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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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geteilt hatte.
      Mit der Lampe in der Hand ging er in das Schlafzimmer auf der rechten Seite. Dieser Raum enthielt wenig mehr als ein schmales eisernes Bettgestell, neben dem ein schlichter Kiefernholztisch stand. Faiths wenige Kleider hingen an Haken an der Wand. Ein weißes Nachthemd lag ordentlich gefaltet auf der Bettdecke, und am Kopfkissen lehnte ein zerschlissenes Plüschkaninchen. Auf dem Nachttisch lag das Buch, das er ihr geschenkt hatte, T. H. Whites Der König auf Camelot. Nichts in dem Raum verriet, wohin sie gegangen sein mochte.
      Er stellte die Lampe in das andere Schlafzimmer zurück und ging wieder nach unten in die Küche. Garnet saß in dem Lehnstuhl neben dem Holzofen und schaukelte langsam vor und zurück, doch ihre Fingerknöchel waren weiß, so fest hielt sie die Armlehnen umklammert.
      »Zufrieden?«, wollte sie wissen.
      »Ich werde sie finden. Und sollte ihr irgendetwas zugestoßen sein...«
      Ohne die Drohung auszusprechen, öffnete Nick die Tür und verließ das Haus.
     
    Die Kreaturen der Nacht begannen sich bereits zu regen und kamen aus ihren Höhlen hervorgekrochen, doch Faith lag reglos da, zusammengerollt in einem Nest aus Laub im Schutz der Hecke. Dann schrie ein Nachtvogel ganz in der Nähe, und sie wachte auf, ohne zunächst irgendetwas anderes wahrzunehmen als die Kälte und die Steifheit ihrer Glieder. Als sie eine Bewegung machte, kratzte ein Zweig sie im Gesicht, und die Erinnerung flutete zurück.
      Auf Buddys Drängen hatte sie früher Feierabend gemacht. Ein Gast nahm sie im Auto mit und setzte sie am Eingang des Bauernhofs ab. Faith sah, dass Garnet zu Hause war - der Lieferwagen stand im Hof, mit schlammverkrusteten Reifen.
      Sie hatte nicht nachsehen wollen. Aber auf dem Weg zum Haus musste sie an dem Wagen Vorbeigehen, und bevor sie sich noch zurückhalten konnte, hatte sie sich schon umgedreht und hingeschaut. Der Kotflügel war ganz verschmiert, mit einem länglichen Schmutzfleck, der von der Kollision mit einem großen, massiven Gegenstand verursacht sein konnte - einem menschlichen Körper?
      O Gott! Sie fühlte, wie eine Welle von Übelkeit in ihr aufstieg. Nick konnte doch nicht etwa Recht haben - das war einfach unmöglich. Aber warum hatte sich Garnet so merkwürdig benommen, als sie am Abend zuvor nach Hause gekommen war? Und die ganze Zeit über hatte Winnie dort draußen gelegen, schwer verletzt und bewusstlos...
      Faith musste mit den Tränen kämpfen. Garnet hatte so viel für sie getan... Wie konnte sie auch nur denken, dass sie zu so etwas Furchtbarem fähig sein könnte? Aber wenn Nick - wenn er nun richtig lag? Sie wurde plötzlich von Angst gepackt. Sie konnte nicht ins Haus gehen - konnte Garnet nicht gegenübertreten. Noch nicht. Sie musste nachdenken.
      Sie drehte sich um und trat wieder hinaus auf die Straße. Magisch angezogen vom Tor, begann sie bergauf zu gehen. Sie war noch nicht weit gekommen, als sie einen Schmerz verspürte, der vom Becken aus in ihre Bauchhöhle ausstrahlte. Doch sie ignorierte ihn und beschleunigte ihren Schritt. Die Sonne hing jetzt wie ein riesiger roter Ball über dem Horizont, und wenn sie sich nicht beeilte, würde sie den Anstieg im Dunkeln bewältigen müssen. Sie spürte, dass ihr die Zeit davonlief; sie wusste, dass sie den Gipfel des Tor erreichen musste, wenn sie auch den Grund nicht in Worte fassen konnte. Und dann, als sie schon den nördlichen Fußweg erblickte, erfasste ein Krampf ihren Körper, und von Schmerz und Überraschung überwältigt, krümmte sie sich zusammen.
      Schwer atmend hielt sie inne, machte noch einen Schritt und blieb erneut stehen. Die Schmerzen wurden schlimmer, sie erdrückten sie fast. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten - sie musste eine Pause machen, damit die Schmerzen nachließen. Dann würde sie weitergehen.
      Dann hatte sie sich umgesehen und das Loch in der Hecke entdeckt. Es war gerade groß genug, um sie aufzunehmen, und kaum war sie hineingekrochen, da war sie auch schon in einen tiefen und traumlosen Schlaf gefallen.
      Jetzt, da sie vollständig wach war, legte sie die Hände auf ihren Bauch und spürte die leisen, flatternden Bewegungen des Kindes, das sich in ihr drehte. Die Schmerzen waren verschwunden, und sie stellte fest, dass mit ihnen auch die Kraft, die sie angetrieben hatte, sich zerstreut hatte. Zwar nahm sie noch wahr, wie sie schwach an den Rändern ihres Bewusstseins zerrte, doch war sie nicht so stark wie

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