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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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politischem Geschick als mit religiöser Berufung zu tun, aber diesen zweien fehlte es an beidem. Gewiss, Frederick Bligh Bond hat mit seinem automatischen Schreiben ein viel glorreicheres Bild von Aethelnoth gezeichnet, aber in diesem Fall bin ich geneigt, den Historikern Glauben zu schenken.«
      »Bligh Bond?«, echote Nick mit belegter Stimme. Dann räusperte er sich. Wieder tauschten er und Montfort bedeutungsschwangere Blicke aus.
      »Sie wissen über Bond Bescheid?«, fragte Simon.
      Aus Montforts Antwort ging klar hervor, dass dies der Fall war. »Wollen Sie etwa sagen, dass Sie die von Bond... äh... empfangenen Informationen in anderen Fällen gelten lassen?«
      »Ob ich glaube, dass Bond einen direkten Draht zu den früheren Mönchen der Abtei hatte?« Dieses Treffen erwies sich als sehr viel interessanter, als Simon geahnt hatte. »Wohl kaum. Aber Bonds Wissen über die Geschichte und Architektur der Abtei war umfassend. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass er dieses Wissen auf irgendeine Weise seinem Freund Captain Bartlett übermittelt hat.«
      »Ach, komm schon, Simon!«, fuhr Garnet dazwischen. »Warum sagst du nicht >Telepathie<, wenn du Telepathie meinst? Und wenn du bereit bist, diese Möglichkeit einzugestehen, warum schließt du dann die Vorstellung aus, dass Bond oder auch Bartlett eine Art kollektives Gedächtnis angezapft haben könnten? Du kennst doch ganz bestimmt die Bedeutung, die das kollektive Gedächtnis bei den Kelten hatte -«
      »Das ist etwas völlig anderes. Ihr Kollektiv- oder Stammesgedächtnis basierte auf der Überlieferung von Mythen und Traditionen durch extrem stilisierte Erzählungen, Rituale und Zeremonien.«
      »Und es war eine gewaltige Kraft, die wir bis heute nicht annähernd begreifen können«, warf Garnet hitzig ein. »Warum ist es denn unmöglich, dass noch andere Dinge existieren jenseits dessen, was unser Verstand erfassen kann?«
      »Wovon redet ihr eigentlich?«, fragte Faith, die bisher noch kein Wort gesagt hatte. »Was ist überhaupt automatisches Schreiben?«
      Jack Montfort lächelte ihr aufmunternd zu. »Das ist, wenn jemand Dinge niederschreibt, ohne sich dessen bewusst zu sein und ohne zu wissen, woher die Informationen stammen.«
      »Meinen Sie so was wie Geister? Oder eine Séance?«
      Montfort zuckte ein wenig zusammen und sagte dann: »Nicht unbedingt. Es könnte sich um das Unterbewusstsein desjenigen handeln, das sich dieses... nun, man kann wohl sagen, dieses ungewöhnliche Ventil sucht.«
      »Glauben Sie, dass es das ist, was mit Mr. Bond passiert ist - wer auch immer er war?«
      »Es war eigentlich Bonds Freund, der die Botschaften niederschrieb«, sagte Simon knapp. »Das heißt also, ob die Informationen nun aus Bonds Unterbewusstsein oder aus einer anderen Quelle stammten, er musste sie immer noch irgendwie an Bartlett übermitteln. Es sei denn, die beiden waren ausgesprochene Scharlatane, und das glaube ich wiederum nicht.«
      »Es scheint aber doch merkwürdig, finden Sie nicht«, sinnierte Montfort, »dass sich nie irgendjemand die Frage gestellt hat: >Wieso John Bartlett?< Bonds Beziehungen zur Abtei waren offensichtlich - wurde Bartlett also einfach wegen seiner Freundschaft mit Bond auserwählt, oder war da noch etwas anderes? Bartlett war Offizier der Reserve, ein intelligenter und recht gebildeter Mann, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass er zum Medium prädestiniert gewesen wäre.«
      »Wenn Sie sagen, Bartlett sei >auserwählt< worden, dann darf ich wohl annehmen, dass Sie der Hypothese des kollektiven Gedächtnisses den Vorzug geben?«
      »Ich neige dazu, ja«, erwiderte Montfort. Es klang ganz wie ein Seufzer. »Nach meiner eigenen Erfahrung zu urteilen, wäre alles andere äußerst unwahrscheinlich.«
      Eine Weile herrschte verblüfftes Schweigen, dann fragte Garnet: »Nach Ihrer eigenen Erfahrung? Wollen Sie damit sagen, dass Sie selbst automatische Texte produziert haben?«
      Montfort zögerte einen Moment und zog dann mit einem Seitenblick auf Winnie einen Stapel zusammengefalteter Papiere aus der Innentasche seiner Jacke. »Das alles hier seit März. Und ich wusste nur sehr wenig über die Abtei, bloß das, was man in der Schule so beigebracht bekommt.«
      Simons Neugier lag im Widerstreit mit seinem Unglauben, als er nach den Papieren griff. Die Geschichte von Bligh Bond und seinen übersinnlichen Erlebnissen hatte ihn schon immer fasziniert - wie, wenn er

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