07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff
hingab. Er nahm aus der »Pandora"
das winzige Magnetophon und stellte es auf Aufnahme. Dann ließ er die Taschenlampe zu Boden fallen, öffnete mehrmals den Schrank, daß er quietschte. Dann nahm er einen Block mit Briefpapier und raschelte damit, hielt inne und machte dann wieder weiter. Schließlich hörte er ab, was er aufgenommen hatte und schien sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Er steckte das Tonbandgerät in die Tasche und zog statt der Straßenschuhe ein Paar Turnschuhe an. Eine Minute später saß er am Steuer des Seat und fuhr zu den Mühlen.
Böse Überraschungen für Chiquita
Das letzte Stück bis zum Haus des Don Diego ging er zu Fuß.
Alle Fenster waren dunkel, die Eingangstür verschlossen.
Wie am Tag zuvor kletterte Lennet auf die Mauer und ließ sich in den Innenhof fallen. Und wie gestern war auch die Haustür offen. Ungehindert trat der Geheimagent ins Haus. Er war geübt darin, sich lautlos zu bewegen, und so konnte niemand ihn hören, wie er zum Schreibsekretär ging, das Tonbandgerät darunterlegte, es einschaltete und zur Tür glitt, wo er sich, fast ohne zu atmen, an die Wand preßte.
Eine Minute verstrich, und dann vernahm man das Fallen der Taschenlampe, das er aufgenommen hatte. Es folgte das Knirschen der Tür. Aber Lennet achtete nicht auf diese Geräusche, er lauschte auf ein fast unhörbares Knistern, das aus dem Innern des Hauses kam.
Dann ging die Tür auf, an der er stand, Licht kam ins Zimmer, und Don Diego Calvancantes y Zurbaraban trat ein.
Er hatte einen langen schwarzen Morgenrock an, trug immer noch seine dunklen Gläser und wirkte sehr majestätisch.
Einen Meter von Lennet entfernt hielt er inne, aber er wandte sich dem Sekretär zu, von wo das Tonband das Geräusch gefalteten Papiers von sich gab.
»Brauchen Sie nochmals meine Hilfe, Herr Leutnant?« fragte er.
Und Lennet antwortete: »An dem Punkt, an dem wir jetzt angekommen sind, Don Diego, brauchen Sie wohl eher meine Hilfe als ich die Ihre. Setzen Sie sich. Sie finden einen Sessel etwa zwei Meter links von Ihnen.«
Der Alte machte drei tastende Schritte bis zu dem Sessel, suchte ihn mit der Hand und ließ sich dann nieder. Er war nicht mehr nur bleich, er war leichenfahl, und seine Lippen zitterten.
Don Diego trat ins Zimmer. Was war los mit ihm?
»Don Diego", sagte Lennet, indem er sich ihm gegenübersetzte, »unterbrechen Sie mich bitte, wenn ich mich irre. Sie sind seit etwa sechs Monaten völlig blind. Ihr Augenlicht ließ schon vorher nach, im gleichen Maße, wie Ihr Gehör sich schärfte. Aber Sie sahen noch genug, um weiterhin Informationen zu sammeln. Aber eines Tages war es plötzlich Nacht um Sie. Sie haben mich übrigens ganz schön zum besten gehalten, gestern, aber es gab doch eine Reihe von Kleinigkeiten, die mir auffallen mußten: Sie haben fast unhörbare Geräusche gehört, Sie sind die ganze Zeit stehen geblieben, während ich arbeitete, weil Sie Angst hatten, Sie könnten sich verraten, wenn Sie einen Stuhl suchten. Dann, als wir in Ihr Zimmer kamen, haben Sie zuerst vergessen, das Licht anzumachen. Klar, denn für Sie ist ja, was für uns hell und dunkel ist, immer gleich dunkel. Aber vor allem, Don Diego, Sie haben es unterlassen, mich nach einem Beweis für meine Angaben und für meinen Rang zu fragen. Aber Sie hätten es ja auch nicht sehen können.«
»Ich hätte so tun können als ob", murmelte der Alte. »Sie hätten es gekonnt, ja, Sie hätten es sogar tun müssen. Alles in allem, Sie konnten mich gar nicht als Agenten des FND erkennen. Doch, und das ist das Entscheidende: Sie haben mich erwartet, und zwar seit sechs Monaten. Sie haben mich seit dem Tag erwartet, da Sie sich entschlossen, weiter das Geld vom FND zu nehmen und die Arbeit des Informationensammelns Ihrer Tochter zu übertragen. Sie hatte ihre Rechnungen zu bezahlen. Sie konnten nicht auf ein leichtverdientes und doch recht beachtliches Einkommen verzichten. Aber Sie hatten Angst. Bei jedem Franzosen, der auf die Insel kam, glaubten Sie, er könne ein Agent sein. Und als Sie im Innenhof neulich meine Stimme hörten, da waren Sie überzeugt, daß ich dieser Agent sei. Und als Sie hörten, daß ich Ihren Sekretär durchsuchte, da waren Sie sicher, und Sie taten so, als würden Sie mich erkennen.«
»Es ist richtig, es ist wahr", stammelte Don Diego. »Ich bin ehrlos geworden.«
»Ihre Tochter hatte die Aufgabe übernommen, und sie hat die Maschine benützt, damit keiner durch die andere Handschrift einen
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