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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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    »Jimmy«, sagte Lynley, »wir haben Gipsmodelle von zwei Fußabdrücken, die mit den Stiefeln, die Sie anhaben, übereinstimmen werden. Das sind doch Doc Martens, nicht wahr?« Der Junge antwortete nicht. »Den einen Abdruck fanden wir hinten im Garten, dort, wo Sie von der Koppel nebenan über den Zaun geklettert sind.«
    »Das ist doch alles Quatsch!« rief Jean.
    »Der andere fand sich auf dem Fußweg, der von Lesser Springburn zum Haus führt, bei dem Zauntritt in der Nähe der Eisenbahngleise.« Lynley erzählte ihm auch den Rest: von den Köperfasern, die zweifellos in die Risse an den Knien seiner Jeans passen würden; von dem Öl auf diesen Fasern; von dem Öl im Gebüsch des Gemeindeparks von Lesser Springburn. Er wünschte, der Junge würde in irgendeiner Weise reagieren. Bei den Worten zusammenzucken, versuchen, die Behauptungen zu leugnen, irgend etwas zeigen, womit sie etwas anfangen konnten. Aber Jimmy sagte und tat nichts.
    »Was haben Sie in Kent getan?« fragte Lynley.
    »Hören Sie auf, so mit ihm zu reden«, schrie Jean. »Er war nicht in Kent. Nie!«
    »Das stimmt nicht, Mrs. Cooper. Und ich nehme an, das wissen Sie auch.«
    »Hinaus! Verschwinden Sie aus meinem Haus.« Sie sprang auf und stellte sich zwischen Lynley und ihren Sohn. »Raus mit Ihnen! Alle beide! Sie haben Ihre Fragen gestellt. Sie haben mit meinem Sohn gesprochen. Jetzt verschwinden Sie. Los!«
    Lynley seufzte. Er fühlte sich doppelt belastet - durch das, was er wußte, und durch das, was er noch wissen mußte. Er sagte:
    »Wir brauchen Antworten auf unsere Fragen, Mrs. Cooper. Jimmy kann sie uns jetzt geben, oder er kann mitkommen und dies später tun. Aber so oder so, er wird mit uns sprechen müssen. Möchten Sie jetzt Ihren Anwalt anrufen?«
    »Wer ist Ihr Chef, Sie Großmaul? Seinen Namen können Sie mir geben. Den werd ich anrufen.«
    »Webberly«, antwortete Lynley. »Malcolm Webberly.«
    Sie schien verblüfft über Lynleys Bereitwilligkeit, ihr Auskunft zu geben. Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn, unschlüssig vielleicht, ob sie standhalten oder zum Telefon gehen sollte. Alles nur Tricks, sagte ihre Miene. Wenn sie aus dem Zimmer ging, um den Anruf zu tätigen, würden sie ihren Sohn für sich allein haben.
    »Hat Ihr Sohn ein Motorrad?« fragte Lynley.
    »Das Motorrad beweist gar nichts.«
    »Dürfen wir es bitte sehen?«
    »Es ist ein einziger Rosthaufen. Mit dem käme er nicht mal bis zum Tower. Geschweige denn nach Kent. Nie im Leben.«
    »Es stand nicht vor dem Haus«, sagte Lynley. »Ist es hinten?«
    »Ich hab gesagt -«
    Lynley stand auf. »Verliert es Öl, Mrs. Cooper?«
    Jean faltete wie in flehender Gebärde ihre Hände. Als auch Barbara sich aus ihrem Sessel erhob, sah Jean von einem zum anderen, als dächte sie an Flucht. Hinter ihr zog ihr Sohn die Beine an und stand ebenfalls auf.
    Er schlurfte in die Küche, und sie hörten, wie er eine quietschende Tür öffnete. »Jim!« rief Jean, aber er antwortete nicht.
    Lynley und Barbara folgten ihm, mit Jean dicht auf den Fersen. Als sie im Garten waren, zog er gerade die Tür eines kleinen Schuppens auf. Daneben führte ein Tor auf einen betonierten Weg hinaus, der zwischen den Häusern der Cardale Street und jenen in der Straße dahinter verlief.
    Jimmy Cooper schob sein Motorrad aus dem Schuppen, schwang sich auf den Sitz, startete den Motor, ließ ihn einen Moment im Leerlauf tuckern und schaltete ihn wieder ab. Er tat das alles, ohne einen von ihnen anzusehen. Dann trat er zur Seite - die rechte Hand am linken Ellbogen, das Körpergewicht auf dem linken Fuß -, und Lynley ging in die Hocke, um sich das Motorrad genauer anzusehen.
    Es war, wie Jean Cooper gesagt hatte, stark verrostet. Dort, wo kein Rost war, konnte man sehen, daß es einmal rot gewesen war, doch die Farbe war mit der Zeit oxidiert, und es waren matte Stellen geblieben, die, mit dem Rost vermischt, wie Schorf aussahen. Doch der Motor funktionierte. Als Lynley selbst ihn startete, sprang er reibungslos an und knatterte ohne eine einzige Fehlzündung vor sich hin. Er schaltete den Motor wieder ab und stellte das Motorrad auf seinen Kippständer.
    »Ich hab's Ihnen doch gesagt«, fuhr Jean dazwischen. »Es ist nur ein Haufen Rost. Er gondelt damit in Cubitt Town rum. Er weiß, daß er sonst nirgendwo damit hinfahren kann. Er macht Besorgungen für mich. Besucht seine Großmutter. Unten beim Millwall Park. Er -«
    »Sir.« Barbara, die auf der anderen Seite der Maschine hockte,

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