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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gelassen. Wenn auch nur die Möglichkeit bestand, dass eine Abschrift des alten Manuskripts über Jahrhunderte im Besitz von Jacks Familie geblieben war, dann sah sich Jack mit der enormen Aufgabe konfrontiert, das ganze Gerümpel, das sich in seinem Elternhaus angesammelt hatte, zu durchwühlen.
      Der Imbiss war ein Stück weiter, dort, wo der Marktplatz in die Fußgängerzone überging. Die Tür des Ladens stand offen, als zusätzlicher Anreiz für potenzielle Gäste. Es war ein sauberes, hell erleuchtetes Lokal mit einem richtigen Restaurant im hinteren Teil.
      »Willst du dich setzen?«, fragte Gemma.
      »Nein. Lass uns weitergehen. Irgendwie schmeckt Fisch mit Chips nicht richtig, wenn man es nicht aus Zeitungspapier isst.«
      Als sie das Lokal mit ihren dampfenden Papiertüten wieder verlassen hatten, wandte sich Kincaid in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Lass uns die High Street entlanggehen.«
      Sie spähten durch die Bleifenster des alten Gasthauses George & Pilgrims. Die Gaststube war voll, und das Stimmengewirr war sogar durch die geschlossenen Fenster zu hören. Das Gebäude sah in der Tat sehr alt aus, mit seiner echten Fachwerkfassade und den verwitterten, geschwärzten Balken.
      »Ob Edmund dieses Lokal gekannt hat?«, fragte Gemma.
      »Ein gutes Jahrhundert nach seiner Zeit, schätzungsweise. Nicht, dass es ihm erlaubt gewesen wäre, ein Gasthaus zu besuchen. Es wurde für die Unterbringung der Pilger und der hochrangigen Gäste des Abts erbaut, für die im Kloster selbst kein Platz war.«
      Sie gingen weiter, vorbei am Café Galatea und den New-Age-Läden, bis Gemma plötzlich wie angewurzelt vor dem Schaufenster einer Galerie stehen blieb. Vor einem Hintergrund aus schwarzem Samt stand ein einzelnes Gemälde im weichen Lichtkegel eines Strahlers. Leuchtende, geflügelte Wesen schwebten über einer Stadt, die im Mondlicht dalag und in der winzige Menschenwesen ahnungslos ihren Geschäften nachgingen. Die Vision war von atemberaubender Schönheit, die Farben glühten wie lebende Juwelen, doch die Gesichter der Wesen waren wild und wirkten wie aus einer anderen Welt. Es erfüllte sie mit leichtem Unbehagen. »Schützen diese Kreaturen die Menschen«, fragte sie leise, »oder haben sie anderes im Sinn?«
      »Fiona Finn Allen.« Kincaid hatte ihr über die Schulter gesehen, um die Signatur der Künstlerin lesen zu können. »Das ist Winnies Freundin, die Frau, die sie nach dem Unfall gefunden hat.« Er trat einen Schritt zurück, um die Schrift über dem Schaufenster lesen zu können. »Galerie Allen.« Sie gingen weiter, und er bemerkte: »Ich denke, es zeigt nur, wie sehr wir mit uns selbst beschäftigt sind, wenn wir auch nur vermuten, dass wir für diese Geistwesen eine Rolle spielen könnten. Und wenn es nun Wirklichkeitsebenen gibt, die wir nicht wahrnehmen können und die nichts mit menschlichen Bedürfnissen und Wünschen zu tun haben?«
      Gemma warf ihm einen überraschten Blick zu. »Ich glaube, allmählich beginnt dir Glastonbury auch zu Kopf zu steigen. Oh, schau mal«, fügte sie hinzu und blieb erneut stehen, diesmal, um durch das Fenster einer Bäckerei zu spähen, wo die leeren Bleche darauf warteten, mit frühmorgendlichen Backwaren gefüllt zu werden. Sie wurde plötzlich von einer heftigen Sehnsucht nach Toby erfasst, der das Wochenende bei Gemmas Eltern verbrachte, um in ihrer Bäckerei »auszuhelfen«, wie er es nannte. Zu Kincaid gewandt, sagte sie: »Du weißt ja, dass ich morgen zurückfahren muss.«
      »Und ich kann mir nicht vorstellen, Jack ausgerechnet jetzt im Stich zu lassen. Ich hoffe, Doug Cullen kommt noch eine Weile alleine klar.«
      »Was wird der Chef dazu sagen?«, fragte Gemma. Sie meinte Chief Superintendent Denis Childs.
      »Ich werde ihn morgen zu Hause anrufen und ihm die Situation erklären. Ich könnte bis Bath mit dir fahren und mir dann ein Auto mieten.«
      »Nein«, sagte Gemma, nachdem sie die Sache durchdacht hatte. »Ich brauche das Auto in den nächsten Tagen nicht. Wenn wir Faiths Eltern einen Besuch abgestattet haben, kannst du mich nach Bath fahren, mich in den Zug setzen und das Auto behalten.«
      Als er protestieren wollte, wehrte sie ab. »Nein, wirklich. Ich will mit dem Zug fahren. Dann habe ich nichts mit den Wochenendurlaubern am Hut, die sonntags die Straßen nach London verstopfen.« Das entsprach der Wahrheit und war als Argument stichhaltig genug, um Kincaid zum Schweigen zu bringen,

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