Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
gegenüber, und Barbara ging zu einem der Stühle an der Wand. Lynley hörte das Kratzen des Streichholzes, als sie sich eine Zigarette anzündete. Eine Sekunde später roch er den Rauch. Jimmys Blick flog gierig zu Barbara und glitt sofort wieder von ihr ab. Lynley klopfte seinem Sergeant im Geist auf die Schulter. Manchmal war ihr Laster durchaus nützlich.
    »Rauchen Sie ruhig, wenn Sie wollen«, sagte er zu dem Jungen.
    Barbara warf ihre Streichhölzer auf den Tisch. »Brauchen Sie eine Zigarette?« fragte sie Jimmy.
    Er schüttelte den Kopf, doch seine Füße standen keinen Moment still, und er zupfte immer noch an seinem T-Shirt.
    »Es ist schwer, vor der eigenen Mutter zu sprechen«, meinte Lynley. »Sie meint es gut, aber sie ist eben eine Mutter, stimmt's? Mütter wollen einen immer festhalten. Sie wollen immer bei allem dabeisein.«
    Jimmy wischte sich mit einem Finger unter der Nase entlang. Er warf einen Blick zu dem Streichholzheft.
    »Sie können einen nie in Ruhe lassen«, fuhr Lynley fort.
    »Jedenfalls meine Mutter konnte das nicht. Und sie möchten es nicht wahrhaben, daß man kein kleiner Junge mehr ist, sondern ein Mann.«
    Jimmy hob den Kopf, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und nutzte die Gelegenheit, um einen verstohlenen Blick auf Lynley zu werfen.
    »Ich kann verstehen, daß Sie nicht von ihr sprechen wollten«, sagte Lynley. »Ich hätte das eigentlich gleich kapieren müssen, denn ich selbst hätte vor meiner Mutter auch kein einziges Wort sagen mögen. Sie läßt Ihnen nicht viel Freiraum, hm?«
    Jimmy kratzte sich am Arm, dann an der Schulter. Er zupfte wieder an seinem Hemd.
    »Meine Hoffnung ist«, fuhr Lynley nach einer Pause fort, »daß Sie uns helfen können, ein paar Einzelheiten zu klären. Sie sind nicht verhaftet. Sie sind hier, um uns zu helfen. Wir wissen, daß Sie in Kent waren, im Garten des Hauses. Wir nehmen an, daß Sie am Mittwoch abend dort waren. Wir möchten gern wissen, warum, wie Sie dorthin gelangt, wann Sie angekommen und wann Sie wieder gegangen sind. Das ist alles. Können Sie uns da weiterhelfen?«
    Lynley hörte, wie Barbara, die hinter ihm saß, an ihrer Zigarette zog. Eine Rauchwolke wehte zu ihnen herüber. Noch einmal zählte Lynley sorgfältig die Beweise auf, die die Anwesenheit des Jungen in Kent belegten. Er schloß mit der Frage: »Sind Sie Ihrem Vater gefolgt?«
    Jimmy hustete und kippte seinen Stuhl leicht nach hinten.
    »Haben Sie nur vermutet, daß er nach Kent fahren würde? Er hatte Ihnen gesagt, er hätte etwas zu erledigen. Wirkte er erregt? Oder besorgt? Sagte er Ihnen, daß er vorhatte, mit Gabriella Patten zusammenzutreffen?«
    Jimmy ließ die vorderen Stuhlbeine wieder auf den Boden krachen.
    »Er war vor kurzem beim Anwalt gewesen. Wegen einer Scheidung. Ihre Mutter wird darüber sicher niedergeschlagen gewesen sein. Sie haben sie vielleicht weinen sehen und sich gefragt, warum sie weint. Vielleicht hat sie auch mit Ihnen gesprochen. Vielleicht hat sie Ihnen gesagt -«
    »Ich war's.« Jimmy blickte endlich auf. Seine hellbraunen Augen waren blutunterlaufen, doch er sah Lynley direkt ins Gesicht. »Ich hab's getan«, sagte er. »Ich hab das Schwein umgelegt. Er hat's verdient.«
    Jimmy zog seine Hand aus der Tasche und warf einen Schlüssel auf den Tisch. Als Lynley nichts dazu sagte, rief der Junge:
    »Den wollten Sie doch haben, oder?« Er holte eine zerdrückte Packung John Player's aus der anderen Hosentasche und schaffte es mit einiger Mühe, eine geknickte Zigarette herauszuzupfen. Er zündete sie mit Barbaras Streichhölzern an, doch er brauchte vier Anläufe, ehe es ihm gelang, das Streichholz anzureißen.
    »Erzählen Sie es mir«, bat Lynley.
    Jimmy hielt die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger und inhalierte gierig. »Er hat sich eingebildet, er wär was ganz Besonderes. Er hat gemeint, er könnte sich alles erlauben.«
    »Sind Sie ihm nach Kent gefolgt?«
    »Ich bin ihm überallhin gefolgt. Immer wenn ich Bock drauf hatte.«
    »Mit dem Motorrad? An dem Abend?«
    »Ich hab gewußt, wo er ist. Ich war ja früher schon dort. Er hat gedacht, er könnte daherreden, wie er will, und uns sollte alles recht sein. Ihm war's ganz gleich, was wir uns alles von ihm gefallen lassen mußten.«
    »Was geschah am Mittwoch abend, Jimmy?«
    Er sei nach Lesser Springburn gefahren, erzählte Jimmy, weil sein Vater ihn offensichtlich belogen hatte und er ihn bei der Lüge ertappen wollte, um ihm dann seine Unwahrheit ins Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher