Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
verriet keine Regung, und Barbara fiel auf, daß sie es gar nicht für nötig hielt, Lynleys Kollegen zu mustern, wie das eine andere Frau vielleicht getan hätte. Nicht einmal Barbaras rote Joggingstiefel fanden Beachtung.
    »Ah. Gut«, sagte Lynley. Er legte die Papiere nieder und nahm seine Brille ab. »Havers. Endlich.«
    Sie sah, daß auf dem Schreibtisch vor dem freien Sessel ein Beutel Chips, ein in Zellophan gewickeltes Sandwich und ein Becher mit Deckel auf sie warteten. Sie kam näher, nahm das Sandwich, packte es aus und roch mißtrauisch daran. Sie hob die obere Scheibe Brot ab. Der Aufstrich darunter sah aus wie ein Gemisch aus feiner Leberwurst und Spinat. Und er roch nach Fisch. Barbara schüttelte sich.
    »Es war das Beste, was ich bekommen konnte«, beteuerte Lynley.
    »Leichengift auf Vollkornbrot? Sie verwöhnen mich, Sir.«
    Der Frau gönnte Barbara nur ein kurzes Nicken, das so sehr Begrüßung wie Ausdruck der Mißbilligung war. Nachdem der Form somit Genüge geleistet war, ließ sie sich in ihren Sessel sinken. Wenigstens waren die Chips mit Salz und Essig gewürzt. Sie riß den Beutel auf und begann zu essen.
    »Also, was gibt's?« fragte sie.
    Ihre Frage klang sachlich, doch der vielsagende Blick auf ihre Nachbarin sagte alles: Wer, zum Teufel, ist diese Schönheitskönigin? Was, zum Teufel, tut sie hier, und wo, zum Teufel, ist Helen, wenn Sie genau an dem Freitag abend weibliche Gesellschaft suchen, an dem Sie ihr einen Heiratsantrag machen wollten? Hat sie Ihnen etwa wieder einen Korb gegeben? Mußten Sie sich so schnell Ersatz suchen, Sie armseliger Wicht?
    Die Botschaft kam an. Lynley schob seinen Sessel zurück und sah Barbara Havers einen Moment lang schweigend an. Dann sagte er: »Sergeant, das ist Inspector Isabelle Ardery, CID Maidstone. Sie war so freundlich, uns einige Informationen zu überbringen. Wäre es Ihnen möglich, Spekulationen zu unterlassen, die mit dem Fall überhaupt nichts zu tun haben, und sich statt dessen die Fakten anzuhören?« Sie verstand die verschlüsselte Antwort auf ihre unausgesprochenen Unterstellungen sehr wohl: Ein bißchen besser sollten Sie mich schon kennen.
    Barbara machte ein zerknirschtes Gesicht und sagte: »Tut mir leid, Sir.« Dann wischte sie sich die Hand an der Hose ab und reichte sie Isabelle Ardery.
    Die schaute kurz von einem zum anderen, ohne vorzugeben, den Schlagabtausch zu verstehen. Er schien sie auch gar nicht zu interessieren. Sie verzog flüchtig den Mund, als sie Barbara ansah, aber dieses Pseudolächeln war nichts weiter als kühle, professionelle Höflichkeit. Vielleicht war sie ja doch nicht Lynleys Typ, sagte sich Barbara.
    »Was gibt's denn?« fragte sie, während sie den Becher mit der heißen Bouillon öffnete.
    »Brandstiftung«, antwortete Lynley. »Und eine Leiche. Inspector, wenn Sie Sergeant Havers ins Bild setzen würden ...«
    In förmlichem, gleichbleibendem Ton zählte Isabelle Ardery die Fakten auf: ein Haus in einem Städtchen namens Greater Springburn in Kent, von einer Frau bewohnt; ein Milchmann, der seine morgendliche Lieferung machte und sah, daß Zeitung und Post unberührt geblieben waren, ein Blick durch die Fenster, ein verkohlter Sessel; Spuren tödlichen Rauchs an Fenster und Wand; ein Treppenhaus, das wie ein Kaminabzug wirkte; im oberen Stockwerk ein Toter; und schließlich der Ursprung des Feuers.
    Sie öffnete ihre Umhängetasche, die auf dem Boden neben ihrem Fuß lag. Sie entnahm ihr eine Packung Zigaretten, eine Schachtel Streichhölzer und ein Gummiband. Einen Moment lang glaubte Barbara entzückt, Inspector Isabelle Ardery würde sich tatsächlich eine Zigarette anzünden und ihr so einen Vorwand liefern, es ihr gleich zu tun. Statt dessen jedoch schüttelte diese sechs Streichhölzer aus der Schachtel auf den Schreibtisch und legte eine Zigarette dazu.
    »Der Brandstifter hat eine Art Zünder verwendet«, sagte sie.
    »Er war primitiv, aber dennoch sehr wirksam.« Ungefähr zweieinhalb Zentimeter vom Tabakende der Filterzigarette entfernt, bündelte sie die Streichhölzer mit den Köpfen nach unten zu einer kleinen Garbe, die sie mit dem Gummiband an der Zigarette befestigte. Diese Vorrichtung legte sie auf ihre offene Hand.
    »Das wirkt wie ein Zeitzünder. Jeder kann so etwas anfertigen.«
    Barbara nahm die Zigarette und musterte sie, während Isabelle Ardery weitersprach. »Der Brandstifter entzündet den Tabak und legt die Zigarette an die Stelle, wo das Feuer ausbrechen soll, in

Weitere Kostenlose Bücher