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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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verlieren, und sie fragte sich, ob sie es sich nicht im allerletzten Moment noch anders überlegen könnte.
      Dann drehte Jack sich um und blieb stehen, um auf sie zu warten, und sie wusste, dass es keinen Weg zurück gab, ganz gleich, was dieser Abend noch bringen mochte.
     
    Simon Fitzstephen stapelte das Geschirr von seinem kalten Abendessen im Spülbecken, wo es Mrs. Beddons, seine Haushälterin, am nächsten Morgen abwaschen würde. Im Lauf der Jahre waren sie zu dieser praktischen Regelung gelangt: Mrs. Beddons kam morgens und machte ihm das Frühstück, dann kümmerte sie sich um den Haushalt und kochte ihm später ein warmes Mittagessen, und bevor sie ging, bereitete sie ihm noch einen Salat oder eine kalte Platte fürs Abendessen zu.
      Obwohl die Tantiemen auf seine Bücher ihm ein luxuriöseres Leben als dieses hier in Riverside Cottage erlaubt hätten, hegte er nicht den Wunsch, von Pilton fortzugehen. Das Dorf war nicht nur wunderschön, es war auch eines der ältesten Besitztümer der Abtei von Glastonbury, eine Schenkung des angelsächsischen Königs Ine irgendwann im achten Jahrhundert. Fitzstephen konnte die Beziehungen seiner eigenen Familie zur Abtei nur bis ins zwölfte Jahrhundert zurückverfolgen, als ein Vorfahre für Heinrich II. in loco abbatis fungiert hatte, nachdem der vorige Abt gestorben war.
      Diese lokalen und familiären Zusammenhänge vermittelten Simon Fitzstephen das Gefühl einer tiefen und wesentlichen Verbundenheit mit seiner Arbeit, die ganz erfreuliche Erfolge gezeitigt hatte. Als er das Priesteramt aufgegeben hatte, um sich ganz seinen Gralsstudien zu widmen, hatte er sich nicht träumen lassen, dass seine Bücher beim Publikum so gut ankommen würden. Der einzige Nachteil seines bescheidenen Ruhmes, den er entdecken konnte, war die Neigung seiner Leser, ihm mit einer Vertraulichkeit zu begegnen, die ihm unangenehm war. Er war vom Wesen her eher reserviert; die erste und letzte Lesereise durch die Vereinigten Staaten, die er hinter sich gebracht hatte, war einfach nur unerträglich gewesen.
      Wenigstens war der junge Mann, der ihm die Einladung abgeluchst hatte, Engländer, und er wirkte einigermaßen kultiviert. Er war zudem umwerfend schön, was ihm anscheinend selbst nicht bewusst war.
      Der Gedanke ließ Simon einen Blick auf seine Uhr werfen. Nicholas Carlisle und sein Freund, der Architekt, würden bald kommen. Besser, er bereitete alles für seine Gäste vor.
      Zufällig war Simon an diesem Nachmittag seiner alten Freundin Garnet Todd begegnet und hatte sie ebenfalls eingeladen. Sie war eine kenntnisreiche und scharfsinnige Frau; sicherlich würde sie der abendlichen Runde ein wenig zusätzliche Würze verleihen.
      Er arrangierte Gläser, Mixer, Gin und Whiskey auf dem großen Wohnzimmertisch, der mit Einlegearbeiten aus gemasertem Walnussholz verziert und ringsum mit zwei Reihen von Schubladen versehen war. Die Herren von Pilton Manor hatten an diesem Tisch ihre Pachten eingezogen. Mit einer Vase voller blühender Gartenrosen in der Mitte machte er dem Zimmer - Simons Lieblingszimmer - alle Ehre. Drei Fenster mit gotischen Spitzbögen öffneten sich zum Rasen hin, und die grünen Seidentapeten brachten den Garten direkt ins Haus. Sepiafarbene Fotografien in reich verzierten Rahmen hingen an allen Wänden, ganze Generationen von Fitzstephens. Doch Simon war der letzte Spross seines Zweigs der Familie, und er hatte keine Kinder. Sein Name würde in seinen Büchern weiterleben müssen; ein Gedanke, der ihm keinen Kummer bereitete, bis auf die Tatsache, dass in letzter Zeit die Quelle seiner schöpferischen Kraft zu versiegen schien. Was konnte er über den Gral noch sagen, was er nicht schon einmal gesagt hatte - und zwar gut? Und dennoch hatte er mit seinem Verleger noch einen Vertrag über ein weiteres Buch, und er konnte es nicht mehr sehr viel länger hinausschieben.
      Er ging zurück in die Küche und holte die Silberschälchen mit Oliven und gesalzenen Mandeln, die Mrs. Beddons vorbereitet hatte. Als er eben alles fertig arrangiert hatte, läutete es an der Tür. Er fuhr sich einmal mit der Hand durch sein dichtes Haar und ging seine Besucher begrüßen.
      Nick Carlisle stand da mit seinem Freund, einem großen, kräftigen Mann mit blondem Haar - und, zu Simons großer Bestürzung, mit Winnie Catesby. Was hatte sie denn hier zu suchen?
      Nick stellte zunächst Jack Montfort vor, was Simon die Gelegenheit gab, sich ein wenig von seinem

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