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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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die Journalisten befanden, die ihm auf den Fersen gewesen waren, seit er New Scotland Yard verlassen hatte. Der Fotograf war eifrig bei der Arbeit und dokumentierte das Drama über die Schultern der Polizeibeamten hinweg. Diesmal würden die Zeitungen die Identität des Jungen nicht zu vertuschen brauchen. Über die wunderbare Rettung aus dem Fluß konnte man ganz losgelöst vom Mordfall Fleming berichten. Daß sie das vorhatten, entnahm Lynley den laut herausposaunten Fragen und dem Surren der Kameras.
    »Wo ist die Flußpolizei abgeblieben?« fragte er Barbara. »Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen sie anrufen.«
    »Ich weiß, aber -«
    »Sie haben mich doch gehört, oder nicht?«
    »Die Zeit war zu kurz.«
    »Was reden Sie da? Haben Sie nicht einmal angerufen? Das war ein Befehl, Havers. Wir hätten da draußen ertrinken können. Verdammt noch mal, wenn ich mich in einer Notsituation je wieder auf Sie verlassen muß, kann ich genauso -«
    »Inspector. Sir.« Barbaras Stimme war fest, wenn auch ihr Gesicht bleich war. »Sie waren ganze fünf Minuten im Wasser.«
    »Fünf Minuten«, wiederholte er verständnislos.
    »Die Zeit war zu kurz.« Um ihren Mund zuckte es, und sie sah weg. »Außerdem hab ich - ich hab einfach den Kopf verloren. Sie sind zweimal untergegangen. So schnell. Als ich das gesehen hab, wußte ich, daß die Kollegen von der Flußpolizei sowieso nicht mehr rechtzeitig kommen würden, und wenn ...« Statt sich zu schneuzen, rieb sie sich die Nase mit den Fingern. Lynley sah, wie sie hastig zwinkerte und so tat, als vertrügen ihre Augen den Wind nicht. Er stand auf. »Tut mir leid, Barbara. Schreiben Sie's meiner eigenen Kopflosigkeit zu und verzeihen Sie mir bitte.«
    »Schon okay«, sagte sie.
    Sie wateten wieder ins Wasser, wo Jean Cooper noch immer ihren Sohn umfangen hielt. Lynley kniete neben ihnen nieder.
    Jean drückte den Kopf ihres Sohnes an die Brust, und sie hatte ihre Wange an sein Haar gelegt. Seine Augen waren stumpf, aber nicht glasig, und als Lynleys Jeans Arm berührte, um den beiden auf die Füße zu helfen, hob Jimmy den Kopf und sah seiner Mutter ins Gesicht, die immer nur wie von Sinnen das eine Wort wiederholte: »Warum?«
    Er bewegte wie probeweise seine Lippen. »Hab's gesehen«, flüsterte er.
    »Was?« fragte sie. »Was denn? Warum sagst du es mir nicht?«
    »Dich«, antwortete er. »Ich hab dich gesehen, Mam.«
    »Du hast mich gesehen?«
    »Ja, dort.« Er schien noch schlaffer zu werden in ihren Armen.
    »Ich hab dich dort gesehen. An dem Abend.«
    Lynley hörte, wie Barbara »endlich« hauchte, und sah, daß sie auf Jean Cooper zugehen wollte. Er wies sie an, zu bleiben, wo sie war.
    Jean Cooper fragte: »Mich? Du hast mich wo gesehen?«
    »An dem Abend. Als Dad ...«
    Lynley sah, wie Begreifen und Entsetzen gleichzeitig über Jean Cooper hereinbrachen. Sie rief: »Du sprichst von Kent? Von dem Haus?«
    »Ja. Du warst dort. In der Einfahrt geparkt«, murmelte er.
    »Hast den Schlüssel aus dem Schuppen geholt. Du bist reingegangen und wieder rausgekommen. Es war dunkel, aber ich hab's gesehen.«
    Seine Mutter faßte ihn fester. »Du hast die ganze Zeit gedacht, daß ich - daß ich ...« Sie starrte ihn an. »Jim, ich habe deinen Vater geliebt. Ich habe ihn geliebt! Niemals hätte ich ... Jim, ich dachte du -«
    »Ich hab dich gesehen«, sagte Jimmy wieder.
    »Ich wußte ja nicht einmal, daß er dort war. Ich hatte keine Ahnung, daß überhaupt jemand in Kent war. Ich dachte, du und er wolltet zusammen in Urlaub fahren. Dann hast du mir erzählt, er hätte angerufen. Du hast gesagt, er hätte irgendwelche Cricket-Geschichten zu erledigen. Er hätte den Urlaub verschoben.«
    Der Junge schüttelte wie betäubt den Kopf. »Du bist doch aus dem Haus rausgekommen. Du hattest so 'n paar kleine Knäuel in den Händen.«
    »Knäuel? Jim -«
    »Die Katzen«, erklärte Barbara.
    »Katzen?« echote Jean. »Was für Katzen? Wo? Wovon reden Sie?«
    »Du hast sie auf den Boden gesetzt und weggescheucht. Beim Haus.«
    »Ich war nicht im Haus. Ich war nicht einmal in der Nähe des Hauses.«
    »Ich hab's gesehen«, beharrte Jimmy wieder.
    Schritte knirschten auf dem Kies. Hinter ihnen rief jemand:
    »Lassen Sie uns doch wenigstens ein Wort mit einem von ihnen reden!« Jean drehte sich herum, um zu sehen, wer da kam. Jimmy starrte ebenfalls in diese Richtung. Er kniff die Augen zusammen, um erkennen zu können, was vorging. Und da begriff Lynley endlich.
    »Jimmy«, sagte er. »Am

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