Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
freundlich, doch indessen kam ihm der Gedanke, dass er in diesen Tagen einiges davon mitbekam, wie man sich als Verdächtiger fühlen musste. »Was können wir heute für Sie tun?«
      »Ich wollte nur ein paar Dinge mit Mr. Montfort klären.« Greelys Lächeln wirkte alles andere als beruhigend. Kincaid hob die Augenbrauen. »Zum Beispiel?«
      Greely wandte sich ostentativ zu Jack, wie um deutlich zu machen, dass er nicht beabsichtigte, Kincaid dieses Mal den Mittler spielen zu lassen. »Mr. Montfort, wann, sagten Sie, haben Sie am vergangenen Donnerstagabend das Krankenhaus verlassen?«
      »Ich glaube, es war gegen halb elf, aber ich habe wirklich nicht darauf geachtet. Wieso?«
      »Das Personal der Intensivstation schätzt die Zeit eher auf zehn Uhr. Und Sie sagten mir doch, es sei fast Mitternacht gewesen, als Sie zu Hause ankamen und Miss Wills vor Ihrer Haustür antrafen. Ist das korrekt?«
      »Soweit ich mich erinnern kann, ja. Sagen Sie mal, worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
      »Nun ja«, sagte Greely gedehnt, »mir ist eben aufgefallen, dass zwei Stunden für die Fahrt von Taunton nach Glastonbury äußerst großzügig bemessen sind, wenn man bedenkt, dass es spät am Abend war und kaum Verkehr herrschte. Und ich habe mir auch gesagt, dass es nur sehr wenig Zeit braucht, einen Menschen zu ertränken - vielleicht drei oder vier Minuten.«
      Jack starrte ihn mit offenem Mund an. »Sie werden doch nicht mich des Mordes an Garnet beschuldigen? Warum um alles in der Welt sollte ich so etwas tun?«
      Winnie ergriff Jacks Hand.
      »Vielleicht hat Miss Wills Ihnen ihre Befürchtungen hinsichtlich des Unfalls von Miss Catesby mitgeteilt. Zu der Zeit war Miss Catesby, soviel ich weiß, noch nicht wieder bei Bewusstsein, und ihre Genesung war recht ungewiss. Unter den gegebenen Umständen müssen Sie äußerst erpicht darauf gewesen sein, Antworten auf gewisse Fragen zu bekommen. Vielleicht wollten Sie einfach nur mit Miss Todd reden, und die Situation eskalierte irgendwie - bis hin zum Mord, um genau zu sein. Und in diesem Fall wäre Miss Wills Geschichte, wonach sie von ihrem >Spaziergang< zurückgekommen sei und das Haus verlassen gefunden habe, reiner Blödsinn; entweder war sie unmittelbar an dem Verbrechen beteiligt oder sie hat sich zumindest der Beihilfe schuldig gemacht.«
      Kincaid versuchte mit Jack Blickkontakt aufzunehmen, um ihn zu ermahnen, nur ja nichts zu sagen, doch Jack fixierte weiterhin Greely.
      »Erstens«, schleuderte er dem Inspector aufgebracht entgegen, »habe ich von Faiths Verdacht erst in dem Moment erfahren, als sie gegen Mitternacht an meiner Haustür auftauchte. Zweitens, der Grund, weshalb ich für die Fahrt von Taunton länger als gewöhnlich gebraucht habe, ist der, dass ich erschöpft war und mehrere Pausen einlegen musste, um wach-«
      »Geben Sie es auf, Inspector«, warf Kincaid ein. »Sie tappen doch im Dunkeln, Beweise haben Sie nicht. Und ich habe meinem Cousin geraten, einen Anwalt einzuschalten.«
      Greely wippte auf den Fußsohlen vor und zurück und blickte seelenruhig in die Runde. »Ich dachte, Sie seien vielleicht daran interessiert, sich meine Überlegungen anzuhören, aber da das nicht der Fall zu sein scheint, möchte ich Ihnen nicht länger den Abend verderben. Ach, übrigens, Miss Catesby - es freut mich zu sehen, dass Sie sich so rasch erholt haben.«
      »Vielen Dank, Inspector.« Sie lächelte gezwungen.
      Kincaid deutete auf die Tür. »Ich geleite Sie hinaus, ja?«
      Greely nickte ihnen zum Abschied zu und folgte Kincaid in die Diele.
      »Darf ich davon ausgehen, dass keine neuen Beweise aufgetaucht sind, Inspector? Wenden Sie deshalb die Ameisenhaufen-Taktik an?«
      Greelys Lächeln wirkte ausnahmsweise echt. »Na ja, wissen Sie, Superintendent, wenn man mit einem Stock in einem Ameisenhaufen herumstochert, kommt im Allgemeinen irgendetwas dabei heraus.«
      Kincaid erwiderte das Lächeln, während er die Haustür öffnete. »Ja, Inspector, das stimmt. Aber manchmal wird man dabei auch gebissen.«
     
    Andrew hatte im Krankenhaus angerufen, war jedoch von einer hochnäsig klingenden Telefonistin mit der Mitteilung abgefertigt worden, Winifred Catesby sei dort nicht mehr Patientin. Danach rief er im Pfarrhaus an, immer und immer wieder, und legte auf, sobald der Anrufbeantworter sich eingeschaltet hatte. Er konnte es nicht ertragen, ihre Stimme zu hören, und doch hatte er jedes Mal das Gefühl, dass

Weitere Kostenlose Bücher