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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mittwoch abend. Hatten Sie da Ihre Brille auf?«
    Barbara trottete den Fußweg entlang zu ihrem Häuschen am Ende des Gartens, und ihre Schuhe machten bei jedem Schritt schmatzende Geräusche. Sie hatte sie unter dem Wasserhahn in der Damentoilette des New Scotland Yard gründlich geschrubbt. Jetzt rochen sie zwar nicht mehr nach Erbrochenem, aber sie waren praktisch hinüber. Sie seufzte.
    Sie war zum Umfallen müde. Sie wollte jetzt nur noch eine Dusche und zwölf Stunden Schlaf. Gegessen hatte sie seit Ewigkeiten nichts mehr, aber das Essen konnte warten.
    Sie hatten Jimmy und seine Mutter durch das Gedränge der Gaffer zum Wagen geführt und nach Hause gefahren. Jean Cooper hatte gemeint, ihr Sohn brauche keinen Arzt. Sie hatte ihn nach oben gebracht und ihm ein Bad einlaufen lassen, während die zwei jüngeren Kinder ihnen nicht mehr von der Seite gewichen waren und weinend abwechselnd »Mami« und »Jim« gerufen hatten, bis Jean schließlich zu dem Mädchen gesagt hatte: »Mach einen Topf Suppe warm«, und zu dem Jungen: »Schlag deinem Bruder schon mal das Bett auf.« Danach waren die beiden folgsam davongehuscht.
    Jean hatte protestiert, als Lynley bat, er wollte mit ihrem Sohn sprechen. »Es ist doch, weiß Gott, genug geredet worden«, sagte sie. Doch er hatte in aller Ruhe darauf bestanden.
    Als der Junge gebadet hatte und in seinem Bett lag, stieg Lynley in seinen tropfnassen Kleidern die Treppe hinauf und setzte sich ans Fußende von Jimmys Bett. »Erzählen Sie mir, was Sie an dem Abend gesehen haben«, sagte er, und Barbara, die neben ihm stand, konnte spüren, wie heftig er zitterte. Sein Jackett und seine Schuhe waren die einzigen trockenen Sachen, die er trug, und die Erregung, die ihn bis jetzt erhitzt hatte, ließ langsam nach, so daß er zu frieren anfing. Barbara bat Jean um eine Decke, aber er wollte sie sich nicht umlegen. Er war ganz auf den Jungen konzentriert. »Diesmal müssen Sie mir alles sagen, Jimmy. Sie belasten Ihre Mutter nicht damit. Ich weiß, daß sie nicht dort war.«
    Barbara hätte Lynley gern gefragt, wieso er Jean Cooper so unbesehen glaubte. Gewiß, Jeans Verwirrung bei der Erwähnung der Katzen war offenkundig gewesen, aber Barbara war nicht bereit, sie von jeglicher Schuld freizusprechen, nur weil sie so getan hatte, als hätte sie von der Existenz der Tiere keine Ahnung. Mörder waren oft meisterhafte Schauspieler. Ihr war unverständlich, wie oder warum Lynley zu dem Schluß gekommen war, daß Jean Cooper keines von beiden sei.
    Jimmy erzählte ihnen, was er gesehen hatte: einen blauen Wagen, der in der Einfahrt gehalten hatte; die schattenhafte Gestalt einer hellhaarigen Frau, die in den Garten gekommen und in den Geräteschuppen gehuscht war; dieselbe Frau, wie sie ins Haus gegangen war. Und keine fünf Minuten später wiederum dieselbe Frau, wie sie den Schlüssel in den Geräteschuppen zurückgebracht hatte und dann wieder davongefahren war. Er hatte noch eine halbe Stunde gewartet und das Haus beobachtet. Dann war er selbst in den Geräteschuppen gegangen und hatte den Schlüssel an sich genommen.
    »Warum?« fragte Lynley.
    »Ich weiß auch nicht«, antwortete der Junge. »Einfach so. Weil ich es wollte.« Er zupfte mit schwachen Fingern an der Bettdecke.
    Lynley zitterte mittlerweile so stark, daß Barbara den Eindruck hatte, der ganze Boden bebe mit ihm. Sie wollte ihm raten, er solle sich umziehen, sich die Decke umlegen, einen Teller heiße Suppe essen, ein Glas Kognak trinken, irgend etwas für sich tun. Aber gerade als sie sagen wollte, sie hätten doch für einen Abend genug gehört - »der Junge bleibt uns doch, Sir. Wir können doch morgen wiederkommen, wenn wir noch etwas brauchen« -, stützte Lynley beide Hände auf das Bett und neigte sich zu dem Jungen hinunter. »Sie haben Ihren Vater geliebt, nicht wahr?« sagte er. »Nicht um alles in der Welt hätten Sie ihm etwas angetan.«
    Jimmys Mund zitterte - bei diesem Ton, der so sanft war und so viel Verständnis ausdrückte -, und seine Augenlider schlossen sich. Sie schimmerten bläulich vor Müdigkeit.
    »Wollen Sie mir nicht helfen, seine Mörderin zu finden?« fragte Lynley. »Sie haben sie schon gesehen, Jimmy. Wollen Sie mir helfen, sie aus ihrem Versteck zu locken? Sie sind der einzige, der das kann.«
    Er öffnete die Augen. »Aber ich hatte meine Brille nicht dabei«, sagte er. »Ich dachte - ich hab das Auto gesehen und sie. Ich dachte, meine Mutter ...«
    »Sie brauchen sie nicht zu

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