Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Frauen Heinrichs VIII. gelesen, nicht unbedingt das gute Omen, das Lynley sich erhofft hatte. Aber als er prüfte, mit welcher der Ehefrauen Heinrichs VIII. sie sich gerade befaßte, und sah, daß es Jane Seymour war, beschloß er, das doch als günstiges Vorzeichen zu interpretieren. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich allerdings, daß sie gerade bei dieser Farce von einem Prozeß gegen Anne Boleyn, Jane Seymours Vorgängerin, angelangt war. Das wiederum verhieß nun nichts Gutes. Aber daß sie mitten im Prozeß gegen Anne Boleyn eingeschlafen war, konnte man auch so verstehen, daß ...
    Lynley schüttelte den Kopf. Es war wirklich eine Ironie! Fast immer war er in seinen Beziehungen zu Frauen völlig souverän geblieben. Er war seinen Weg gegangen, und wenn der ihre sich zufällig mit dem seinen kreuzte, wunderbar. Wenn nicht, hatte er es höchst selten als größeren Verlust empfunden. Aber bei Helen war alles anders. In den sechzehn Monaten, seit er sich zum erstenmal eingestanden hatte, daß er tatsächlich eine Frau liebte, die schon sein halbes Leben zu seinem engsten Freundeskreis gehörte, hatte er jegliche Sicherheit verloren. Einmal glaubte er, Frauen bis ins Detail zu kennen, dann wieder verlor er jede Hoffnung, jemals auch nur den kleinsten Schritt zur Überwindung seiner bodenlosen Ignoranz zuwege zu bringen. In seinen schwärzesten Momenten ertappte er sich dabei, daß er die, wie er es nannte, »guten alten Zeiten« herbeisehnte, als Frauen zu Ehefrauen, liebenden Gattinnen, Mätressen oder Kurtisanen geboren und erzogen worden waren, zu Wesen eben, die sich dem Willen des Mannes unterzuordnen hatten. Wie angenehm und bequem wäre es gewesen, einfach bei Helens Vater um ihre Hand anzuhalten, vielleicht noch ein bißchen um die Mitgift zu feilschen, um sie schließlich »heimführen« zu dürfen, ohne sich über ihre Wünsche in dieser Angelegenheit das geringste Kopfzerbrechen machen zu müssen. Hätte es die arrangierten Heiraten noch gegeben, so hätte er sie zuerst heiraten und sich dann in Ruhe überlegen können, wie sie zu erobern sei. So aber machten ihn das Werben und Erobern langsam mürbe. Er war kein geduldiger Mensch, war noch nie einer gewesen.
    Er stellte ihr Weinglas auf das Tischchen neben ihrem Sessel. Er nahm das Buch von ihrem Schoß, merkte die Stelle ein, an der sie zu lesen aufgehört hatte, und schloß es. Er ging vor ihr in die Hocke und legte seine Hand auf die ihre. Sie drehte ihre Hand, und ihrer beiden Finger schoben sich ineinander. Er spürte etwas Hartes, leicht Erhabenes, und als er den Blick senkte, sah er, daß sie seinen Ring trug. Er zog ihre Hand an seine Lippen und küßte sie.
    Da rührte sie sich endlich. »Ich habe gerade von Katharina von Aragon geträumt«, murmelte sie.
    »Wie war sie?«
    »Unglücklich. Heinrich hat sie nicht sehr gut behandelt.«
    »Tragischerweise hatte er sich verliebt.«
    »Ja, aber er hätte sich ihrer nicht entledigt, wenn sie ihm einen Sohn geboren hätte. Warum müssen Männer so schrecklich sein?«
    »Das ist nun aber wirklich ein Sprung!«
    »Von Heinrich zu den Männern im allgemeinen, meinst du? Das ist die Frage.« Sie streckte sich und sah das Weinglas, das er in der Hand hielt. »Ah, du hast dein Abendessen entdeckt.«
    »Richtig. Es tut mir leid, Darling. Wenn ich gewußt hätte -«
    »Ach, sei froh. Ich habe Denton kosten lassen und an seinem Gesicht sofort gesehen, daß ich keinen kulinarischen Himalaya erklommen hatte, obwohl ich zugeben muß, daß er sich redlich bemüht hat, sich nichts anmerken zu lassen. Er hat es mit bewundernswerter Geduld ertragen, wie ich in seiner Küche herumgewirtschaftet habe. Hat er dir das Chaos beschrieben?«
    »Er war ausgesprochen zurückhaltend.«
    Sie lächelte. »Wenn wir beide heiraten, läßt Denton sich bestimmt von dir scheiden, Tommy. Wie soll der arme Mann es auf Dauer ertragen, daß ich ihm die Böden seiner sämtlichen Töpfe und Pfannen ankohlen lasse?«
    »Ach, das war's.«
    »Er war wirklich zurückhaltend, wie ich sehe. So ein netter Mensch!« Sie griff nach ihrem Weinglas und drehte es langsam zwischen den Fingern. »Genauer gesagt, war es nur ein einziger Topf. Und ein kleiner dazu. Und der Boden war auch nicht ganz durchgebrannt. Weißt du, in dem Rezept hieß es, man müsse zuerst Knoblauch anbraten. Das hab ich getan. Aber dann hat das Telefon geläutet - es war übrigens deine Mutter. Wenn nicht der Rauchmelder losgegangen wäre, hättest du wahrscheinlich bei deiner

Weitere Kostenlose Bücher