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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sich nun geirrt hatte, wenn Bond gar nicht selbst die Quelle gewesen war? Gebannt las er alles von den ersten zögernden Aufzeichnungen an durch. Wenn er mit einer Seite fertig war, griff Garnet sogleich begierig danach, um das Blatt anschließend an Faith weiterzureichen.
      Während des Lesens gewann er den deutlichen Eindruck, dass aus den Mitteilungen eine ausgeprägte, starke Persönlichkeit sprach. Simon betrachtete verstohlen Jack Montfort, der schweigend dasaß, das Glas mit beiden Händen umklammert. Montfort schien nicht der Typ für einen schlechten Scherz zu sein, und Simon konnte sich auch nicht vorstellen, dass irgendein unterdrückter Teil von Montforts Persönlichkeit sich in Gestalt eines mittelalterlichen Mönchs auszudrücken suchte. Und als Architekt konnte der Mann sich gewiss keine Vorteile davon erhoffen, dass er etwas Derartiges preisgab - im Gegenteil, es könnte seiner Karriere zweifellos ernsthaft schaden.
      Simon spürte die ersten Anzeichen einer Erregung, wie er sie seit Jahren schon nicht mehr empfunden hatte. Angenommen, es bestünde auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit, dass diese Botschaften echt waren, dass es irgendwie möglich war, in eine lebendige Verbindung mit der Vergangenheit zu treten - was würde diese Chance eines direkten Zugriffs auf die Geschichte für seine eigenen Studien bedeuten? Vielleicht konnte daraus ein Buch werden, das seiner Karriere eine völlig unerwartete Richtung geben würde.
      Er war bei der letzten Seite angelangt. Suchet ein Ziel, und ihr werdet gewinnen, begann der Mönch, der mit »Edmund« unterschrieb. Arbeitet an dem, was kommen wird. Nehmt andere hinzu, wie ihr sie findet, denn eine große Aufgabe ist zu erfüllen, bevor ihr in die Gemeinschaft eintretet. Wir sind die Wachenden, und wir sind stets an eurer Seite.
      Garnet nahm ihm das Blatt aus der Hand, kaum dass er fertig gelesen hatte. Sie überflog es und las es dann noch einmal langsam durch, wobei sie die Lippen bewegte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Montfort an und hauchte: »Die Gemeinschaft der Wachenden. Sie haben Sie auserwählt.«
      »Wovon reden Sie?«, fragte Winifred. »Wer - oder was - ist die Gemeinschaft der Wachenden?«
      »Die Wachenden sind diejenigen, die mit Glastonbury durch ein Band verbunden sind, das nicht einmal der Tod lösen kann. Sie bewachen das spirituelle Herz Britanniens - Logres -, und manche behaupten sogar, sie wachten über König Artus, in Erwartung des Tages seiner Auferstehung.«
      »Britanniens Stunde der größten Not?«, spottete Simon. »Wer glaubt denn schon an diese alten Kamellen?«
      »Vor sechs Monaten hätte ich mich noch keinen Pfifferling darum geschert«, antwortete Montfort bedächtig. »Aber jetzt... nach all dem...«
      Garnet fingerte an dem keltischen Anhänger herum, den sie um den Hals trug. »Wir leben in einer Zeit des Konflikts, so kurz vor dem Millennium...«
      »Deine Paranoia kommt mal wieder zum Vorschein, meine Liebe«, sagte Simon barsch. Dann fiel sein Blick auf die Blätter in Faiths schlanker Hand, und er war erneut unschlüssig.
      »Und die Aufgabe?«, fragte Faith.
      »Ich weiß es nicht«, entgegnete Montfort. »Das ist eines der Dinge, die ich herauszufinden hoffte, als ich hierher kam.«
      »Nehmt andere hinzu, wie ihr sie findet«, las Faith, dann sah sie einen nach dem anderen mit durchdringendem Blick an. »Seht ihr denn nicht? Wir sind die anderen. Was immer es ist, es kann nur erreicht werden, wenn wir Zusammenarbeiten.«
      »Alle für einen und einer für alle«, sagte Simon, immer noch halb im Spott, obwohl er sich in sonderbarer Weise von der Vorstellung angezogen fühlte. »Was meinst du, Winifred? Ich glaube kaum, dass die Kirche es billigen würde, wenn du dich mit paranormalen Phänomenen abgibst.«
      »Sie hatte auch für Bonds Methoden nicht sehr viel übrig, und doch verdanken wir ihm unschätzbare Informationen über die Abtei. Können wir das Material nicht auf der Basis seiner historischen Stichhaltigkeit beurteilen anstatt im Hinblick auf seine Quelle?« Sie sah Jack Montfort an, als suche sie seine Bestätigung. Plötzlich dämmerte in Simon die unerfreuliche Erkenntnis, dass die beiden ein Paar waren.
      Garnets Gesicht strahlte. »Deshalb sind wir heute Abend hier, Simon. Und deshalb ist Faith zu mir gekommen. Wir wurden alle zu diesem Zweck zusammengeführt. Ich bin überzeugt davon! Man könnte das Material unter historischen

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