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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dahinplätscherte, dachte er an sein Gespräch mit Simon. War es möglich, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lagen - dass es der verlorene Choral der Abtei war, den sie für Edmund finden sollten?
      Winnies Warnung vor Simon kam ihm in den Sinn, doch er tat sie ohne weitere Zweifel ab. Sicherlich hatte Winnie sich geirrt - vielleicht in dem übereifrigen Bemühen, ihren verstorbenen Freund zu verteidigen. Und wenn nicht - wenn Simon wirklich so skrupellos gewesen war, dann konnte Jack sich immer noch nicht vorstellen, dass es mehr gewesen sein sollte als ein vereinzelter Vorfall, den Simon später bedauert hatte.
      In der Hoffnung, einen Augenblick mit Winnie allein sein zu können, ging er in die Küche. Sie stand mit dem Rücken zu ihm an der Anrichte und stapelte Tassen und Untertassen auf einem Tablett. Er fasste sie an den Schultern, beugte sich herab und küsste ihren entblößten Nacken gleich oberhalb des Ausschnitts. Sie ließ sich entspannt an ihn sinken, und er schloss sie in die Arme.
      Doch bevor er etwas sagen konnte, verspürte er ein Kribbeln im Nacken und einen leichten Luftzug. Er wandte sich um und sah Andrew Catesby in der Tür stehen, der sie beobachtete.
      »Oh, Andrew, das ist gut - dann kannst du ja gleich den Kaffee reinbringen«, sagte Winnie, als ob gar nichts geschehen sei, doch Jack hatte das Gift in den Augen ihres Bruders gesehen.
      Mit einem gezwungenen Lächeln hielt sie Jack das Tablett mit dem Käse hin, und als er damit hinausging, hörte er Andrew sagen: »Ist das vielleicht ein angemessenes Benehmen für eine Priesterin, so um ihn herumzuscharwenzeln wie ein billiges Flittchen?«
      Winnie fauchte eine Erwiderung, die Jack nicht richtig verstehen konnte. Er drehte sich um, bereit zum Eingreifen, als Winnie mit hochroten Wangen aus der Küche kam.
      »Winnie -«
      »Später. Wir sollten uns lieber um die Gäste kümmern.«
      Sie gingen zurück ins Wohnzimmer, und nachdem Andrew sich zu ihnen gesellt hatte, meinte David Sanborne: »Gute Wahl, der Händel. Ich glaube, der Chor von Somerfield wird genau dieses Stück an Weihnachten aufführen - hab ich Recht, Schatz?« Er sah seine Frau an.
      »Unser Nigel wird große Mühe haben, seinen Sopranpart zu behalten, fürchte ich. Wir beten alle, dass seine Stimme noch ein paar Monate hält.«
      »Es muss frustrierend sein für Jungen in diesem Alter; da ist man weder Fisch noch Fleisch«, sagte Winnie, deren Wangen immer noch gerötet waren. »Und wenn sie das dann irgendwie hinter sich gebracht haben und ihnen schon ein paar Haare aus der Brust sprießen, dann werden sie versetzt und bekommen es mit Andrew zu tun.«
      »Ich tue, was ich kann«, sagte Andrew. »Die meisten sind ja wirklich bösartige, hinterhältige kleine Scheißer. Ihr Sohn bildet selbstverständlich eine Ausnahme.« Er nickte den Sanbornes zu.
      David Sanborne grinste. »Taugen sie was dieses Jahr, die Primaner?«
      »Auch nicht weniger als sonst - was bedeutet, dass ein Wunder nötig wäre, um aus ihnen gute Historiker zu machen.« Er schoss Jack einen boshaften Blick zu. »Montfort ist ja so eine Art Amateurhistoriker. Warum erzählen Sie den anderen nicht von Ihrem Interesse an der Geschichte der Abtei?«
      Dieses Schwein, dachte Jack, während er verzweifelt nach einer akzeptablen Antwort suchte. »Bloß ein wenig regionale Ahnenforschung, das ist alles. Es ist merkwürdig, aber nachdem ich beide Eltern verloren hatte, wurde mir plötzlich klar, dass ich gerne mehr über meine Familie herausfinden würde. Es ist mir gelungen, die Montforts in Glastonbury bis ins dreizehnte Jahrhundert zurückzuverfolgen, aber wenn man noch weiter forscht, wird das Bild unscharf.«
      »Montfort ist doch sicherlich ein französischer Name«, meinte Fiona, die seit der Bemerkung ihres Mannes über ihre Malerei geschwiegen hatte. »Wenn Ihre Ahnen sich erst nach der normannischen Eroberung hier angesiedelt haben, dann würde das erklären, warum die Spur sich verliert.«
      »Gibt es Verbindungen zu Simon de Montfort, dem Reformer?«
      »Ein interessanter Gedanke«, meinte Andrew nachdenklich, »aber dieser de Montfort nahm ein böses Ende. Wenn ich mich recht entsinne, hat sein revolutionärer Eifer dazu geführt, dass er auf dem Schlachtfeld niedergemetzelt wurde.«
      »Simon Fitzstephen war mir eine große Hilfe«, sagte Jack, als er Winnie erbleichen sah. »Ich bin sicher, wenn es eine Verbindung gäbe, hätte er sie

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