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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Frau.
      Die Sanbornes schienen beide mit Andrew Catesby gut bekannt zu sein, ebenso wie Winnies Freundin Fiona Allen und deren Mann Bram. Die beiden Frauen hörten Andrew mit gebannter Aufmerksamkeit zu und lachten wie aufs Stichwort über seine Geschichten, und es kam Jack merkwürdig vor, dass ein Mann, der so anziehend auf Frauen wirkte, nie geheiratet hatte. Andrew verstand es geschickt, ihn aus der allgemeinen Unterhaltung auszuschließen, doch es schien niemand sonst aufzufallen, und Jack begnügte sich damit, die anderen zu beobachten, bis Winnie die Gesellschaft zum Essen rief.
      Winnie hatte das Esszimmer auberginefarben gestrichen, was den weiten Raum kleiner und intimer wirken ließ. Über dem Tisch hatte sie einen viktorianischen Kronleuchter aufgehängt, den sie in einem Trödelladen entdeckt hatte. Sie hatte das Messing so lange poliert, bis es glänzte, und dann die Kerzen eingesetzt. Der Effekt war bezaubernd. Und auch Winnie sah im Kerzenschein bezaubernd aus mit ihrem nachtblauen Samtkleid, dessen Farbe das Blau ihrer Augen und ihren zarten Teint besonders gut zur Geltung brachte. Bildete Jack sich nur ein, dass Andrew seine Schwester noch aufmerksamer beobachtete als sonst?
      Als der erste Gang serviert war, wandte sich David Sanborne an Andrew: »Gibt es vielleicht irgendwelche neuen archäologischen Projekte, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
      »Es gibt immer Projekte - was nicht so reichlich vorhanden ist, sind die Mittel dafür.« Andrew setzte ein giftiges Lächeln auf. »Ist eben nicht sehr schlagzeilenträchtig, dieses Buddeln nach Tonscherben aus dem sechsten Jahrhundert. Aber dann kommen Typen daher, die sich Pendragon nennen und auf der Suche nach einem Schatz die High Street mit einem Bulldozer aufreißen, und so was steht dann auf der Titelseite.«
      Suzanne lachte. »Die Geschichte hat im Stadtrat für einigen Wirbel gesorgt. Mr. Pendragon dürfte wohl als echter englischer Exzentriker durchgehen.«
      »Das kann ich nur bestätigen.« Bram Allen lächelte. »Das Ganze hat sich direkt vor meiner Galerie abgespielt, ich hatte also einen Platz in der ersten Reihe. Er sah aus, als sei er gerade von König Artus’ Tafelrunde entsprungen, mit wehenden weißen Haaren und einem sternengeschmückten Umhang. Sie mussten ihn mit Gewalt wegschaffen, den armen Kerl - und den Bulldozer hat die Polizei beschlagnahmt.«
      »Reif für die Anstalt, wenn Sie mich fragen«, sagte Andrew zu laut. »Diese Hokuspokus-Jünger sind doch alle nicht ganz richtig im Kopf, mit ihrem Geschwätz von Träumen und Visionen.«
      Fiona Allen war plötzlich sehr still, und in das betretene Schweigen hinein sagte Winnie: »Die biblischen Propheten wären mit dieser Ansicht vielleicht nicht ganz einverstanden, meinen Sie nicht auch, Suzanne?«
      Die Unterhaltung nahm wieder ihren Lauf, während sie sich mit dem gedünsteten Lachs mit Dillsauce und neuen Kartoffeln befassten, doch ein deutliches Gefühl des Unbehagens lastete nun auf der Runde.
      Nach dem Salat servierte Winnie Zitronenröllchen, die sie, wie sie bereitwillig zugab, im Laden gekauft hatte. »Für Desserts fehlt mir die Geduld«, erklärte sie. »Das ist mir alles zu umständlich - das ganze Abmessen und Mixen und Sieben.«
      »Warum sollte man sich auch die Mühe machen, wenn es so was hier zu kaufen gibt?« Mit einem zufriedenen Seufzer verzehrte Fiona ihren letzten Bissen. »Denk dran, wenn ich das nächste Mal zum Mittagessen komme, erwarte ich, dass du mir so was vorsetzt.«
      »Hoffentlich nicht zu bald«, warf ihr Mann ein. »Sonst sind die Wände meiner Galerie bald leer. Fiona verbringt neuerdings mehr Zeit mit Essenseinladungen als mit Malen.«
      »So eine Art Malhemmung, würden Sie sagen?«, fragte David Sanborne interessiert.
      »So was in der Art«, erwiderte Fiona gereizt, indem sie Bram einen beleidigten Blick zuwarf.
      »Möchte jemand Kaffee?«, rief Winnie fröhlich, und aus dem Chor der bejahenden Antworten war Erleichterung herauszuhören.
      »Ich helfe dir, ja?«, bot sich Andrew an, als sie aufstanden, um ins Wohnzimmer zurückzugehen.
      »Jack und ich kommen schon klar«, gab Winnie zurück, und der Blick, den Andrew Jack zuwarf, hätte töten können. Nachdem Jack Winnie geholfen hatte, den Tisch abzuräumen, und ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, ignorierte er Andrew bewusst. Er legte eine CD mit Händels Dixit Dominus ein, und während die Unterhaltung um ihn herum

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