Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
blickte zurück. Der Wind packte sein langes Haar und schlug es ihm in die Augen. Er schob es weg und begann dann zu laufen.
    Von den Spielplätzen aus rannte er in den Millwall Park. Als Lynley sah, welche Richtung der Junge einschlug, erlaubte er sich ein etwas gemächlicheres Tempo. Jenseits des Parks nämlich lag die Wohnsiedlung namens Schooner Estate mit ihren grauen und beigefarbenen Häuserblocks, die sich wie die Finger einer Hand zur Themse hin streckten, und eben auf diese Häuser hielt Jimmy zu. Er konnte nicht wissen, daß Barbara Havers und seine Mutter ihm entgegenkamen. Sie hatten inzwischen sicherlich die Siedlung erreicht. Es würde ein leichtes sein, ihn abzufangen, wenn er zum Parkplatz lief.
    Unbeirrt rannte der Junge durch den Park auf die Siedlung zu. Er sprintete über den Rasen und trampelte durch die Blumenbeete, die ihm in den Weg gerieten. Erst im letzten Moment, am Rand zum Parkplatz, täuschte er einen Schwenk nach Osten, zur Siedlung, vor, um sich dann mit einer plötzlichen Drehung nach Süden zu werfen.
    Lynley hörte Barbaras Ausruf, der sich mit Jean Coopers Schrei mischte. Als er den Parkplatz erreichte, sah er gerade noch, wie der Bentley losbrauste, um die Verfolgung des Jungen aufzunehmen, doch Jimmy war dem Wagen überlegen. Er stürmte direkt auf die Manchester Road hinaus, rannte um einen Lastwagen herum, der quietschend abbremste, und erreichte den Bürgersteig auf der anderen Seite. Dort übersprang er den Zaun, der die grauen, zuchthausähnlichen Bauten der George-Green-Gesamtschule umschloß.
    Barbara zog den Bentley auf den Bürgersteig. Sie war schon herausgesprungen, als Lynley sie einholte. Der Junge war an der Fassade der Schule entlang gerannt und bog jetzt um die Westecke des Baus.
    Jimmy hatte freie Bahn auf dem leeren Schulgelände, und er nutzte diese Tatsache aus. Als Lynley und Barbara zur Hausecke kamen, hatte der Junge bereits den Hof überquert. Mit Hilfe einer Mülltonne hatte er sich an der hinteren Mauer hochgezogen und sie überwunden, noch ehe sie zwanzig Meter hinter sich gebracht hatten.
    »Nehmen Sie den Wagen«, sagte Lynley zu Barbara. »Fahren Sie außen herum. Er will zum Fluß.«
    »Zum Fluß? Zum Teufel! Er -«
    »Los, fahren Sie!«
    Barbara fiel in Laufschritt. Hinter sich hörte er Jean Cooper etwas Unverständliches kreischen. Ihr Schrei verklang, als er zur Mauer lief. Er umfaßte mit beiden Händen ihren oberen Rand, sprang auf die Mülltonne, um sich in die Höhe zu katapultieren, und war auf der anderen Seite.
    Hinter der Schule verlief eine weitere Straße, auf der Nordseite wiederum durch eine Mauer begrenzt. Auf der Südseite war eine Wohnanlage eleganter Eigentumswohnungen mit Blick zum Fluß. Die Häuser folgten dem Bogen der Straße in nahezu ungebrochener Linie. Sie endeten an einer baumbestandenen Rasenfläche direkt am Fluß. Das war die einzige Möglichkeit. Dorthin lief Lynley.
    Er rannte direkt in den Park, der, wie ein Schild am Tor ihm sagte, Island Gardens hieß. Ganz drüben an seinem Westende stand ein runder Backsteinbau mit einer Glaskuppel. Vor dem roten Backstein bewegte sich etwas Weißes, und Lynley sah, daß Jimmy Cooper versuchte, die Tür des Gebäudes zu öffnen. Eine Sackgasse, dachte Lynley. Weshalb wollte der Junge ...? Er blickte nach links, über das Wasser, und begriff. Sie waren beim Fußgängertunnel nach Greenwich angelangt. Jimmy wollte ans andere Ufer hinüber.
    Lynley lief schneller. Zur gleichen Zeit schoß auf der anderen Seite der Bentley um die Ecke und hielt an. Jean Cooper und Barbara Havers sprangen heraus. Wieder rief Jean den Namen ihres Sohnes. Jimmy riß an den Klinken der Tür zum Tunnel. Die Tür bewegte sich nicht.
    Lynley näherte sich rasch aus Nordosten. Barbara und Jean Cooper kamen aus Nordwesten. Der Junge blickte erst in die eine Richtung, dann in die andere. An der Flußmauer entlang floh er nach Osten.
    Lynley lief quer über den Rasen, um ihn abzufangen. Barbara und Jean blieben auf dem Weg. Mit einer letzten Konzentration von Kraft und Geschwindigkeit setzte Jimmy über eine Bank hinweg und sprang auf die Mauer. Er zog sich zu dem hellgrünen schmiedeeisernen Geländer hoch, das die Grenze zwischen dem Park und dem tieferliegenden Fluß bildete.
    Lynley rief den Namen des Jungen.
    Jean Cooper schrie.
    Mit rudernden Armen stürzte Jimmy in die Themse.

23
    Lynley war als erster an der Flußmauer. Unter ihm strampelte Jimmy im Wasser. Es war immer noch Flut, mit einer starken

Weitere Kostenlose Bücher