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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ihr Wunsch, nach Hause zu gehen. Sie wusste jetzt, was sie zu tun hatte.
      Sie konnte Garnet nicht verraten, ohne ihr eine Chance zu geben, sich zu rechtfertigen.
      Vorsichtig kroch sie aus der Hecke hervor und blickte nach oben; ihre Augen brauchten einige Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Der Himmel war bedeckt, es waren keine Sterne zu sehen, und sie konnte sich nur an der tieferen Schwärze der Hecken orientieren. Langsam begann sie ihren Abstieg ins Tal und hielt dabei Ausschau nach dem Licht der Öllampen, das ihr die Position des Bauernhauses bezeichnen würde.
      Aber es war der weiße Umriss der Pforte, den sie zuerst erblickte. Erst dann konnte sie das Haus als dunkleren Fleck vor dem Abhang des Tor ausmachen. Von Garnets Lieferwagen war im ganzen Hof nichts zu sehen, und als Faith durch die unverschlossene Hintertür ins Haus trat, kamen ihr nur die Katzen entgegen, um sie zu begrüßen.
     
    Als Jack das Krankenhaus erreichte, war es schon völlig dunkel. Er eilte über den Parkplatz, den Kopf gesenkt, um sich vor dem feuchten, kalten Wind zu schützen. Dass er nichts von Maggie gehört hatte, so beruhigte er sich, bedeutete gewiss, dass Winnies Zustand weiterhin stabil war.
      Doch der erste Mensch, den er sah, als er in den Wartebereich der Intensivstation eintrat, war Andrew Catesby. Er saß auf einem Stuhl und hatte den Kopf in die Hände gestützt.
      »Andrew«, sagte Jack laut. »Was ist los? Wie geht es ihr?«
      Andrew blickte auf und ließ offenbar widerstrebend die Hände sinken. »Ich weiß es nicht. Sie wollen mir nichts sagen.«
      Jack schluckte - nur mit Anstrengung konnte er die aufsteigende Panik unterdrücken. »Haben Sie sie gesehen?«
      »Nein. Ich -« Andrew schüttelte den Kopf. »Ich konnte es nicht ertragen.« Er stand auf, und als ihre Augen auf gleicher Höhe waren, stellte Jack fest, dass Andrew sehr blass und mitgenommen aussah, so als sei er vollkommen erschöpft. Von dem jungenhaften Charme, den Jack in Gegenwart von Suzanne und Fiona an ihm bemerkt hatte, war nichts übrig geblieben.
      »Ich bin schon seit Stunden hier«, fuhr Andrew fort. »Suzanne ist hier gewesen und Simon Fitzstephen und der Bischof. Sie haben alle nach Ihnen gefragt, als ob Winnies Leben von Ihrer Anwesenheit abhinge. Aber ich kenne die Wahrheit.« Er fuchtelte mit einem anklagenden Zeigefinger vor Jacks Gesicht herum. »Ohne Sie wäre sie überhaupt nicht hier. Sie mit Ihren durchgedrehten Ideen und Ihren durchgedrehten Freunden - Sie haben ihr das angetan. Wir waren glücklich und zufrieden, bevor Sie aufgekreuzt sind. Wir hatten ein schönes Leben. Und jetzt - jetzt wird nichts mehr so sein wie früher. Vielleicht wäre es besser für sie, wenn sie tot wäre.«
      »Andrew! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
      »Kann es nicht?« Andrew machte auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Pendeltür.
      Jack starrte ihm hinterher. Der Mann war vollkommen verrückt.
      Geschockt läutete er am Eingang der Intensivstation. Es war nicht Maggie, die auf sein Klingeln öffnete, sondern eine ältere, stämmige Krankenschwester, deren Namensschild sie als »Joan« identifizierte.
      »Sind Sie wegen Winnie hier?«, fragte sie.
      »Wie geht es ihr?«
      »Ihr Herz macht immer noch ein paar Zicken, und dadurch ist ihr Blutdruck ziemlich abgefallen.«
      »Aber sie wird doch wieder? Kann ich zu ihr?«
      »Sieht so aus, als hätten wir sie vorläufig wieder stabil gekriegt.« Joan warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, dann sagte sie freundlich: »Fünfzehn Minuten. Aber dann fliegen Sie raus.«
      Jack ließ sich behutsam auf den Stuhl an Winnies Bett nieder und nahm ihre Hand. Er hatte den Eindruck, dass sie sich kälter anfühlte als am Morgen. Leise redete er auf Winnie ein, während er die zarte Haut an der Innenseite ihres Handgelenks streichelte; er erzählte ihr von seinem Tag und von seinem Besuch bei Fiona. »Du hast jede Menge Besuch gehabt«, fuhr er fort, »und Andrew war auch hier, als ich -«
      Bildete er sich das nur ein, oder hatten ihre Finger sich wirklich bewegt? Er packte ihre Hand fester und starrte in ihr Gesicht. Da! Ganz gewiss hatten ihre Augenlider gezuckt, und ebenso unzweifelhaft hatte er eine minimale Veränderung in der Art bemerkt, wie sie atmete.
      »Schwester!«, rief er, und Joan kam sofort hinter der Abtrennung hervor.
      »Ich habe ihr etwas erzählt - und ich glaube, sie hat die Hand bewegt und mit den

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