07 - Old Surehand I
Ihr dazu?“ fragte mich Old Surehand.
„Fatal, ja weit, weit mehr als fatal!“ antwortete ich.
„Das ist ein sehr böser Streich, den uns der Alte da wieder gespielt hat.“
„Glücklicherweise für ihn böser als für uns.“
„Ja. Nachdem das Unglück einmal fertig war, hat er sich gar nicht übel benommen.“
„Es ist schade, jammerschade um ihn! Er ist sonst ein ganz tüchtiger Kerl, und wenn er nicht die Angewohnheit hätte, so sinnlos selbständig zu handeln, wäre er sehr gut zu brauchen. So aber muß man mit ihm vorsichtiger als mit irgendeinem Greenhorn sein. Er ist ein Mensch, der am besten für sich allein bleibt, denn jeder Gesellschaft, der er sich anschließt, muß er gefährlich werden.“
„Er verläßt sich natürlich auf unsre Hilfe.“
„Selbstverständlich. Wir sollen ihn herausholen.“
„Wird das gehen?“
„Ja. Wir dürfen ihn nicht verlassen.“
„So wollt Ihr ihn noch im Lauf dieser Nacht befreien?“
„Nein, das ist unmöglich.“
„Hm! Ich denke, Euch ist auch das nicht zu schwer.“
„Dank für dieses Vertrauen! Wenn ich von einer Unmöglichkeit sprach, so habe ich nicht die Befreiung an sich selbst gemeint. Warum sollten wir ihn nicht noch in dieser Nacht losmachen können, Ihr und ich? Ich glaube, wir haben noch ganz andre Dinge fertiggebracht. Das Leben wäre freilich dabei zu riskieren, doch bin ich überzeugt, daß es gelingen würde. Aber die Roten würden erfahren, daß wir hier sind, und das dürfen sie nicht. Sollen wir unser ganzes schönes, wohlüberlegtes Unternehmen eines Mannes wegen in Frage stellen, der es wiederholt gefährdet, indem er immer und immer neue Dummheiten begeht?“
„Nein.“
„Es handelt sich jetzt nicht um sein Leben; das haben wir gehört. Er ist freilich nicht grad auf Rosen gebettet; das hat er sich aber selbst zuzuschreiben und mag als wohlverdiente Strafe gelten. Die Roten mögen ihn mitnehmen; wir können das nicht ändern. Später, wenn sie in der Falle stecken, werden sie ihn freigeben müssen.“
„Wenn sie ihn nicht als Geisel betrachten.“
„Pshaw! Darauf gehen wir natürlich nicht ein.“
„Es ist mir völlig unbegreiflich, daß ein Mann, noch dazu von seinem Alter, fortgesetzt derartige Streiche auszuführen vermag. Gute Lehren hat er genug bekommen.“
„Die haften nicht, weil es bei ihm geradezu an der Möglichkeit fehlt, sich unterzuordnen.“
„Uns nachzukommen, um sich auch anzuschleichen! Und gar zu Pferd! Das kann man nicht anders als verrückt nennen! Meint Ihr nicht auch, Sir?“
„Ja; aber wie bei jedem Unglück ein Glück zu sein pflegt, so auch hier, denn wir können sehr froh sein, daß er das Pferd bei sich hatte.“
„Warum?“
„Weil die Comanchen sicherlich danach gesucht und nicht eher geruht hätten, als bis sie wußten, woran sie waren.“
„Ah! Da hätten sie uns entdeckt!“
„Gewiß. So unbegreiflich es mir ist, daß jemand auf den verrückten Gedanken kommen kann, sich im Sattel anzuschleichen, so zufrieden bin ich jetzt damit, daß es geschehen ist. Der Häuptling ist beruhigt und wird nicht suchen lassen.“
„Hm! Wollen es hoffen!“
„Ich bin überzeugt davon. Selbst wenn sein Mißtrauen zurückkehren sollte, hat er keine Zeit, lange Forschungen anzustellen. Wir haben ja gehört, daß die Kavallerie zeitig kommen wird. Da muß er fort sein.“
„Das ist glücklicherweise wahr, und wir können sagen, daß wenigstens wir beide unsre Zwecke erreicht haben. Erst hatte es gar nicht den Anschein, als ob wir etwas hören und erfahren würden, und erst das Erscheinen des alten Wabble öffnete dem Häuptling den Mund. Also haben wir Cutter es zu verdanken, daß wir etwas erlauschten. Wir könnten das für ihn als Milderungsgrund gelten lassen, wenn wir geneigt sein sollten, ihm zu verzeihen.“
„Danke! Ich habe ihm schon oft genug verziehen; das hört nun auf. Hier gibt es keinen Milderungsgrund. Wo es sich wieder und immer wieder um die Freiheit und das Leben handelt, wäre es der reine Selbstmord, wenn man sich nicht gegen derartige Gefahren schützte. Und der einzige Schutz, den es hier gibt, besteht darin, daß man die Wiederholung solcher Streiche unmöglich macht.“
„Aber wodurch?“
„Dadurch, daß man sich von dem alten Wabble trennt. Ich verzichte auf seine Gesellschaft. Wenn er die Freiheit wiederhat, mag er reiten, wohin er will. Ich habe mich freilich erst gefreut, ihn kennenzulernen; er hat mir aber diese Freude ganz gehörig vergällt. Jetzt ist
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