Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
mit, dass sie für den Rest des Tages außer Haus sein würde. Ihr Chef war auf einer Fortbildung - sie würde sich vor ihm rechtfertigen müssen, wenn sie zurückkam. Und Hazel! Sie würde Hazel bitten müssen, Toby über Nacht bei sich zu behalten.
      Aber als Erstes rief sie Kincaid bei Jack an.
     
    »Andrew! Was machst du denn hier?« Faith starrte die Erscheinung in der Tür an. Sein dünner Anorak glänzte vom Regen, und nasse Haarsträhnen klebten an seiner Stirn. Er sah irgendwie verändert aus, jünger als sonst; ihr fiel auf, dass er seine Brille abgenommen hatte.
      »Ich wollte dich sehen.« Er trat in die Küche und schloss die Tür hinter sich. »Du siehst gut aus.«
      »Gut?« Sie blickte auf ihren geschwollenen Bauch herab und sah dann wieder ihn an. »Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
      »Was sollte ich denn sagen? Dass du wie das blühende Leben aussiehst? Oder irgendeinen anderen dieser Euphemismen, die die Leute benutzen, um der Tatsache auszuweichen, dass schwangere Frauen wie gestrandete Wale aussehen?«
      Seine Grobheit war schockierend. Und es lag auch keine Spur von Zärtlichkeit in seiner Stimme. Was hatte sie bloß damals in ihm gesehen, vor so vielen Monaten?
      Er war von ihren Leistungen im Geschichtsunterricht beeindruckt gewesen, von ihrem Wissen über Musik. Und sein Interesse hatte ihr so geschmeichelt; sein jungenhaft gutes Aussehen und seine scheinbare Verletzlichkeit faszinierten sie. Als er begann, sie zu sich in sein Büro zu bitten, kam sie sich wie eine Auserwählte vor, wie etwas ganz Besonderes. Und dann war da die zufällige Berührung, die Hand auf ihrer Schulter, die Hand, die ihr Haar streichelte - so anders als das Gefummel der Jungs in ihrem Alter.
      Der Kitzel und die Erregung machten sie ganz schwindlig, und als er dann - und mit welcher Nonchalance! - sagte: »Wenn du irgendwann einmal in der Nähe von Wirral Hill bist, schau doch mal auf eine Tasse Tee bei mir rein« - da ging sie hin.
      Einige magische Wochen waren verstrichen, mit regelmäßigen Besuchen, dem Gefühl des plötzlichen Erwachsenseins, dem heimlichen Stolz auf ihr Geheimnis und dem Gefühl der Überlegenheit gegenüber ihren Klassenkameradinnen.
      Dann brach die Wirklichkeit herein - die ausgebliebene Periode, die Beunruhigung, die Übelkeit, das unvermeidliche Eingeständnis der Wahrheit. Als sie ihm sagte, sie sei schwanger, weinte er in ihren Armen wie ein verängstigtes Kind, und sie schwor ihm, nie irgendjemandem die Wahrheit zu verraten. Und sie glaubte fest, wenn das Kind auf der Welt und sie von zu Hause ausgezogen wäre, würden sie vielleicht wieder Zusammenkommen.
      Jetzt erkannte sie, wie verblendet sie gewesen war, wenn sie geglaubt hatte, dass sie ihm irgendetwas bedeutete - oder dass sie in seinen Augen jemals etwas anderes als ein schrecklicher Fehler gewesen war.
      »Was willst du?«, fragte sie.
      »Das kann nicht so weitergehen, weißt du«, sagte Andrew und trat einen Schritt näher an sie heran. »Dieses Rätselraten, dieses Warten darauf, dass die Bombe endlich platzt. Ich kann es nicht länger ertragen.«
      »Ich habe es niemandem erzählt!«
      »Auch nicht Garnet?«
      »Nein. Ich schwör’s!« Doch sie hatte es Garnet gebeichtet, nachdem Winnie sie gedrängt hatte, sich bei ihrer Mutter zu melden - und hatte zu ihrem Entsetzen erfahren, dass Winnie Andrews Schwester war! Winnie war ihr nur mit ihrem Vornamen vorgestellt worden, und es war ihr nie bewusst gewesen, dass es zwischen den beiden eine Verbindung gab.
      »Und du hast meiner Schwester nichts gesagt?«
      »Ich würde Winnie das nie erzählen!«
      »Das hätte ich nicht erwartet« sagte Andrew unbewegt, »dass du dich mit meiner Schwester anfreunden würdest. Hast du gedacht, damit hättest du mich irgendwie in der Hand?« Er schüttelte den Kopf. »Du hättest wissen müssen, dass ich gerade das niemals dulden würde.«
      Zu spät erkannte Faith ihren Fehler. Aber wenn sie gelogen hätte, wenn sie behauptet hätte, Winnie wisse Bescheid, hätte das etwas verändert? »Ich habe dich gedeckt. All die Monate hindurch. Ich musste von zu Hause weg, weil mein Dad dich umgebracht hätte, wenn er dahinter gekommen wäre.«
      »Das spielt jetzt keine Rolle. Aber meine Schwester... Das musst du verstehen. Winnie darf nie davon erfahren. Ich kann das Risiko nicht länger eingehen. Es tut mir Leid.«
      Bevor sie sich rühren konnte, hatte er sich schon auf sie

Weitere Kostenlose Bücher