wohnt in dem Apartment. Kennen Sie sie? Sie hat eine Katze, die heißt Jones. Und der Tisch mit den Stühlen gehört den Jensens. Die mag ich nicht besonders - die Jensens, mein ich -, aber Sie verraten's ihnen nicht, oder?«
    »Ich schweige wie ein Grab.«
    Barbara führte das Kind zu ihrer Haustür und kramte den Schlüssel aus der Tasche hervor. Sie sperrte auf und knipste die Deckenlampe an. Hadiyyah drängte sich an ihr vorbei.
    »Ach, ist das süß!« rief sie. »Wirklich, wie in einem Puppenhaus. Einfach goldig.« Sie rannte in die Mitte des Zimmers und drehte sich im Kreis. »Ach, wenn wir doch hier wohnen würden. Wenn wir doch hier wohnen würden!«
    »Dir wird gleich schwindlig werden.« Barbara stellte ihre Tasche auf die Arbeitsplatte und ließ Wasser in den Kessel laufen.
    »Nein, nein«, widersprach Hadiyyah. Sie wirbelte noch dreimal im Kreis herum, dann hielt sie schwankend an. »Ach, vielleicht doch. Ein kleines bißchen.« Sie sah sich um. Während sie mit beiden Händen ihr Nachthemd glattstrich, flog ihr Blick von einem Gegenstand zum anderen. Schließlich

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