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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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obwohl er sonst ein waghalsiger, unerschrockener Mann war.
    Nach diesem Erlebnis verhielt er sich zwei Jahre lang vollkommen ruhig. Er konnte sich das auch leisten, denn er war ein verhältnismäßig reicher Mann.
    Aber eines Tages in Berlin…
    »Fahren Sie mich zum Columbia-Hotel!«
    Es war Milton aufgefallen, daß der Chauffeur nicht auf die Zurufe verschiedener Reisender geachtet hatte, die mit dem Hamburger D-Zug in Berlin angekommen waren. Es schien fast so, als ob er direkt auf ihn gewartet habe. Infolgedessen untersuchte er das Türschloß, fand aber alles in bester Ordnung. Der Mann fuhr auch den üblichen Weg.
    Der Hexer strich sich den kurzen Schnurrbart. Das glänzende schwarze Haar und die dunklen Augenbrauen gaben ihm ein fast düsteres Aussehen.
    Nach einer schnellen Fahrt hielt der Wagen vor dem Hoteleingang. Milton nahm seinen Koffer und stieg aus.
    »Warten Sie auf mich. In fünf Minuten bin ich wieder hier.«
    Der Portier stand in der offenen Tür, lächelte den Fremden verbindlich an und erbot sich, ihm den Koffer abzunehmen. Milton lehnte das aber ab.
    »Ist Mr. Pfeifer im Hotel?«
    Der Portier erkundigte sich sofort. Nachdem er beim Empfang angefragt und festgestellt hatte, daß dieser Herr nicht anwesend war, wandte er sich um und wollte den vornehmen Engländer davon verständigen. Aber Arthur Milton war schon mit dem Fahrstuhl nach oben gefahren.
    Im zweiten Stock stieg er aus. Er kannte das Hotel und wußte, daß die teuren Appartements, die für reiche Fremde reserviert waren, rechts vom Fahrstuhl lagen. Nummer neun war das größte und eleganteste Zimmer.
    Er versuchte die Tür zu öffnen und trat kühn ein. Hätte er jemand getroffen, so hätte er sich damit entschuldigt, daß er sich im Zimmer geirrt habe. Das große Schlafzimmer war aber nicht besetzt, und es hatte auch in den letzten Tagen offenbar niemand hier gewohnt. Henry Milton, der in solchen Dingen viel Erfahrung hatte, sah das sofort. Der kleine Kalender zeigte Mittwoch, den Siebenten an, und heute war Freitag, der Neunte.
    Zwischen dem Bett und der Badezimmertür stand ein Schreibtisch, und Milton sah, daß auf dem rosafarbenen Löschpapier der Schreibunterlage englische Schrift abgedruckt war.
    Aber bevor er sie genauer untersuchte, sah er sich im Badezimmer um. Von dort aus führte eine zweite Tür zu einem Wohnsalon. Er konnte also leicht entkommen.
    Nun trat er wieder zum Schreibtisch, riß das oberste Löschblatt ab, nahm es mit sich in das Bad und riegelte die Tür ab. Dann las er langsam.
    »Donnerwetter«, sagte er atemlos.
    Vor allem erregte die Anschrift sein Interesse. Die Bedeutung des Inhalts verstand er erst später, als er deutsche Zeitungen las.
    Im Badezimmer öffnete er den Warmwasserhahn, feuchtete ein Handtuch an und rieb die buschigen schwarzen Augenbrauen und den kurzen Schnurrbart ab. Dann kleidete er sich um, zog einen unscheinbaren grauen Straßenanzug an und setzte einen weichen Filzhut auf…
    Ein unauffälliger Herr mit einem Dutzendgesicht fuhr mit dem Lift nach unten. Er trug eine große Brille ohne Fassung und eine lebhafte Krawatte, war glattrasiert und hatte kurzgeschnittenes Haar. In der Hotelhalle sah er ein paar Leute, die zweifellos Detektive waren.
    Milton ging zum Empfang und wandte sich dort an einen Hotelangestellten.
    »Ich habe für den Herrn von Nummer neun eine Rechnung gebracht«, sagte er verstimmt. »Aber er ist nicht mehr hier.«
    »Eine Rechnung!« erwiderte der Mann herablassend. »Die hätten Sie eben früher bringen sollen, solange der Herr noch hier wohnte! Sie wollten zu Mr. Smith aus London, 249 Doughty Street?« fuhr er fort, als er in dem Fremdenbuch nachschlug.
    »Nennen Sie keine Adressen!«
    Der ältere Herr, der hinzutrat, hatte anscheinend die Aufsicht in der Halle, denn er schlug ostentativ das Fremdenbuch zu.
    »Dann müssen Sie eben schreiben.«
    Milton entfernte sich in bescheidener Haltung.
    Der Chauffeur, der ihn hergebracht hatte, stand noch draußen und wartete.
    »Fahren Sie mich – « begann Milton.
    »Der Wagen ist bereits besetzt.«
    Milton ging an dem Chauffeur vorbei auf die Straße. In der Nähe des Tiergartens kaufte er eine Zeitung, und als er darin las, ging ihm ein Licht auf.
    Der Hexer in Berlin! Der berüchtigte Verbrecher auf deutschem Boden .!
    »Donnerwetter!« sagte Henry Arthur Milton und las weiter.
    Henry Arthur Milton, ein englischer Verbrecher, soll sich zur Zeit in Berlin verbergen. Nach einem Raubmord in der Nähe von London entfloh

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