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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Nachricht aus Kanada genauer untersucht haben?«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn! Wo kämen wir denn hin, wenn sich der Innenminister durch jeden Zeitungsklimbim irremachen lassen wollte? Haben Sie denn auch den letzten Absatz gelesen?«
    Bliss nahm die Zeitung wieder auf und las: >Lavinski starb, bevor er die Aussagen unterschreiben konnte, die er vor Mr. Prideaux gemacht hatte.<
    »Ich sage Ihnen«, fuhr Mr. Strathpenner fort, »ich lasse mich durch derartige wilde Gerüchte nicht beeinflussen. Das haben diese Journalisten doch alles nur nach dem Hörensagen in die Zeitung gesetzt. Was sollen wir denn aufgrund der nicht einmal unterschriebenen Aussage eines Mörders machen – etwa diesen Benner freilassen?«
    »Sie könnten einen Aufschub bewilligen.«
    Mr. Strathpenner lehnte sich in seinen Sessel zurück, und sein Ton wurde eisig.
    »Ich habe Sie nicht um Ihren Rat gefragt, Inspektor. Wenn ich meine Brieftasche oder meine goldene Uhr verliere und sie gern wiederhaben möchte, werde ich ihn zweifellos zu schätzen wissen. Ich danke Ihnen.«
    Durch eine Handbewegung wurde Bliss entlassen. Er kehrte nach Scotland Yard zurück, aber Colonel Walford war schon fortgegangen. Im Ministerium hatte er nur noch feststellen können, daß das Todesurteil am nächsten Tag unterzeichnet werden sollte.
    Der Minister war Witwer, unterhielt aber zahlreiches Personal in seinem Haus. Er nahm das Abendessen allein in dem großen Speisezimmer ein, dessen Wände mit Mahagoni getäfelt waren. Vor ihm lag ein Buch, das er selbst während des Essens las.
    Gegen Ende der Mahlzeit wurde ihm ein Besucher gemeldet, und er betrachtete die Visitenkarte argwöhnisch.
    >Mr. James Hagger, 14 High Street, Crouchstead<
    Crouchstead lag im Westen Englands, und in diesem Bezirk war er für das Unterhaus gewählt worden. Da er nur mit geringer Majorität durchgekommen war, ließ er den Fremden zu sich bitten, wenn ihm der Besuch auch keineswegs behagte.
    Wer mochte dieser Mr. Hagger sein? Wahrscheinlich jemand, der in der Kleinstadt Crouchstead eine große Rolle spielte. Sicher hatte er dem Mann vor der Wahl die Hand gedrückt. Der Minister haßte die Kleinstadt und all ihre Bewohner, zwang sich aber zu einem Lächeln, als Mr. Hagger ins Zimmer trat.
    Er war gut gekleidet und fiel durch einen großen schwarzen Schnurrbart auf.
    »Können Sie sich noch auf mich besinnen?« rief er mit tiefer, feierlich klingender Stimme. »Ich habe Sie auf dem Jahresessen unserer Partei in Crouchstead kennengelernt. Ich bin der Generalsekretär der Jünglingsvereine in unserem Bezirk.«
    »Ja, sehen Sie, jetzt erinnere ich mich genau«, erwiderte der Minister, obwohl das nicht im geringsten den Tatsachen entsprach. »Selbstverständlich – Mr. Hagger! Aber nehmen Sie doch bitte Platz. Wollen Sie nicht ein Glas Portwein mit mir trinken?«
    »Nein, danke vielmals. Ich bin Abstinenzler und habe noch nie einen Tropfen Alkohol zu mir genommen. Ich komme wegen dieses Benner…«
    Mr. Strathpenner war unangenehm berührt.
    »Der Vorstand unserer Partei in Crouchstead hat den Fall in der letzten Sitzung eingehend besprochen, und wir kamen zu der Ansicht, daß es ein großer Fehler sein würde, den Mann zu henken.«
    Mr. Strathpenner schüttelte traurig den Kopf.
    »Ach, Mr. Hagger, Sie haben ja keine Ahnung, wie reichlich und vielfach ich diesen Fall schon überlegt habe und wie leid es mir tut, die Todesstrafe vollstrecken lassen zu müssen. Sie können sich denken, daß ein Mann in meiner Stellung…«
    Er wiederholte eine Reihe von Phrasen zur Rechtfertigung seines Standpunktes. Sie waren ihm geläufig, denn er hatte sie auch schon den anderen Parlamentariern gegenüber gebraucht, die ihn in der Angelegenheit aufgesucht hatten.
    »Aber wir wollen jetzt nicht weiter über diese unangenehme Sache sprechen. Wollen Sie mit mir Kaffee trinken? – Wie sind Sie denn eigentlich hergekommen?«
    »Ich hatte Glück – ich nahm das einzige Auto, das am Bahnhof stand.«
    Mr. Hagger entschuldigte sich nun in allen Tonarten.
    »Sie werden verstehen, Mr. Strathpenner, daß es meine Pflicht war, mit Ihnen über den Fall Benner zu sprechen. Der Parteivorstand hat extra meine Fahrt hierher bezahlt, und ich freue mich, daß die Wahl auf mich fiel, weil ich Sie gern einmal wiedersehen wollte. Auch habe ich schon viel von Ihrem wundervollen Haus gehört.«
    Mit diesen Worten schmeichelte er der Eitelkeit des Ministers. Das Haus, auf dessen Besitz Strathpenner sehr stolz war, hatte

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