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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meinte:
    ‚Samuel Parker ist für einen roten Mann schwer zu merken. Wir werden dich Atpui, das gute Herz, nennen. Wenn du länger hier bleibst, wirst du vorsichtiger werden. Deine Güte könnte euer Verderben sein. Freue dich, daß wir nicht auf dem Pfad des Kriegs wandeln! Siehe, dieses Wampum‘ – dabei zeigte er mir den fransengeschmückten langen Gegenstand auf seiner Linken – ‚enthält eine friedliche Botschaft an die Häuptlinge der Schoschonen. Wir kommen ohne Waffen, um es nach dem Rancho des alten Mannes zu tragen, dessen Indianer es dann weiter bringen sollen. Wir haben also nichts zu fürchten; aber unsre Dankbarkeit ist eben so groß, als ob du uns vom Tode errettet hättest. Wenn du Freunde brauchst, so komm zu uns. Atpui, das gute Herz, wird uns stets willkommen sein. Howgh; ich habe gesprochen.‘
    Er gab mir die Rechte und ritt dann mit seinen Leuten weiter. Ich rief ihm noch nach, mich dem Alten ja nicht zu verraten, und kehrte dann um, sehr zufrieden mit meinem Erfolg, aber nicht mit der Klugheit, an welcher es mir gänzlich gemangelt hatte. Ich war im Gegenteil höchst unvorsichtig gewesen.
    Im Hochtal angekommen, entledigte ich das Maultier seiner Last und band die Pferde los, um sie grasen zu lassen. Die mir dann zu Gebote stehende lange Muße benützte ich zu Schießübungen. Ich hatte ein gefülltes Pulverhorn, und beim Gepäck gab es auch eine ganze Büchse voll. Als mein Horn leer war, konnte ich zu meiner Genugtuung sagen, daß ich einen Kirchturm nun schon auf zweihundert Schritte treffen würde.
    Gegen Abend kam Old Wabble mit Ben und Will zurück. Sie waren unten beim Zelt mit den Roten zusammengetroffen und erzählten mir als etwas ganz Neues, daß diese die friedlichsten Absichten gehegt, das Wampum der ‚Blutigen Hand‘ zur Weiterbesorgung übergeben und dann sofort den Rückweg wieder angetreten hätten. Ich schwieg natürlich über das, was ich getan hatte.
    Wir blieben die Nacht im kleinen Tal und ritten dann am Morgen nach dem nicht mehr weit entfernten Hochmoor.
    Dieses lag in einem weit größeren Tal, als das gestrige gewesen war. In der Mitte desselben gab es einen kleinen See mit sumpfigen Ufern; weiterhin Busch und Wald mit trügerischem Boden, und dann folgten die hohen, kahlen, vielfach zerklüfteten und zerbröckelten Felsmassen, welche das Tal einschlossen. Dieses war gewiß zwei Stunden lang und besaß eine ebensolche Breite.
    Nachdem das Maultier entlastet war, wurde ein Feuer- und Lagerplatz hergerichtet, wo ich zurückbleiben sollte, um auf die Pferde zu achten. Dann gingen die andern auf die Suche. Bis Mittag, wo ich einige Schüsse hörte, blieb alles still; später kehrte Ben Needler allein zurück. Er hatte zu früh auf eine Elkkuh geschossen und war von dem darüber erzürnten Wabble fortgejagt worden. Dieser stellte sich mit Litton erst in der Dämmerung ein, ganz erbost über den Mißerfolg, den es gegeben hatte.
    ‚Fährten gab es genug‘, räsonierte er, ‚aber nicht nur von Elks, sondern auch von Roten, welche vor uns hier gewesen sein müssen und das Wild vertrieben haben; th'is clear! Auf eine einzige Kuh stießen wir; da krachte dieser Needler seine beiden Läufe zu zeitig los, und sie ging auf und davon; das hat man davon, wenn man sich mit Greenhorns einläßt. Ich will aber den Weg nicht umsonst gemacht haben und bleibe also noch einen Tag oder zwei Tage oder überhaupt so lange hier, bis ich einen schweren Alten niedergestreckt habe.‘
    Er sprach mit uns beiden kein Wort weiter und behielt diese Stimmung auch am nächsten Morgen bei, wo er erklärte, daß er mit Litton allein jagen werde; die beiden Greenhorns sollten im Lager bleiben, damit sie nichts verderben könnten. Nun, er hatte das Recht, zu tun, was ihm beliebte; wir aber nahmen im stillen dasselbe Recht auch für uns in Anspruch. Als die beiden fort waren, führten wir aus, was wir während der Nacht verabredet hatten. Wenn die Elks vertrieben worden waren, so befanden sie sich nicht mehr im Tal, sondern außerhalb desselben. Dort mußte man suchen. Da unsere Pirsch bis zum Abend währen konnte, so nahmen wir zum Tragen der uns nötig erscheinenden Gegenstände, vielleicht auch kleinerer Beutestücke, das Maultier mit.
    Wir wanderten aus dem Tal hinaus und in ein anderes hinein. Da gab es weder See noch Moor, aber gewiß auch keine Elks, denn es waren auch schon Menschen da, Menschen, die einen Maulesel bei sich hatten. Die Menschen sahen wir zwar nicht, desto deutlicher aber

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