07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff
Verdacht schöpfen konnte. Sie hat sich weniger gut in die Rolle des Informationsagenten gefunden, denn die Nachrichten, die sie lieferte, waren nichts wert. Entweder war sie unfähig, Wichtiges zu entdecken, oder sie hat überhaupt nichts getan, oder aber sie hat uns wissentlich mit falschen Informationen versorgt.«
»Nein, nein", sagte der Alte abwehrend.
»Doch, doch", sagte Lennet unbarmherzig. »Oder aber - und dies ist noch eine Möglichkeit - sie ist einer anderen Organisation in die Hände gefallen, die Ihre wertvollen Informationen verdrehte und sie uns dann durch Ihre Tochter zukommen ließ. Wenn Sie auch nur den geringsten Verdacht haben, daß es so sein könnte, dann sagen Sie es.«
»Ich weiß nichts.«
»Don Diego, die Leute vom FND mögen es gar nicht, wenn man ihnen auf der Nase herumtanzt. Ich weiß nicht, was für Entscheidungen man in bezug auf Sie oder Ihre Tochter treffen wird, aber ich weiß, daß jedes Geständnis Ihrerseits als mildernder Umstand gelten wird.«
»Man soll meine Tochter retten. Alles andere ist mir egal.«
»Sie müssen sie selbst retten.«
»Herr Leutnant, ich weiß nichts. Ich glaube, daß Sie recht haben und daß irgend jemand meine Tochter in der Hand hat.
Aber wer es ist...? Es kann dieser Orlando sein, den sie so oft sieht, aber es kann auch irgendein anderer sein.«
»Wissen Sie etwas über eine Schiffsüberwachungsstelle auf Ibiza?«
»Bis heute wußte ich nichts davon, das schwöre ich. Heute morgen habe ich meiner Tochter von Ihrem Besuch erzählt.
Chiquita hatte große Angst, und sie ging fort, ohne mir zu sagen, wohin. Als sie zurückkam, hat sie mir von einer solchen Stelle auf Mallorca erzählt und mich dazu gebracht, daß ich diese Information durchgab.«
Lennet dachte nach. »Don Diego", sagte er. »Es ist nicht meine Aufgabe, Sie oder Ihre Tochter zu verurteilen. Es steht fest, daß Sie Geld von uns bekommen haben, während Sie unser Vertrauen mißbrauchten, aber es ist auch sicher, daß wir für Sie nur ausländische Auftraggeber waren. Wenn Sie uns prellten, glaubten Sie niemanden zu verraten. Auf jeden Fall aber wird die Sache auf Ihre Tochter zurückfallen. Aber ich werde tun, was ich kann, damit die Folgen nicht zu unangenehm sein werden. Sie können mir allerdings dabei helfen.«
Unter den schwarzen Gläsern quollen Tränen hervor. Sie rollten über die eingefallenen Wangen des alten Mannes.
»Befehlen Sie", sagte er einfach.
»Ich verlange nur eines von Ihnen, Don Diego: Ihre Tochter darf von meinem Besuch heute nichts erfahren, damit sie ihre Komplicen nicht warnen kann. Wenn sie sie nämlich warnt, werden sie mir entkommen, und dann kann ich nichts mehr für sie tun.«
Don Diego erhob sich ebenfalls, aber er sah jetzt nicht mehr majestätisch aus.
»Sie haben mein Ehrenwort, oder wenigstens, was es noch wert ist", murmelte er.
Lennet überließ den Alten seinen bitteren Gedanken, steckte das Tonbandgerät in die Tasche, ging durch den Hof, kletterte über die Mauer, stieg in den Seat und fuhr zurück zum Restaurant.
Seine Freunde suchten ihn bereits überall. »Da bin ich, da bin ich", sagte Lennet. »Wo hast du bloß gesteckt?« fragte Chiquita mißtrauisch. »Alle Welt hat mich verlassen", sagte Lennet. »Ich habe versucht, eine Dame zu finden, die mir noch Gesellschaft leistet. Aber wie du siehst, es war nichts zu machen.«
Pepito wollte zu Fuß nach Hause gehen. Lennet lud die anderen in seinen Wagen. Zuerst setzte er Chiquita ab und brachte dann Mac Donald und Grace ins Hotel Tanit.
»Ich hatte eine sehr interessante Unterhaltung mit unserer Freundin", sagte Mac Donald, als Lennet sich verabschiedete.
»Und dies alles während einer Mondscheinpromenade.«
Das hieß im Klartext: Chiquita Cavalcantes hat die Informationen bestätigt, die Sie mir gegeben haben. Lennet neigte den Kopf und lächelte als Zeichen, daß er verstanden hatte.
In seinem Zimmer ging er rasch ins Bett und schlief mit geballten Fäusten. Morgen, oder vielmehr heute, brauchte er all seine Kräfte.
Nach dem Erwachen suchte er Pablito und gab ihm das Briefchen, das Grace geschrieben hatte.
»Weißt du, wo Senor Orlandini wohnt?«
»Im Pena, Senor.«
»Fein, dann läufst du jetzt dorthin und gibst ihm diesen Brief.
Sag ihm, eine junge Blondine, die Spanisch mit einem englischen Akzent spricht, habe ihn dir gegeben. Verstanden?«
»Verstanden!«
Pablito sauste los. Lennet fuhr zu Grace, machte mit ihr zusammen den üblichen Morgenritt, kehrte dann
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