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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lagen. Dann war es still. Es verging eine Weile. Die Kommenden waren aufmerksam geworden und hatten sich jedenfalls leise herbei gemacht. Da raschelte es plötzlich im gegenüberliegenden Gebüsch, und ein lautes „Hiiiiiii!“ erschallte. Die beiden Wächter sprangen erschrocken auf. Schon machten sie Miene, sich in die Sträucher zu verbergen, hinter denen wir steckten; wir sprangen auch schon auf, um schleunigst zu retirieren; da ertönte von jenseits der laute, fragende Ruf:
    „Vupa, Vupa?“
    Infolgedessen blieben die Wächter stehen, und der eine von ihnen antwortete:
    „Umugi, Umugi!“
    Sie setzten sich wieder nieder; sie waren beruhigt, denn dieser Zuruf hatte sie überzeugt, daß die, die kamen, keine Feinde waren. ‚Vupa – – – Umugi‘, das war ein Erkennungszeichen, welches verabredet worden war. Man sieht, daß die Roten von den Weißen den Gebrauch des Feldgeschreis gelernt und sich angeeignet haben.
    Es verging einige Zeit, dann kamen zwei Reiter von oben herab. Sie hatten ihre zurückgelassenen Pferde geholt und stiegen am Feuer ab. Wir beide hatten uns natürlich wieder niedergelegt. Die Ankömmlinge setzten sich zu den Wächtern, ohne zunächst ein Wort zu sagen; das ist so Indianersitte. Erst als ungefähr fünf Minuten vergangen waren, begann der, den ich als hervorragenden Krieger bezeichnet hatte und der die Unterhaltung führte, während sein Gefährte schwieg:
    „Meine roten Brüder sind erwartet worden. Vupa Umugi harrt voller Ungeduld.“
    „Darf ein Krieger ungeduldig werden?“ fragte einer der Gekommenen.
    „Er darf es nicht zeigen; aber er darf es sein. Habe ich gesagt, daß er es gezeigt habe?“
    „Das hat mein Bruder nicht gesagt.“
    „Wir haben schon am Nachmittag gewartet. Nun kommt ihr als Vorhut. Wann wird Nale-Masiuv nachfolgen?“
    „Er folgt heute nicht nach.“
    „Uff!“
    „Wir kommen nicht als Vorhut, sondern als seine Boten. Wo ist Vupa Umugi, mit dem wir sprechen sollen?“
    „Er lagert am ‚Blauen Wasser‘.“
    „Führe uns zu ihm!“
    „Wir können noch warten. Meine Brüder wissen, daß ich das Ohr und das Vertrauen des Häuptlings besitze. Wenn sie nicht zornig empfangen werden wollen, mögen sie mir ihre Botschaft sagen, damit ich den Häuptling vorbereite.“
    Die beiden Boten sahen einander fragend an, und dann antwortete der Sprecher:
    „Ja, wir wissen, daß du der Mund und das Ohr des Häuptlings Vupa Umugi bist; darum sollst du erfahren, was du hören willst, obgleich wir den Befehl erhielten, nur mit dem Häuptling zu sprechen. Nale-Masiuv kann mit seinen hundert Kriegern heut nicht kommen.“
    „Uff! Warum?“
    „Weil er von Bleichgesichtern aufgehalten wurde, mit denen er kämpfen mußte.“
    „Gibt es Bleichgesichter in der Nähe?“
    „In der Nähe nicht; aber jenseits des Mistake-Cañons stießen wir plötzlich auf Soldaten der Bleichgesichter, welche über uns herfielen. Es waren ihrer so viele, daß wir fliehen mußten, wobei viele unsrer Krieger verwundet oder gar getötet wurden. Die Bleichgesichter verfolgten und zerstreuten uns, und als es Abend wurde, hatten sich nur fünfzig Krieger bei dem Häuptling eingefunden.“
    „Uff, uff, uff! Was wird Vupa Umugi sagen! Vielleicht verschiebt er den Zug nach dem Llano estacado und zieht nach dem Mistake-Cañon, um euch zu rächen!“
    „Das soll er nicht! Nale-Masiuv, unser Häuptling, hat uns befohlen, ihm dies zu sagen. Die Bleichgesichter, mit denen wir kämpften, sind keine Westmänner, sondern Soldaten. Wenn wir sie besiegen, und es kommt auch nur einer nach seinem Fort zurück, so werden hundert und wieder hundert neue Soldaten gesandt, um die Gefallenen zu rächen. Ja, unsre Toten sollen gerächt werden, aber so, daß kein Soldat heimkehrt, sondern alle, alle sterben müssen.“
    „Hat Nale-Masiuv einen Plan ersonnen, wie das geschehen soll?“
    „Ja.“
    „Kennst du ihn?“
    „Ja; ich soll ihn Vupa Umugi mitteilen.“
    „Darf ich ihn hören?“
    „Ihr alle müßt ihn erfahren; warum sollte ich ihn dir da nicht sagen dürfen?“
    „So steht mein Ohr mit Spannung offen, dich zu hören.“
    „Die Soldaten der Bleichgesichter müssen nach dem öden Llano estacado gelockt werden, um dort zu verschmachten.“
    „Uff, uff, uff! Das ist ein Gedanke, der den Beifall unsers Häuptlings sofort haben wird. Diese weißen Hunde müssen alle untergehen, und keiner darf zurückkehren, um erzählen zu können, was geschehen ist.“
    „Mein roter Bruder hat recht. Darum darf

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