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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für die Pferde.“
    Er lachte laut auf und wendete sich zu seinen Offizieren, welche in sein Gelächter einstimmten:
    „Seht diesen Mann, Mesch'schurs! Wahrscheinlich kennt Ihr ihn noch. Der Kerl ist ein Original und hat Raupen im Kopf, die ihresgleichen suchen. Natürlich hat er keine Ahnung davon, daß unsre Posten ihn eigentlich niederschießen müßten. Gegen solche Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens. Wollen ihm also sein bißchen Leben schenken. Er hat einen Kameraden gefunden, der sehr wahrscheinlich ganz gleichwertig mit ihm ist. Solche Leute können wir ruhig hier aufnehmen, ohne befürchten zu müssen, daß sie uns schaden.“
    Und uns das Gesicht wieder zukehrend, sagte er zu uns:
    „Ja, ihr mögt hier bleiben und so viel Wasser trinken, wie ihr wollt; ich weiß, daß euch das sehr nötig ist, weil euer Gehirn doch sehr wahrscheinlich aus weiter nichts als Wasser besteht.“
    Wir gaben unsre Pferde frei und setzten uns neben dem Quell nieder. Ich nahm den ledernen Trinkbecher vom Gürtel, schöpfte bedächtig, trank sehr langsam und antwortete erst dann:
    „Wasser im Gehirn? Hm! Habt Ihr nicht auch getrunken, Sir?“
    „Natürlich, ja. Was wollt Ihr damit sagen?“
    „Daß Euch das Wasser auch nötig gewesen ist.“
    „Und – – –?“
    „Und daß daraus auf Euer Gehirn wohl ebenso zu schließen ist wie auf das unsrige.“
    „All thunders ! Ihr wollt mich beleidigen?“
    „Nein.“
    „Aber das war doch eine Beleidigung!“
    „Wüßte nicht! Ich glaubte nur, gegen Euch genau so höflich sein zu müssen, wie Ihr gegen uns.“
    „Da hat man es! Der Mann weiß nicht, was er spricht. Er zieht im Land herum, um alte Gräber aufzumachen und nach verfaulten Knochen zu suchen. Da weiß man ja, daß man auf das, was er sagt, nicht viel oder auch gar nichts zu geben hat.“
    Um diesen Worten eine Illustration zu geben, tippte er sich mit der Spitze des Zeigefingers an die Stirn und fragte mich dann:
    „Habt Ihr viel solche Gräber gefunden, Sir?“
    „Kein einziges“, antwortete ich.
    „Das läßt sich denken. Wer Indianergräber suchen will, der darf nicht nach dem wilden Llano estacado gehen!“
    „Llano estacado?“ fragte ich, scheinbar verblüfft.
    „Ja!“
    „Wo liegt denn der?“
    „Das wißt Ihr nicht?“
    „Ich weiß nur, daß das eine sehr traurige Gegend sein soll.“
    „O sancta simplicitas ! So wißt Ihr also nicht, wo Ihr seid?“
    „In der Prärie, an diesem schönen Wasser hier.“
    „Und wo wollt Ihr von hier aus hin?“
    „Dahin.“
    Ich deutete bei diesen Worten nach Osten.
    „Dahin? Da kommt Ihr ja in den Estacado!“
    „Wie – – –? Was – – –?“
    „Ja, in den Estacado!“ lachte er.
    „Wirklich?“
    „Ja. Ihr könnt Gott danken, daß Ihr uns hier getroffen habt. Ihr habt ja gar keine Ahnung, daß Ihr Euch hier am Rand der Wüste befindet. Wenn Ihr weiterreitet, müßt Ihr elend umkommen!“
    „Hm! Da werden wir umkehren.“
    „Ja, das müßt Ihr, Sir, sonst fressen Euch die Geier.“
    „Und wahrscheinlich würden wir im Llano auch auf keine Gräber treffen?“
    „Wenigstens nicht auf solche, wie Ihr sucht. Ihr wollt ein Gelehrter sein und wißt doch nicht, daß all Euer Forschen vergeblich ist!“
    „Vergeblich? Warum?“
    „Ihr habt doch gesagt, daß Ihr alte Reste ausgraben wollt, um zu erfahren, woher die Rothäute stammen?“
    „Allerdings.“
    „Es können Euch also nur alte, uralte Gräber von Nutzen sein?“
    „Ja.“
    „Und doch reitet Ihr in der Prärie und überhaupt im fernen Westen herum, wo es zwar Gräber gibt, die aber neu sind!“
    „Hm!“ brummte ich nachdenklich.
    „Ihr müßt doch da nachgraben, wo Indianerstämme gewohnt haben, die längst untergegangen sind. Ist das nicht richtig?“
    „Eigentlich ja.“
    „So macht also aus dem Westen fort! Die Gräber, die Ihr sucht, liegen nicht westlich, sondern östlich von dem Mississippi. Den guten Rat gebe ich Euch. Ihr seht, wie es um Eure Gelehrsamkeit steht, wenn Euch erst andere die richtigen Wege zeigen müssen!“
    „Well! So gehen wir also wieder über den Mississippi hinüber.“
    „Das rate ich Euch. Dort gibt es auch nicht die vielen Gefahren, denen Ihr Euch hier so überflüssigerweise auszusetzen habt.“
    „Gefahren? Nicht daß ich wüßte!“
    „Was? Ihr wißt nichts von Gefahren?“
    „Woher soll das unsereiner wissen?“
    „Die Indianer!“
    „Oh, die tun mir nichts!“
    „Nichts? Welch ein Leichtsinn! Oder welch eine Unwissenheit! Ihr

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