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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gewaltigen Brüste.
    »Deswegen brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen, Jean«, hatte er gesagt. Sie hatte gefragt, was, zum Teufel, er damit meine. Sein Sohn habe eine ganze Schublade voller schmutziger Bilder, und wenn das nicht Anlaß genug sei, sich Sorgen zu machen, was denn? »Das sind keine schmutzigen Bilder«, hatte Kenny entgegnet. »Das ist keine richtige Pornographie. Er ist neugierig, das ist alles.« Und nach einer Pause hatte er hinzugefügt: »Ich kann dir echte Pornos besorgen, wenn du was brauchst, worüber du dir Sorgen machen kannst.«
    Die richtigen Pornofotos, klärte er sie auf, zeigten mehr als ein Modell - Mann und Frau, Mann und Mann, Erwachsene und Kind, Kind und Kind, Frau und Frau, Frau und Tier, Mann und Tier. Er sagte: »Das sind ganz andere Geschichten, Jeannie. Solche Fotos wie diese hier schauen sich junge Burschen an, die noch nicht wissen, wie es ist, mit einer Frau zu schlafen. Das ist ganz natürlich. Das gehört zum Erwachsenwerden.«
    Sie hatte ihn gefragt, ob er auch solche Bilder besessen habe - Bilder, die er vor seinen Eltern versteckt hatte wie ein böses Geheimnis -, wenn das zum Erwachsenwerden gehöre. Er hatte die Fotografien wieder an ihren Platz gelegt und die Schublade geschlossen. »Nein«, hatte er nach einer kleinen Pause erwidert, ohne sie anzusehen. »Ich hatte doch dich. Ich hab's nicht nötig gehabt, mir in Gedanken vorzustellen, wie es sein würde, wenn es endlich passierte. Ich hab's immer gewußt.« Dann hatte er den Kopf gedreht und gelächelt. Und sie hatte das Gefühl gehabt, ihr liefe das Herz über. Wie er es nur immer geschafft hatte, solche Gefühle in ihr zu wecken!
    Ein Schmerz saß in ihrer Kehle, als sie sprach. »Ich hab dir ein paar Brötchen mitgebracht. Nimm deine Beine weg, Jim, damit ich das Tablett abstellen kann.«
    »Ich hab Shar doch gesagt, daß ich nicht hungrig bin.«
    Sein Ton war trotzig, sein Blick mißtrauisch. Dennoch machte er Platz, wie Jean ihn gebeten hatte, und sie nahm es als gutes Zeichen. Sie stellte das Tablett neben seinen Knien auf das Bett. Er trug völlig verdreckte Jeans, hatte weder seine Windjacke noch seine Schuhe ausgezogen, so als hätte er immer noch vor, wegzugehen, sobald die Polizei es aufgeben würde, das Haus zu beobachten. Jean wollte ihm sagen, wie unwahrscheinlich es war, daß die Polizei die Überwachung einstellen würde. Es gab Polizisten zu Dutzenden, zu Hunderten, vielleicht zu Tausenden; sie brauchten einander da draußen nur abzulösen.
    »Ich hab vergessen, mich bei dir für gestern zu bedanken«,sagte Jean.
    Jimmy fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er sah auf das Tablett hinunter, ohne auf das Häschengeschirr zu reagieren. Dann starrte er wieder sie an.
    »Dafür, daß du dich so um Stan und Shar gekümmert hast«, erklärte sie. »Das war lieb von dir, Jim. Dein Dad -«
    »Ach, hör mir doch mit dem auf!«
    Sie holte Atem und fuhr zu sprechen fort: »Dein Dad wäre stolz auf dich gewesen, dafür, daß du zu deinen Geschwistern so gut bist.«
    »Ach ja? Was hat Dad denn schon vom Gutsein verstanden?«
    »Für Stan und Shar bist du jetzt das Vorbild, Jimmy. Du mußt wie ein Vater sein, besonders für Stan.«
    »Für Stan war's besser, er kümmerte sich um sich selbst. Wenn er sich auf andere verläßt, fällt er nur auf die Schnauze.«
    »Aber nicht, wenn er sich auf dich verläßt.«
    Jimmy rückte noch weiter am Kopfteil hinauf; vielleicht um seinen Rücken zu entlasten, vielleicht um von ihr Abstand zu gewinnen. Er griff nach einer zerdrückten Packung Zigaretten, steckte sich eine zwischen die Lippen, zündete sie an und blies den Rauch schnell und heftig durch die Nasenlöcher in die Luft.
    »Er braucht mich nicht«, sagte er.
    »Doch, Jim, er braucht dich.«
    »Solange er seine Mutter hat, nicht. Ist es nicht so?«
    Er sprach in einem Ton mürrischer Herausforderung, als enthielten seine Behauptungen eine versteckte Botschaft. Jean versuchte ohne Erfolg, sie zu entschlüsseln.
    »Kleine Jungen brauchen einen Mann, zu dem sie aufsehen können.«
    »Ach so? Tja, tut mir leid, ich werde nicht mehr lange hier sein. Wenn Stan jemanden braucht, der ihm die Nase putzt und darauf achtet, daß er nicht an seinen Pimmel faßt, sobald das Licht ausgeht, muß er sich schon einen anderen suchen. Kapiert?« Jimmy beugte sich vor und schnippte Asche in die Untertasse.
    »Und wohin willst du?«
    »Weiß ich noch nicht. Irgendwohin. Ist ziemlich egal, Hauptsache, ich bin weg. Ich halt's

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