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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Lidern gezuckt.«
      »Gut! Das ist sehr gut«, sagte Joan, während sie die Monitore beobachtete. »Sie weiß, dass Sie hier sind, und sie möchte antworten. Sie ist bloß noch nicht voll da.« Die Schwester musterte Jack mit fachmännischem Blick. »Und Sie sind ziemlich fertig, würde ich sagen. Warum gehen Sie nicht in die Kantine und sehen zu, dass Sie etwas in den Magen kriegen, und danach schauen Sie dann noch mal kurz vorbei. Sind das Winnies Sachen, die Sie da mitgebracht haben?« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf die Tasche, die neben Jacks Stuhl stand.
      Joan half ihm, den kleinen CD-Player neben dem Bett aufzubauen, und als er ging, hörte er die Anfangsakkorde von Palestrinas Agnus Dei, das er ausgesucht hatte - eines von Winnies Lieblingsstücken.
      In der Kantine verzehrte er mechanisch sein Sandwich. Andrew Catesbys Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn. Warum sollte Andrew glauben, dass jemand, den Winnie durch Jack kennen gelernt hatte, ihr schaden wollte? Und wie konnte er nur behaupten, es sei besser für Winnie, tot zu sein als mit Jack zusammen? Waren Andrews Gefühle seiner Schwester gegenüber etwa noch verquerer, als er vermutet hatte?
      Ein schrecklicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf. War es vielleicht gar nicht seine Stimme gewesen, die vor wenigen Minuten Winnies schwache Reaktion ausgelöst hatte, sondern die Erwähnung von Andrews Namen?
     
    Jack... Jacks Stimme... tief, sanft, ein Strom von Lauten... Er sagte ihr - nein, sie hatte es wieder verloren. Sie versuchte zu sprechen, ihm zu sagen, dass sie ihn verstanden hatte, aber es war, als läge sie am Boden eines tiefen Brunnens... Sie konnte die Oberfläche nicht erreichen. Ihre schweren Glieder gehorchten ihr nicht. Oder gehörten sie jemand anderem? Da war ein Licht... Irgendwie wusste sie das. War sie tot?
      Aber da waren auch Schmerzen. Ihre Schmerzen, da war sie sich sicher, wenn sie auch weit weg waren, als hätten sie gar nichts mit ihr zu tun. Also doch nicht tot.
      Aber wo war sie? Und wie war sie hierher gekommen?
      Andrew - es hatte etwas mit Andrew zu tun. Irgendetwas Schlimmes, das mit Andrew zusammenhing. Etwas Bestimmtes, das sie tun musste...
      Müde... Zu müde... Jacks Stimme wurde immer leiser, verlosch ganz, und sie trieb wieder davon, losgelöst... nur dass sie noch, wie aus großer Entfernung, Stimmen hörte, die sangen.
     
    Kaum hatte er die Lichter von Taunton hinter sich gelassen, da wurde Jack klar, dass er zu erschöpft war, um noch sicher fahren zu können. Er hätte sich in der Nähe des Krankenhauses ein Hotelzimmer nehmen und über Nacht dort bleiben sollen, doch die Energie zum Umkehren konnte er nicht aufbringen.
      Alle seine Sinne schienen geschärft, extrem empfindlich, und die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos erschienen ihm unnatürlich hell. Er musste blinzeln - und einmal sogar die Augen zusammenkneifen, was ihm einen solchen Schrecken einjagte, dass er den Rest der Strecke mit weit aufgerissenen Augen fuhr und das Lenkrad fest umklammert hielt.
      Als er in seine Einfahrt einbog, streifte der Lichtkegel seiner Scheinwerfer etwas Weißes unter dem Vordach. Es dauerte einen Augenblick, bis er registrierte, dass es ein menschliches Gesicht gewesen war. Nichts Gutes ahnend, stieg er aus und rief: »Hallo?«
      Als Antwort vernahm er den Hauch eines Lautes, möglicherweise ein leises Wimmern. Mit wachsender Befremdung trat er näher. Er musste niederknien, bevor er das zusammengekauerte Bündel auf seiner Türschwelle sicher identifizieren konnte.
      »Faith?«
      »Ich habe nichts verraten«, flüsterte sie erregt; ihre Zähne klapperten. »Aber sie - sie hat mich allein gelassen... das hätte sie nicht tun sollen... Ich hätte doch nichts gesagt.«
      Jack berührte ihre Wange. Das Mädchen glühte vor Fieber.
      »Wer hat dich allein gelassen?«
      »Sie geht sonst nie weg, nicht so spät am Abend, nicht mit dem Lieferwagen... Ich habe nichts verraten, oder?« Sie blickte flehend zu ihm auf.
      Er half ihr auf die Beine und drückte das zitternde Mädchen an seine Brust. »Natürlich nicht. Jetzt müssen wir dich ins Haus schaffen und einen Arzt rufen -«
      Faith machte einen schwachen Versuch, sich von ihm zu lösen. »Sie müssen sie finden, bevor es zu spät ist -«
      »Wen denn, Faith?«
      »Garnet. Sie haben sie geholt.«
      »Wer hat sie geholt?«
      Mit sichtlicher Anstrengung blickte sie um sich, als habe sie Angst, dass

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