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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sprechen, daß er nach Kent fahren wollte, um die Beziehung zu Mrs. Patten zu beenden, weil er nämlich entdeckt hatte, daß er nur einer von vielen Liebhabern war; dann hätte sein Mörder -Jimmy, der Junge - die Frau nicht aus dem Weg räumen müssen. Es hätte keinen Anlaß zu diesem schrecklichen Irrtum gegeben. Fleming wäre noch am Leben. Und der Mör- und Jimmy würde nicht den Rest seines Lebens von dem Gedanken gequält werden, den Menschen getötet zu haben - wenn auch irrtümlich -, den er so sehr liebte.«
    Olivia starrte einen Moment stumm in die Dose zwischen ihren Knien, bevor sie ihre Zigarette ausdrückte. Sie stellte die Dose auf den Boden und faltete die Hände im Schoß.
    »Tja«, meinte sie, »wie sagt man doch so treffend: Wir bereiten immer denen am meisten Schmerz, die wir lieben. Das Leben ist beschissen, Inspektor. Der Junge spürt es nur ein bißchen früher als andere.«
    »Ja. Er erfährt es auf die grausamste Weise, nicht wahr? Er erfährt, wie es ist, wenn man als Vatermörder gebrandmarkt wird, wenn man von der Polizei in die Kartei aufgenommen und unter Anklage gestellt wird, wenn einem ein Strafprozeß bevorsteht. Und danach -«
    »Er hätte es sich vorher überlegen sollen.«
    »Aber das hat er ja getan. Denn er - der Mörder, Jimmy, der Junge - glaubte ja, es sei das perfekte Verbrechen. Und das war es auch beinahe.«
    Sie beobachtete ihn mißtrauisch. Lynley meinte zu hören, wie der Rhythmus ihrer Atmung sich änderte.
    »Nur eine Kleinigkeit ist dazwischengekommen«, sagte er.
    Olivia griff nach ihrer Gehhilfe. Sie wollte aufstehen, aber sie schaffte es nicht, sich ohne Unterstützung aus dem tiefen Sessel zu erheben. »Chris«, bat sie, aber Faraday rührte sich nicht. Sie drehte den Kopf zu ihm um. »Chris, hilf mir.«
    Faraday sah Lynley an und stellte die Frage, die Olivia vermieden hatte. »Was war das für eine Kleinigkeit?«
    »Chris! Verdammt noch mal -«
    »Was für eine Kleinigkeit war es?« fragte Faraday wieder.
    »Ein Anruf von Gabriella Patten.«
    »Wieso? Was war damit?« fragte Faraday.
    »Chris! Hilf mir endlich. Komm schon.«
    »Er wurde korrekt entgegengenommen«, antwortete Lynley.
    »Aber die Person, die ihn vermeintlich entgegennahm, weiß nicht einmal, daß es den Anruf überhaupt gab. Ich finde das merkwürdig, wenn -«
    »Klar, klar«, fiel Olivia ihm schnippisch ins Wort. »Erinnern Sie sich an jeden Anruf, den Sie bekommen?«
    »- wenn ich mir überlege, um welche Zeit der Anruf getätigt wurde und welcher Art er war. Es war ein Schmähanruf, und er wurde erst nach Mitternacht gemacht.«
    »Vielleicht hat es überhaupt keinen Anruf gegeben«, entgegnete Olivia. »Haben Sie sich das mal überlegt? Vielleicht hat sie gelogen, als sie sagte, sie hätte angerufen.«
    »Nein«, sagte Lynley. »Gabriella Patten hatte keinen Anlaß zu lügen. Oder glauben Sie, sie hätte Flemings Mörder ein Alibi verschaffen wollen?« Die Ellbogen auf die Knie gestützt, neigte er sich zu Olivia. »Ich bin nicht als Polizeibeamter hier, Miss Whitelaw. Ich bin schlicht und einfach als Mensch hier, der sehen möchte, daß Gerechtigkeit geschieht.«
    »Es geschieht doch Gerechtigkeit. Der Junge hat gestanden. Was wollen Sie denn noch?«
    »Den wahren Mörder. Den Sie identifizieren können.«
    »So ein Quatsch!« Aber sie sah ihn dabei nicht an.
    »Sie haben die Zeitungen gesehen. Jimmy hat gestanden. Er ist verhaftet worden, man hat ihn unter Anklage gestellt. Er wird vor Gericht auftreten müssen. Aber er hat seinen Vater nicht getötet, und ich glaube, das wissen Sie auch.«
    Sie griff nach der Dose. Ihre Absichten waren offenkundig, doch Faraday kam ihr nicht entgegen. »Finden Sie nicht, daß der Junge genug durchgemacht hat, Miss Whitelaw?«
    »Wenn er es nicht getan hat, dann lassen Sie ihn doch frei.«
    »So funktioniert das nicht. Seine Zukunft war vorgezeichnet, sobald er sagte, er hätte seinen Vater ermordet. Der nächste Schritt ist der Prozeß. Danach kommt das Gefängnis. Er kann sich nur rehabilitieren, wenn der wahre Täter gefaßt wird.«
    »Das ist Ihre Aufgabe, nicht meine.«
    »Das ist jedermanns Aufgabe. Es ist ein Teil des Preises, den wir dafür bezahlen, daß wir uns entscheiden, mit anderen zusammen in einer geordneten Gesellschaft zu leben.«
    »Ach ja?« Olivia schob die Dose zur Seite. Sie umfaßte die Stangen der Gehhilfe und zog sich nach vorn. Sie stöhnte vor Anstrengung, als sie versuchte, sich in die Höhe zu hieven. Schweißperlen traten ihr

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