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070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Ast und baumelte über Jesse Higgins' Kopf hin und her.
    Der dicke alte Galgenbaum war stellenweise morsch und ausgehöhlt. Tom Bellwood sah die Löcher und kroch darauf zu. Er schlüpfte in den Baum und kletterte in, diesem wie in einem Kamin hoch.
    Er stemmte die Beine gegen die gegenüberliegende Seite, schob sich mit dem Rücken Zentimeter um Zentimeter höher, arbeitete sich mühsam nach oben.
    Etwa in Höhe jenes Asts, an dem die Grauhäutigen Jesse Higgins aufhängen wollten, fiel helles Sonnenlicht schräg in den Baum ein. Dorthin war Tom Bellwood unterwegs.
    Obwohl sich die Situation mehr und mehr zuspitzte, hatte er noch keinen blassen Schimmer, wie er dem Freund helfen sollte. Viel Zeit stand ihm nicht mehr zur Verfügung.
    Das Sonnenlicht traf sein schweißnasses, von der großen Anstrengung verzerrtes Gesicht. Er schob sich noch ein kleines Stück höher und konnte dann aus der Öffnung blicken.
    Es waren etwa zwanzig Grauhäutige. Wie sollte er so viele Gegner schaffen? Pa-nna hielt sein Beil in beiden Händen. Er befahl, die Schlinge etwas herunterzulassen.
    Jesse Higgins brüllte seine Verzweiflung heraus. »Ihr verfluchten Teufel! Wenn ihr mir unbedingt mein Leben nehmen müßt, dann macht es schnell! Laßt mich nicht so lange warten!«
    »Du stirbst noch früh genug!« gab Pa-nna zurück.
    Langsam senkte sich die Schlinge zum Kopf des schwarzhaarigen Mannes hinunter.
    Tom Bellwood konnte sich vorstellen, wie seinem Freund in diesem Augenblick zumute war. Er litt mit ihm.
    Man würde den Felsen, auf dem Jesse stand, nicht wegstoßen können, dazu war er zu groß und zu fest im Boden verankert.
    Sie werden ihn hochziehen, dachte Tom Bellwood schaudernd. Er mußte darauf warten. Wenn die Schlinge um Jesses Hals lag, wenn das Seil sich spannte, dann würde er aus dem Loch kriechen, das Beil schwingen und das Seil durchschlagen.
    Jesse würde auf den Felsen fallen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt würden die Grauhäutigen ihn, Bellwood, sehen.
    Dann mußte es ein großes Durcheinander geben. Unschlüssigkeit, Kopflosigkeit, Haß, Ärger, Wut… Je größer das Chaos war, desto besser standen ihre Chancen zur Flucht.
    Die Schlinge berührte Higgins Kopf. Tom Bellwood schloß für einen kurzen Moment die Augen. Er glaubte, er hätte schlappgemacht, wenn er an Jesses Stelle gewesen wäre.
    Pa-nna lehnte sein Beil an den Felsblock. Er stieg zu Jesse Higgins hinauf und grinste ihn grausam an.
    »Gleich geht dein Wunsch in Erfüllung.«
    »Der Teufel soll dich holen!« schrie Higgins. Er spuckte dem Wilden ins abstoßende Gesicht. Sein Speichel glänzte auf der grauen Haut des dürren Wesens. Pa-nna wischte ihn nicht ab.
    Er griff nach der Schlinge und legte sie Higgins um den Hals. Dann sprang er vom Felsblock und gab jenen, die das andere Ende des Seils hielten, ein Zeichen.
    Jetzt! dachte Tom Bellwood, und der Schweiß brannte in seinen Augen. Jetzt ist es soweit!
    Sie zogen am Seil. Jesse Higgins schrie, aber nur ganz kurz, dann schnürte ihm die Schlinge die Kehle zu.
    Das war der Moment, wo Tom Bellwood handeln mußte.
    Es ging fast über seine Kräfte.
    Er schob sich durch das Loch. Das Beil nahm er mit. Die Grauhäutigen bemerkten ihn früher, als er es berechnet hatte. Einige von ihnen fluchten und eilten zum Baum. Sie streiften ihre Kutten ab und kletterten zu Bellwood hinauf.
    Er streckte sich weit vor, holte mit dem Beil aus und schlug zu. Mit diesem einen Schlag gelang es ihm, den Strick zu kappen. Jesse fiel. Zuerst auf den Felsblock, dann von diesem herunter.
    Und gleich darauf fiel auch Tom Bellwood, denn die Grauhäutigen hatten seine Beine ergriffen und ihn vom Ast des Galgenbaums heruntergerissen.
    Während des Fallens begriff er, daß er nichts erreicht hatte. Jesses Tod war nur aufgeschoben. Und nun waren sie beide dran.
    ***
    Seysa, der Gnom, führte uns zum Galgenbaum. Mr. Silver entließ den Kleinen aus der Hypnose, und der Knirps gab sofort wieder Fersengeld, aber diesmal hatten wir nichts mehr dagegen.
    Während sich der Gnom aus dem Staub machte, bereiteten wir uns auf die bevorstehende Rettungsaktion vor. Wir sprachen uns ganz kurz ab, dann stand der Plan.
    Parthos verschwand mit Mr. Silver. Cinto blieb bei mir.
    Wir sahen, wie die Engawas den schwarzhaarigen Mann hochzogen, und wir bemerkten den Freund des Unglücklichen, der sich mit dem Mut der Verzweiflung für ihn einsetzte.
    Was er tat, wäre ohne unseren Beistand zum Scheitern verurteilt gewesen. Als die Grauhäutigen den

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