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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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als vorher. Gibt es noch mehr, Simon?«
      Simon blickte sich in der Runde um, doch Nick hatte nur Augen für Faith, die wiederum Garnet anstarrte. Er räusperte sich und wartete, bis sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandten; dann griff er wieder nach dem Notizblock.
      Nichts unterbricht den Rhythmus unserer Tage, der langen Tage im Dämmerlicht des Sommers. Die Nachttreppe hinab zur Matutin, kühl der Stein unter unseren Füßen. Wir singen das Brevier in jenem Zustand zwischen Schlafen und Wachen... dann sind wir Gott am nächsten.
      Die Zeit ist nun reif für die Wiederkehr der Herrlichkeit. Ihr müsst danach streben, all das wiederzuerlangen, was verloren ging... Es waren meine Sünden, die solches Unglück auf uns brachten...
      »Das ist alles.« Simon sah auf, und Winnie fand sich mit einem Ruck in die Gegenwart zurückgeholt. Für einen Augenblick hatte sie die große Kirche gesehen, erleuchtet vom Schein der Kerzen, und hatte die Stimmen gehört, die sich zum Lob Gottes erhoben. Das Verlangen, das sie nach dieser Vision empfand, war so intensiv, dass ihr die Tränen in die Augen traten. Sie musste blinzeln.
      Hatten die anderen es auch gespürt? Faiths Gesicht leuchtete. Ihre Blicke trafen sich, und sie tauschten eine wortlose Bestätigung aus.
      »Was ist es denn nun genau, nach dessen Wiedererlangung wir streben sollen?« Jack klang entnervt. »Ganz zu schweigen davon, wie wir es anstellen sollten, wenn wir denn wüssten, was es ist.« Winnie sagte zögernd: »Ich - ich habe da vielleicht eine Idee...« Alle drehten sich zu ihr um und starrten sie an. Würden sie glauben, dass sie nicht ganz richtig im Kopf war? Aber sie wusste, dass das keine Rolle spielte.
      »Ich weiß nicht genau, wie... Aber er... Edmund... Ich konnte seine Freude spüren und ein Gefühl von - ich denke, man könnte es vollkommene Harmonie nennen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Alles schien in Ordnung zu sein mit der Welt und mit Gott. Ich glaube, er möchte, dass ihr das wisst - dass so etwas möglich ist.«
      Garnet beugte sich abrupt vor und erfasste sie alle mit ihrem intensiven Blick. Ein plötzlicher Luftzug hob den dünnen Vorhang hinter ihr an. »Und nirgendwo ist das so wahr wie in Glastonbury, einem der heiligen Kraftzentren der Erde. Edmund hat uns ein Fenster geöffnet, eine Passage - eine Möglichkeit, diese Energie in die Gegenwart hineinzuziehen.«
      »Aber wie?« Jack runzelte die Stirn. »Und das erklärt noch nicht, wieso die Übertragung durch mich geschieht.«
      »Ich weiß, dass Simon keine direkte Verwandtschaftsbeziehung ausfindig gemacht hat«, sinnierte Winnie. »Aber ich bin einfach überzeugt, dass es da eine genetische Komponente geben muss.«
      Jack dachte nach und rieb sich dabei das Kinn - eine unbewusste Geste, die Winnie immer wieder rührend fand. »Die Familie meines Vaters ist in dieser Gegend allerdings schon seit Menschengedenken ansässig. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich sie von meinem Ende aus zurückverfolgen soll.«
      »Wenn es eine Verbindung gibt, dann wird Simon sie aufspüren«, beharrte Garnet. »Ich weiß, es fällt schwer, geduldig zu sein -«
      »Sie können nicht erwarten, dass wir hier herumsitzen und bis zum Jüngsten Tag auf Simon warten«, fuhr Nick sie an. »Er ist nicht der Einzige, der Zugang zu genealogischen Dokumenten hat -«
      »Niemand hat gesagt, dass wir irgendetwas unversucht lassen sollten«, schaltete sich Jack ein, der offenen Feindseligkeiten Vorbeugen wollte. »Ich habe da ein paar ältere Verwandte, mit denen ich mal reden könnte. Irgendwo müssen wir ja schließlich anfangen, also warum nicht dort, meinen Sie nicht auch, Simon? Wer möchte noch etwas Tee?«
      Winnie sah unschlüssig nach der Uhr. Sie verspürte das deutliche Bedürfnis, sich gegen die emotionalen Unterströmungen der Gruppe abzuschotten, um das soeben Erlebte auf sich wirken lassen zu können. »Ich glaube, ich werde zur Abendmesse nach Wells fahren. Jack?«
      »Tut mir Leid, Schatz, ich kann nicht. Ich habe um sechs einen Termin mit ein paar Bauherren.« Er berührte sanft ihren Arm. »Bist du sicher, dass du nicht bleiben möchtest?«
      »Ich würde gern mit Ihnen fahren, wenn es recht ist«, schlug Faith zu Winnies großer Überraschung vor.
      »Selbstverständlich«, erwiderte Winnie aufrichtig erfreut. Sie hatte gehofft, einmal in Ruhe mit dem Mädchen reden zu können, ohne zu sehr als die Priesterin

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