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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Stelle am Rand fehlte nicht.
    Lynley stellte sich und Barbara vor. Er nahm sich einen der Sessel, Barbara einen anderen. Jean Cooper setzte sich zu ihrem Sohn aufs Sofa. Sie holte einen Blechaschenbecher vom Couchtisch und stellte ihn auf ihre Knie.
    »Möchtest du eine Zigarette?« fragte sie ihren Sohn leise.
    Er sagte: »Nee«, und schob sich mit einer schnellen Bewegung das Haar von den Schultern.
    »Sie haben am Mittwoch mit Ihrem Vater gesprochen«, konstatierte Lynley.
    Jimmy nickte, den Blick noch immer gesenkt.
    »Um welche Zeit war das?« »Weiß ich nicht mehr.«
    »Morgens? Nachmittags? Ihre Maschine nach Griechenland sollte am Abend fliegen. Er hat Sie doch sicher vorher angerufen.«
    »Am Nachmittag, denk ich mal.«
    »Am frühen Nachmittag? Oder erst später?«
    »Ich war mit Stan beim Zahnarzt«, half Jean Cooper aus. »In der Zeit muß Dad angerufen haben, Jim. Gegen vier, halb fünf.«
    »Kann das sein?« fragte Lynley den Jungen. Der zuckte mit den Schultern. Lynley nahm es als Bestätigung. »Was hat Ihr Vater gesagt?«
    Jimmy zog an einem Faden, der vom Saum seines T-Shirts herabhing. »Was zu erledigen.«
    »Wie bitte?«
    »Dad hat gesagt, er hätte was zu erledigen.« In der Stimme des Jungen schwang Ungeduld. Blöde Bullen, sagte sein Ton.
    »Am selben Tag?«
    »Ja.«
    »Und die Reise?«
    »Wieso?«
    Lynley fragte, was aus den Urlaubsplänen geworden sei? Ob die Reise ganz abgeblasen oder nur verschoben worden sei.
    Jimmy schien über diese Frage nachzudenken. Zumindest entnahm Lynley das dem umherschweifenden Blick des Jungen. Er erklärte schließlich, sein Vater habe gesagt, die Reise müsse um ein paar Tage verschoben werden. Er werde am nächsten Morgen noch einmal anrufen, hatte er gesagt. Dann könnten sie neue Pläne machen.
    »Und als er am nächsten Morgen nicht anrief«, fragte Lynley, »was haben Sie da gedacht?«
    »Gar nichts. Das war doch typisch Dad. Er hat immer alles mögliche versprochen, und nie hat er's gehalten. Die Reise war eben auch so ein Fall. Mir war's gleich. Ich wollte ja sowieso nicht fahren.« Um seinen letzten Worten Nachdruck zu verleihen, stieß er den Absatz seines Stiefels in den beigefarbenen Teppich. Er schien das ziemlich häufig zu tun, denn der Teppich war an dieser Stelle bereits schmutzbraun und fast durchgescheuert.
    »Und was war mit Kent?« bohrte Lynley.
    Der Junge zog so heftig an dem Faden, der von seinem Hemd herabhing, daß er abriß.
    »Sie waren am Mittwoch abend draußen«, sagte Lynley. »Sie hielten sich in der Nähe des Hauses auf. Wir wissen, daß Sie im Garten waren. Es würde mich interessieren, ob Sie auch das Haus betreten haben.«
    Jean hob ruckartig den Kopf und griff nach dem Arm ihres Sohns. Er wich vor ihr zurück, ohne etwas zu sagen.
    »Rauchen Sie Embassy wie Ihre Mutter, oder stammen die Zigarettenkippen, die wir hinten im Garten fanden, von einer anderen Marke?«
    »Was geht hier eigentlich vor?« rief Jean.
    »Der Schlüssel aus dem Geräteschuppen ist auch verschwunden«, fuhr Lynley fort. »Wenn wir Ihr Schlafzimmer durchsuchen - oder Sie bitten, Ihre Taschen zu leeren -, werden wir ihn dann finden, Jimmy?«
    Das Haar des Jungen war wieder nach vorn gefallen und verhüllte sein Gesicht.
    »Sind Sie Ihrem Vater nach Kent gefolgt? Oder hat er Ihnen mitgeteilt, daß er dorthin wollte? Sie haben uns eben erzählt, er habe angeblich etwas zu erledigen gehabt. Hat er Ihnen gesagt, daß es mit Gabriella Patten zu tun hatte, oder haben Sie das nur vermutet?«
    »Hören Sie auf!« Jean drückte hektisch ihre Zigarette aus und knallte den Blechaschenbecher dann auf den Couchtisch. »Was tun Sie da, Sie ...? Sie haben kein Recht, in mein Haus zu kommen und so mit meinem Sohn zu sprechen. Sie haben überhaupt keine Beweise. Sie haben keine Zeugen. Sie haben nichts -.«
    »Im Gegenteil«, unterbrach Lynley, und Jean verstummte. Er beugte sich vor. »Möchten Sie einen Anwalt, Jimmy? Ihre Mutter kann einen anrufen, wenn Sie das wollen.«
    Der Junge zuckte die Achseln.
    »Mrs. Cooper«, sagte Barbara, »Sie können einen Anwalt anrufen.«
    Doch Jeans frühere Drohung, eben das zu tun, war anscheinend in der Wut untergegangen. »Wir brauchen keinen Anwalt«, zischte sie. »Mein Sohn hat nichts verbrochen. Überhaupt nichts. Er ist sechzehn Jahre alt. Er ist der Mann in unserer Familie. Er kümmert sich um seine Geschwister. Kent interessiert ihn gar nicht. Am Mittwoch abend war er hier. Er war in seinem Bett. Ich hab's selbst

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