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070 - Komplott der toten Moerder

070 - Komplott der toten Moerder

Titel: 070 - Komplott der toten Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Steinberg
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Gesicht Hassan Marfadras, des Marokkaners, das ihn da anstarrte. Es sah dem früheren Marfadra zwar noch ähnlich. Aber auch der Charme und der Wahnsinnsfunke Blaubarts waren darin. In sich hörte er ein schwaches Quieken. In seinem Gehirn war nach wie vor der Schrumpf-Landru.
    „Pardon, mon Colonel: Sie überprüfen wohl den richtigen Sitz der falschen Uniform?“
    Außer Marfadra waren vor der Abfahrt noch ein Major und eine attraktive allein reisende Frau in das Abteil gekommen. Die spöttische Bemerkung hatte der Major gemacht.
    „Wie meinen Sie das?“ fragte Marfadra geistesabwesend.
    „Nur, wie ich es gesagt habe, mon Colonel. Man wundert sich indessen …“
    „Das ist Ihnen erlaubt“, antwortete Marfadra knapp im Ton eines Vorgesetzten, der weitere Gespräche abschneidet.
    „Da Sie es mir erlauben, mich zu wundern, mon Colonel, wundere ich mich wirklich etwas – denn diese Uniform wird, wie Sie zweifellos wissen, in der französischen Armee wie eine Mutter um acht Waisenkinder kümmerte. Das trostlose Heimleben sollte den Kindern erspart bleiben.“
    Ohne zu zögern schwang sich der Unbekannte über die halbhohe Vorgartenmauer, ging um das Haus herum, fand ein offenstehendes Fenster und kletterte hinein.
    Er befand sich in einem Kinderschlafzimmer. Ohne auf die zwei kleinen Betten zu achten, ging er lautlos zur Zimmertür.
    Der Korridor lag im Dunkel.
    Er öffnete vorsichtig eine Reihe von Türen, bis er zum Wohnzimmer kam. Auch hier hielt sich niemand auf. Er trat ein, durchquerte den Raum und versteckte sich hinter den schweren Vorhängen.
    Etwas mehr als eine Stunde verging. Unbeweglich verharrte er in seinem Versteck. Da ging die Tür auf. Helligkeit verbreitete sich im Raum. Jemand ging über den Teppich und setzte sich in einen leise quietschenden Sessel.
    Der Unbekannte zog aus seiner Brusttasche ein altes Rasiermesser. Er klappte es auf und schlich sich näher …
    In dem Sessel saß eine Frau mittleren Alters. Sie las in einer Zeitschrift. Ein Lachen war das letzte, was sie hörte. Sie fuhr erschrocken herum und sah noch eine Gestalt, die sich rasend schnell zu bewegen schien …
     

     
    Die Frau wurde erst am nächsten Morgen gefunden – glücklicherweise von einer Aufwartefrau und nicht von den Kindern. Der Tatort bot einen ähnlichen Anblick wie die Telefonzentrale der Feuerwache.
    Noch in der Nacht geschah ein drittes Verbrechen, dessen Grausamkeit die beiden anderen übertraf. Das Opfer war eine Krankenschwester, die ihren Nachtdienst versah.
    Detektiv-Superintendent Albert Thomas stellte rasch fest, daß die Fingerabdrücke in allen drei Fällen von dem gleichen Täter stammten. Aber in der Verbrecherkartei waren diese Abdrücke nicht zu finden. Als die Presse am nächsten Tag über die Morde berichtete (das Verbrechen im Kinderheim war zur Zeit des Redaktionsschlusses noch nicht bekannt), gingen in Scotland Yard Dutzende von Hinweisen aus der Bevölkerung ein.
    Die Detektive von Thomas’ Abteilung brachten den ganzen Tag damit zu, jedem einzelnen Hinweis nachzugehen – ohne Ergebnis. Die nebelumhüllte Stadt gab das blutige Geheimnis nicht preis. Der Tip kam am Abend, als der Superintendent völlig übermüdet sein Büro verlassen wollte. Es war ein Anruf aus Paris.
    Eine Stimme mit so starkem französischem Akzent, daß Thomas das Englisch nur mühsam verstand, meldete sich mit der Frage: „Detektiv-Superintendent Thomas persönlich?“
    „Ja, am Apparat.“
    „Hier ist Inspektor Jacques Leburton von der Polizeipräfektur Paris.“
    „Inspektor?“ sagte Thomas höflich.
    „Ich habe in unseren Zeitungen die Geschichte von den drei Londoner Frauenmorden gelesen. Sie leiten doch die Untersuchungen über den Fall?“
    Thomas seufzte.
    Leburton nahm das Seufzen als Bestätigung. „Wir hatten hier in Paris vor ein paar Tagen zwei Frauenmorde ähnlicher Art.“
    „Oh. Leiten Sie die dortigen Untersuchungen?“
    „Nein … eigentlich nicht. Dies ist ein halbamtlicher Anruf, wissen Sie. Mehr von Kollege zu Kollege als von Amt zu Amt.“
    „Ich verstehe. Sie vermuten, daß eine Verbindung besteht?“
    „Ich werde mich hüten. Aber die Zeitungen schreiben doch, daß in London von einem zweiten Jack the Ripper gesprochen wird.“
    „Ach, die Zeitungen – Sie wissen doch, was die manchmal schreiben.“
    „Ich will Ihnen nicht widersprechen. Aber wir haben etwas ganz Merkwürdiges erlebt. Nach unserem ersten Frauenmord meldete sich eine Zeugin aus der Tatort-Nachbarschaft, die

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