070 - Neues vom Hexer
Möglichkeiten, zu entkommen. Wenn Sie mir Ihre Genehmigung geben, Colonel, möchte ich alle Machtmittel aufbieten, über die wir in Scotland Yard verfügen. Das ganze Hotel wird von Detektiven umgeben. In den Korridoren sämtlicher Stockwerke will ich Leute postieren, und wenn es dem Hexer dann noch gelingen sollte, in das Hotel zu kommen oder es wieder zu verlassen, muß er wirklich übernatürliche Kräfte besitzen.«
Colonel Walford, der Chefinspektor Bliss besonders schätzte, hörte diesen hochtrabenden Worten gelassen zu.
»In einer Beziehung müssen Sie vorsichtig sein, Inspektor«, sagte er. »Es ist möglich, daß der Hexer einen Helfershelfer hat, wahrscheinlich eine Frau. Der Mann arbeitet für gewöhnlich sehr schnell und hatte bisher immer Erfolg.«
Mr. Mander lächelte. »Ich habe aber schließlich auch meine Erfahrungen.«
Der Colonel war zu höflich, ihm zu widersprechen.
Mander ging in seiner Art sehr gründlich vor. Er durchsuchte alle Räume des Hotels, besonders die Zimmer, die neben Mr. Lumières Appartement lagen. In einem wohnte Miss Stacey, die am gleichen Tag angekommen war wie der Millionär. Sie war Lehrerin für Gymnastik und Körperkultur und amerikanische Bürgerin. Lumière erwähnte, daß er sich öfters mit der Dame unterhalten und erfahren habe, daß sie sich sehr vor Hotelbränden fürchte. Sie habe ihm gesagt, daß sie niemals in ein Hotel gehe, ohne sich genau über die Notausgänge zu informieren. Ihm erschien ihre Besorgnis in diesem Haus vollkommen überflüssig, denn es waren überall Alarmvorrichtungen angebracht.
»Beobachten Sie die Dame«, befahl Mander einem seiner Untergebenen. »Sie ist die verdächtigste Persönlichkeit im ganzen Hotel.«
Aber so sehr man ihr auch nachspürte, man konnte nichts Verdächtiges finden. Sie besuchte Vorträge über Hygiene und Körperkultur, die in einem schwedischen Institut gehalten wurden, und verkehrte nur mit einigen Berufskollegen, mit denen sie manchmal abends zum Essen oder zum Tanzen ausging.
Mander gab sich damit nicht zufrieden. Er ließ eine Detektivin kommen und beauftragte sie, die junge Dame nicht aus den Augen zu lassen.
Als er glaubte, alle Vorbereitungen getroffen zu haben, erhielt er telefonisch die Nachricht, daß der Kauf perfekt geworden sei. Er begab sich sofort persönlich in den Juwelierladen und sprach mit dem Geschäftsführer.
»Mr. Lumière hat die Halskette gekauft, und heute nachmittag um halb fünf soll sie ihm ins Hotel gebracht werden.«
Das war alles, was der Inspektor wissen wollte.
Er setzte nun seine große Maschinerie in Bewegung, um den durchtriebensten Gegner von Scotland Yard zu fassen. Beamte in Zivil wurden ausgeschickt, die alle Bahnhöfe bewachen sollten, und ein ganzes Heer von Aufpassern war im Hotel verteilt. Und als der Geschäftsführer der Firma Randwell & Coles kurz nach vier das Auto bestieg, das in der Bond Street auf ihn wartete, wurde er von vier Detektiven auf der Fahrt begleitet. Vor dem Eingang des Hotels standen zwei Polizisten in Uniform, und auf dem Korridor, an dem Mr. Lumières Zimmer lagen, patrouillierten zwei Beamte, auf die sich Mr. Mander ganz besonders verlassen konnte.
Der Inspektor selbst befand sich bei Lumière, als das kostbare Halsband überreicht wurde, und der Millionär mußte lachen, als er an das außerordentliche Aufgebot von Beamten im Hotel und in seinem Zimmer dachte.
»Schließen Sie die Tür«, sagte Mr. Mander mit gebieterischer Stimme, und sein Befehl wurde sofort ausgeführt. Der Juwelier nahm das Etui aus einer inneren Tasche, legte es auf den Tisch und öffnete den Deckel. Im Schein des Kronleuchters glitzerten die Steine in tausend Farben.
»Sie haben ein gutes Geschäft gemacht, Mr. Lumière.«
Der Millionär zuckte nur leicht die Schultern.
»Ich bin noch nicht sicher, daß es wirklich ein so gutes Geschäft ist«, sagte er gut gelaunt. »Aber auf jeden Fall ist es ja nun zum Abschluß gekommen, und Sie haben Ihren Scheck erhalten.«
Der Geschäftsführer betrachtete das Formular eingehend und steckte es dann in seine Brieftasche.
»Was machen Sie denn nun mit dem Schmuckstück?« fragte Inspektor Mander. »Wahrscheinlich lassen Sie es im Hotelsafe aufbewahren?«
Mr. Lumière schüttelte lächelnd den Kopf.
»Ich weiß einen viel besseren Aufbewahrungsort als den Hotelsafe. Niemand kennt ihn außer mir selbst. Ich kann Ihnen nur die Versicherung geben, daß selbst Sie und Ihre Detektive dieses Versteck nicht finden
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