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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Blumenmuster und gereihtem Rock. Man sieht so etwas bei C & A im Fenster, wenn die Sommersaison eingeläutet wird. Mutter hatte noch nie so etwas angehabt; sie kam mir fremd vor in diesem Kleid, das ihre Hüften auf unvorteilhafte Weise betonte. Fehlten nur noch der Strohhut mit flatterndem Band und kleine, weiße Ballerinaschuhe. Ich war peinlich berührt. Man brauchte keine tieferen psychologischen Kenntnisse, um die Absicht hinter dieser Kostümierung zu erkennen.
    »Ich hab dir gerade einen Brief geschrieben«, sagte ich.
    »Einen Brief?«
    »Dabei muß ich eingeschlafen sein.«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Seit halb elf. So ungefähr jedenfalls. Chris - der Freund, mit dem ich zusammenlebe - hat mich hier abgesetzt. Ich hab auf dich gewartet. Dann beschloß ich, dir zu schreiben. Chris holt mich nachher irgendwann wieder ab. Ich bin eingeschlafen.«
    Ich fühlte mich benommen. Das lief überhaupt nicht so, wie ich es geplant hatte. Ich hätte locker und entspannt sein müssen und alles im Griff haben, aber als ich sie ansah, wußte ich plötzlich nicht mehr weiter. Komm, komm schon, rief ich mir wütend zu, wen interessiert es schon, wozu sie sich versteigt, um ihren Zuckerjungen bei der Stange zu halten. Sieh zu, daß du gleich von Anfang an die Oberhand gewinnst. Das Überraschungsmoment ist auf deiner Seite, genau wie du es dir gewünscht hast.
    Aber das Überraschungsmoment war auch auf ihrer Seite, und sie unternahm nichts, um die Spannung zwischen uns zu lösen. Nicht, daß sie es mir schuldig gewesen wäre, mir die Rückkehr in ihre Welt leichtzumachen. Ich hatte alle Rechte auf eine innige Mutter-Tochter-Freundschaft vor Jahren schon verwirkt.
    Sie hielt meinen Blick fest, als wäre sie entschlossen, nicht zu meinen Beinen hinunterzusehen, nicht die Gehhilfe zu bemerken, die neben dem Sekretär stand, nicht danach zu fragen, was meine Anwesenheit in ihrem Haus um drei Uhr morgens zu bedeuten hatte.
    »Ich habe ab und zu in der Zeitung über dich gelesen«, sagte ich. »Über dich. Und Kenneth. Du weißt schon.«
    »Ja«, erwiderte sie, und das war alles.
    Ich war klatschnaß unter den Armen. Ich hätte mir die Achselhöhlen gern mit einem Taschentuch getrocknet. »Er scheint ja ein ganz netter Kerl zu sein. Ich kann mich aus der Zeit an ihn erinnern, als du noch Lehrerin warst.«
    »Ja«, sagte sie wieder.
    Ich dachte; Mist, verdammter. Was läuft hier eigentlich? Sie hätte fragen sollen: Was ist mit dir, Olivia? Und ich hätte antworten sollen: Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, ich brauche deine Hilfe, ich muß bald sterben.
    Statt dessen saß ich auf einem Stuhl vor ihrem Sekretär und redete unsinniges Zeug. Und sie stand in ihrem albernen Hemdblusenkleid im dunklen Flur. Ich konnte nicht zu ihr gehen, ohne einen Riesenauftritt daraus zu machen. Und sie hatte offensichtlich überhaupt nicht die Absicht, zu mir zu kommen. Sie war klug genug zu wissen, daß ich nur da war, weil ich etwas von ihr wollte. Und sie war rachsüchtig genug, um mich dafür kriechen zu lassen.
    Na schön, dachte ich, sollst ihn haben, deinen kleinlichen Sieg. Du möchtest, daß ich krieche? Okay, ich werde kriechen. Ich werde kriechen wie eine Eins.
    »Ich bin hergekommen, weil ich mit dir sprechen muß, Mutter« sagte ich.
    »Um drei Uhr morgens?«
    »Ich wußte nicht, daß es so spät werden würde.«
    »Du hast eben gesagt, du hättest mir einen Brief geschrieben.«
    Ich blickte auf die Seiten hinunter, die ich gefüllt hatte. Ich konnte keinen Kugelschreiber mehr benützen, und sie hatte auf ihrem Sekretär keine Bleistifte gehabt. Mein Brief sah aus wie das Gekritzel eines Kindes, das noch nicht zur Schule ging. Ich legte meine Hand auf die Briefbögen und knüllte sie zusammen.
    »Ich muß mit dir sprechen«, wiederholte ich. »Schriftlich läßt es sich nicht so ausdrücken ... Ich muß es dir selbst sagen. Ich habe es offensichtlich ganz falsch angefangen. Es tut mir leid, daß es so spät geworden ist. Wenn es dir lieber ist, daß ich morgen wiederkomme, kann ich Chris bitten -«
    »Nein«, unterbrach sie mich. Offenbar war ich lange genug gekrochen, um sie zufriedenzustellen. »Ich will mich nur rasch umziehen. Ich mache uns einen Tee.«
    Sie ging rasch davon. Ich hörte sie die erste, dann die zweite Treppe hinauflaufen zu ihrem Zimmer. Mehr als fünf Minuten verstrichen, ehe sie wieder herunterkam. Sie eilte am kleinen Salon vorbei, ohne zu mir hereinzusehen. Sie ging zur Küche hinunter. Zehn

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