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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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schaffen?
      Sie kämpfte gegen die Tränen des Zorns und der Frustration an, während sie sich für die Arbeit fertig machte. Als sie so weit war, ging sie Duncan suchen. Sie fand ihn im hintersten Schlafzimmer, inmitten von geöffneten Kisten und Kartons; sein Gesicht war schon verschmiert, und seine finstere Miene drückte Entmutigung aus.
      Am Abend zuvor war Nick endlich aufgetaucht und hatte sich knapp für seine Abwesenheit entschuldigt. Er und Simon beteiligten sich dann an der Suche auf dem Dachboden und trugen kleinere Gegenstände hinunter ins Wohnzimmer, wo Faith und Winnie sie in Empfang nahmen. Nachdem sie bis spät in den Abend gearbeitet hatten, kamen sie alle zu dem Schluss, dass sie den Dachboden gründlich genug durchkämmt hatten, leider ohne jegliches greifbare Resultat. Jetzt waren Duncan und Jack dabei, die restlichen Räume des Hauses abzusuchen.
      »Irgendetwas entdeckt?«, fragte Faith Duncan, obwohl sie schon wusste, wie die Antwort lauten würde.
      »Ein altes Fotoalbum mit Kinderbildern meiner Mutter. Aber davon abgesehen, nein. Sind Sie so weit, dass ich Sie ins Café fahren kann?«
      Innerhalb von wenigen kurzen Tagen hatte sich zwischen ihnen eine angenehme Routine eingestellt, und Faith wurde plötzlich schmerzlich bewusst, wie traurig es sie machen würde, wenn alles wieder zu Ende wäre. Auch gefiel ihr der Gedanke an das kleine Täuschungsmanöver, das sie heute vorhatte, ganz und gar nicht, doch sie sah keine andere Möglichkeit. Sie musste einen Beweis dafür finden, dass jemand anderes als Nick Garnet etwas hatte antun wollen. Und Duncan hatte ihr erzählt, die Polizei habe das Bauernhaus versiegelt, daher konnte sie ihn kaum bitten, sie hinzufahren, um in Garnets Sachen herumzustöbern.
      »Wir sehen uns dann um fünf«, sagte er, als sie vor dem Café ausstieg, und sie winkte ihm nach, als er mit Gemmas purpurrotem Auto davonfuhr.
      Zu ihrer großen Erleichterung war es ein ruhiger Vormittag, denn je weiter der Tag vorrückte, desto unwohler fühlte sie sich. Ihre Beine taten weh, und ihr Becken fühlte sich an, als hätten sich Bänder und Sehnen allesamt in Pudding verwandelt. Buddy war eifrig um sie besorgt und kam so oft es ging aus dem Laden herüber, um ihr zur Hand zu gehen.
      Nach dem Mittagessen wartete sie ungeduldig und sah immer wieder nach der Uhr, während sie aufräumte und putzte. Als der Stundenzeiger sich endlich an die Zwei herangeschlichen hatte, wischte sie noch einmal über die Theke und ging dann in den Laden.
      Buddy sah von seiner Schmucktheke auf. Sofort legte sich sein Gesicht in Sorgenfalten. »Alles in Ordnung, Mädel?«
      »Mir geht’s nicht so besonders. Hättest du etwas dagegen, wenn ich heute etwas früher Schluss mache?« Es ist keine Lüge, redete sie sich ein. Ich nehme es bloß mit der Wahrheit nicht ganz so genau.
      »Ist es das Baby?«
      »Nein, das glaube ich nicht«, antwortete sie unsicher. »Aber ich denke, ich sollte vielleicht ein bisschen kürzer treten.«
      »Hast du Bescheid gesagt, dass jemand dich abholen soll?«
      »Ja«, log sie diesmal geradeheraus und lächelte dabei gezwungen. »Ich werde draußen warten.«
      Sie legte sich ihre Strickweste um und trat hinaus in den leichten Nieselregen, der die Kletterer heute fern hielt. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als loszulaufen, und so machte sie sich entschlossen an den Anstieg.
      Je weiter sie ging, desto glitschiger wurde das Pflaster, und der Regen wurde heftiger. Als sie beim Bauernhaus ankam, atmete sie bereits schwer, und ein dumpfer, drückender Schmerz hatte sich um ihr Steißbein herum festgesetzt. Aber sie hatte es geschafft! Auf ihrem Weg nach oben war ihr niemand begegnet; dennoch blickte sie sich verstohlen um, als sie unter dem blauweißen Absperrband hindurchschlüpfte, das vor den Toreingang gespannt war.
      Sie überquerte den Hof und schloss mit ihrem Schlüssel die Hintertür auf. Alle drei Katzen kamen hoffnungsfroh aus der Scheune herbeigetappt, und sie bückte sich, um sie zu streicheln, während sie schnurrend um ihre Beine herumstrichen. »Habt ihr Hunger, ihr Ärmsten?«, fragte sie, und während sie die Katzen ins Haus ließ, sang sie das alberne kleine Futterliedchen, das sie sich für sie ausgedacht hatte.
      In der Küche war jede horizontale Fläche mit feinem schwarzem Staub bedeckt, und es sah aus, als sei ein Orkan durch den Raum gefegt; der Inhalt der Regale und Schränke lag überall

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