07 - Asche zu Asche
notierte. Er bat Miriam Whitelaw, sich in der Garage umzusehen und zu prüfen, ob irgend etwas nicht in Ordnung sei.
Es gab wenig genug zu sehen: drei Fahrräder, von denen zwei platte Reifen hatten; eine Fahrradpumpe; eine uralte dreizackige Heugabel; mehrere Körbe, die an Haken hingen; einen zusammengeklappten Liegestuhl; Polster für Gartenmöbel.
»Das da war vorher nicht hier«, sagte Miriam Whitelaw und deutete auf einen großen Sack Katzenstreu. »Ich habe keine Katzen.« Sonst, erklärte sie, scheine alles in Ordnung.
Sie gingen wieder aus der Garage hinaus und traten durch das Törchen in den Vorgarten. Lynley betrachtete die bunte Pracht und machte sich wieder einmal seine Gedanken über diese Besessenheit seiner Landsleute, es überall, wo sich ein Fleckchen Erde bot, grünen und blühen zu lassen. Das mußte eine direkte Reaktion auf das Klima sein. Auf Monate grauen, feuchten Wetters konnte man nur mit einer Explosion von Farben antworten, sobald der erste Frühlingshauch in der Luft lag.
Sie fanden Inspector Ardery auf der Terrasse hinter dem Haus, wo sie an einem Korbtisch unter einer Weinpergola saß und telefonierte und dabei einen Schreibblock mit Kritzeln und Kringeln verzierte. Gerade sagte sie überaus charmant: »Du wirst es nicht glauben, Bob, aber es ist mir scheißegal, was du mit Sally geplant hast. Ich habe hier einen Fall. Ich kann die Jungen dieses Wochenende nicht nehmen. Ende der Diskussion ... Ja. Ekel ist genau das Wort, das ich auch wählen würde ... Untersteh dich ja nicht, verdammt noch mal ... Bob, ich kann nicht zu Hause sein, das weißt du doch ganz genau. Bob!«
Sie legte das Telefon aus der Hand. »Mieser Typ«, murmelte sie. Dann blickte sie auf, sah die Ankömmlinge und sagte ohne jede Verlegenheit: »Ex-Männer. Eine ganz besondere Rasse. Homo infuriatus.« Sie stand auf, zog eine Elfenbeinhaarspange aus der Hosentasche und faßte damit ihre Haare im Nacken zusammen. »Mrs. Whitelaw«, sagte sie und stellte sich dann vor. Sie nahm mehrere Paare Einmalhandschuhe aus ihrer Aktentasche und reichte sie herum. »Die Spurensicherung ist zwar schon fertig, aber ich möchte Sie trotzdem bitten, vorsichtig zu sein.«
Sie wartete, bis alle die Handschuhe angezogen hatten, dann trat sie mit eingezogenem Kopf durch die niedrige Hintertür in die Küche. Miriam Whitelaw blieb auf der Schwelle stehen und sah sich das Schloß an, das die Feuerwehr aufgebrochen hatte, um ins Haus zu gelangen. »Was soll ich -?«
»Lassen Sie sich Zeit«, sagte Lynley. »Sehen Sie sich in aller Ruhe in den Zimmern um. Versuchen Sie, soviel wie möglich aufzunehmen. Vergleichen Sie das, was Sie sehen, mit dem Bild, das Sie von Ihrem Haus im Kopf haben. Sergeant Havers begleitet Sie. Sprechen Sie mit ihr. Sagen Sie alles, was Ihnen in den Sinn kommt.« Und an Barbara gewandt: »Fangen Sie oben an.«
»In Ordnung«, antwortete diese und ging Mrs. Whitelaw mit den Worten voraus: »Die Treppe ist doch in dieser Richtung, Madam?«
Sie hörten, wie Mrs. Whitelaw »Ach Gott« rief, als sie sah, in welchem Zustand das Eßzimmer war. »Dieser Geruch!«
»Das ist der Ruß. Und der Qualm. Viele von den Sachen hier werden Sie wohl leider nicht mehr verwenden können.«
Ihre Stimmen verklangen, als sie die Treppe hinaufstiegen. Lynley nahm sich einen Moment Zeit, um die Küche zu besichtigen. Das Haus war mehr als vierhundert Jahre alt, doch die Küche war modernisiert worden. Die Arbeitsplatten waren neu gekachelt, der Boden frisch gefliest, es gab einen modernen grünen Herd, und das Spülbecken hatte Chromarmaturen. In Hängeschränken mit Glastüren waren Geschirr und Konserven untergebracht. Auf den Fensterbänken standen Töpfe mit Farnen.
»Was in der Spüle war, haben wir mitgenommen«, bemerkte Isabelle Ardery, als Lynley sich bückte, um die zwei Futternäpfe gleich an der Tür zu inspizieren. »Sah aus wie ein Abendessen für eine Person: Teller, Weinglas, Wasserglas, Besteck. Kalter Schweinebraten und Salat aus dem Kühlschrank. Mit Chutney.«
»Haben Sie die Katze irgendwo gesehen?« Lynley zog die Küchenschubladen auf und drückte sie wieder zu.
»Es sind zwei Katzen. Junge«, sagte sie. »Das hat uns der Milchmann erzählt. Diese Patten hat sie unten an der Quelle entdeckt. Anscheinend hatte jemand sie ausgesetzt. Wir haben sie bei den Nachbarn gefunden. Sie liefen am Donnerstag morgen in aller Frühe auf der Straße herum. Die Katzen, meine ich, nicht die Nachbarn. Wir haben da übrigens
Weitere Kostenlose Bücher