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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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kleines Häuschen stand. Das große Haus war gelb, hatte eine zimtbraune Tür und davor eine weiße Veranda. Die Veranda war gänzlich von einer Glyzinie umrankt, die von einem kleinen Fleckchen Erde neben der Terrassentür der Erdgeschoßwohnung in die Höhe kroch. Durch diese Tür konnte Barbara jetzt ein kleines, dunkelhaariges Mädchen erkennen, das dabei war, den Tisch zu decken. Sie hatte eine Schuluniform an, und ihr taillenlanges Haar war zu ordentlichen Zöpfen geflochten, die am Ende mit Schleifen gebunden waren. Sie sprach über ihre Schulter hinweg mit irgend jemandem im Hintergrund, und noch während Barbara ihr zusah, sprang sie vergnügt aus dem Blickfeld. Barbara straffte die Schultern und ging den Betonweg am Haus entlang nach hinten in den Garten.
    Ihr Häuschen stieß an die Begrenzungsmauer am Ende des Grundstücks. Eine Akazie überschattete es, und vier Fenster blickten auf grünen Rasen hinaus. Es war ein kleines Haus, aus Backstein gebaut, mit Tür und Fensterrahmen im gleichen Gelb wie das Haupthaus und mit einem neuen Schieferdach, das schräg zu einem gemauerten Schornstein anstieg. Der ursprünglich quadratische Grundriß war durch den Anbau einer kleinen Küche und eines noch kleineren Badezimmers zum Rechteck verlängert worden.
    Barbara sperrte auf und knipste die Deckenbeleuchtung an, die ausgesprochen trübe war. Immer wieder vergaß sie, eine stärkere Birne zu besorgen.
    Sie legte ihre Handtasche auf den Tisch und den Sack mit dem Eis auf die Arbeitsplatte. Stöhnend holte sie den Eimer unter dem Spülbecken hervor und schleppte ihn, fluchend, als ihr etwas von dem kalten Wasser über die Füße schwappte, zur Tür. Sie leerte ihn aus, trug ihn in die Küche zurück, packte das frische Eis hinein und dachte ans Abendessen.
    Die Mahlzeit war schnell zusammengestellt: Schinkensalat, ein altes Brötchen und der Rest eines Glases roter Bete. Dann ging sie zum Bücherregal neben dem kleinen offenen Kamin, auf dem sie am Abend zuvor ihr Buch abgelegt hatte, als, soweit sie sich erinnerte, der Held, Flint Southern, gerade drauf und dran gewesen war, die selbstbewußte Heldin, Star Flaxen, in seine Arme zu reißen, wo sie dann nicht nur seine muskulösen Oberschenkel in den engen Blue Jeans würde spüren können, sondern auch seine drängende Männlichkeit. Auf den nächsten Seiten würde dieses Drängen dann endlich unter ekstatischem Stöhnen Erfüllung finden, und danach würden die beiden eng umschlungen im Bett liegen und sich fragen, warum sie bis zu diesem lustvollen Moment hundertachtzig Seiten gebraucht hatten. Es ging doch nichts über ein gutes Buch zum Abendessen.
    Barbara griff sich den Roman und wollte gerade zum Tisch zurückkehren, als sie sah, daß ihr Anrufbeantworter blinkte. Sie beobachtete das Gerät einen Moment - ein Blinken, ein Anruf.
    Sie hatte dieses Wochenende Bereitschaftsdienst, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie gerade mal zwei Stunden nach Dienstschluß schon wieder in den Yard zurückgerufen wurde. Da ihre Nummer nicht eingetragen war, konnte also nur Florence Magentry angerufen haben: Mrs. Flo, die Frau, bei der ihre Mutter in Pflege war.
    Barbara starrte das rote Blinklicht an und wog die Möglichkeiten ab. Wenn der Yard angerufen hatte und sie jetzt die Nachricht abhörte, würde sie, ohne sich einen Moment Ruhe gönnen zu können, wieder an die Arbeit müssen. War der Anruf von Mrs. Flo, würde sie prompt wieder auf dem Karussell der Schuldgefühle sitzen. Sie war am letzten Wochenende nicht wie geplant nach Greenford gefahren, um ihre Mutter zu besuchen. Und sie war auch am Wochenende davor nicht in Greenford gewesen. Sie wußte, daß sie dieses Wochenende fahren mußte, wenn sie zur Ruhe kommen wollte, aber sie wollte nicht fahren, und sie wollte auch nicht darüber nachdenken, warum sie nicht wollte. Aber wenn sie jetzt mit Florence Magentry sprach - wenn sie auch nur auf Band die Stimme der Frau hörte -, würde dies sie zwingen, ihre Ausweichtaktik näher in Augenschein zu nehmen und sich entsprechend zu brandmarken: als egoistisch, rücksichtslos und was sonst noch so dazugehörte.
    Ihre Mutter lebte seit nahezu sechs Monaten in Hawthorne Lodge. Bisher hatte Barbara es geschafft, sie wenigstens alle zwei Wochen zu besuchen. Der Umzug nach Chalk Farm hatte ihr jedoch endlich einen Vorwand geliefert, nicht nach Greenford zu müssen, und sie hatte mit Freuden davon Gebrauch gemacht. Statt ihre Mutter zu besuchen, hatte sie

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