070 - Neues vom Hexer
können.«
Mr. Mander runzelte die Stirn.
»Das möchte ich doch bezweifeln.«
»Mein Freund«, sagte Lumière liebenswürdig, »ich traue niemand. Wenn Sie oder einer Ihrer Beamten – vielleicht ist sogar der Hexer darunter, ohne daß wir es wissen – das Versteck der Kette nicht kennen, dann trifft nur mich der Vorwurf, wenn sie verlorengeht.«
Er nahm das Etui, ging schnell in sein Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich.
Der Juwelier sah den Inspektor an und lachte halblaut.
»Eigentlich hat er recht«, erklärte er. »Die Leute, die gewohnt sind, stets Juwelen zu tragen, werden selten bestohlen.«
Inspektor Mander wußte nicht, was er machen sollte. Er konnte nicht verlangen, daß ihm Mr. Lumière Auskunft gab, wo er die Juwelen verstecken wollte, und die unbestimmte Andeutung, daß sich der Hexer unter seinen Detektiven befinden könne, machte ihn unsicher. Ja, diese Worte beeindruckten ihn so sehr, daß er seine Beamten der Reihe nach musterte.
»Ich glaube, die Sache ist in Ordnung«, begann er gerade, als er draußen im Gang einen Schrei und rasche Schritte hörte.
Sofort eilte er hinaus und sah noch, wie eine Frau den Korridor zur Treppe entlangeilte. Die beiden Detektive waren schon hinter ihr her.
Mander raste in das Zimmer Lumières zurück und versuchte, die Tür des Schlafzimmers zu öffnen, fand sie aber verschlossen.
»Sind Sie da, Mr. Lumière?«
Er klopfte, erhielt jedoch keine Antwort. Nun rief er laut und warf sich dann mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür. Aber sie war fest und gab nicht nach.
»Kommen Sie schnell her – zwei Mann«, brüllte er wild.
Zwei der stärksten Beamten donnerten gegen die Tür. Das Holz krachte und splitterte, und sie flog auf.
Aber das große Schlafzimmer war leer. Eine Tür führte von hier aus zum Bad, eine andere auf den Korridor, und diese war nicht verschlossen. Von Mr. Lumière und der kostbaren Halskette fanden sie keine Spur.
Die Fenster waren auch geschlossen. Auf diesem Weg hatte sich niemand aus dem Raum entfernt. Die Zimmerflucht, die Mr. Lumière bewohnte, lag im vierten Stock, und die Fenster befanden sich in großer Höhe über dem Hof. An ein Herauf- oder Hinunterklettern war nicht zu denken.
Mander wurde bleich. Als er wieder in den Korridor hinaustrat, brachten die beiden Detektive gerade die junge Dame von nebenan zurück. Er erkannte sofort Miss Stacey, die sich wild wehrte. Sie war wütend, und es dauerte einige Zeit, bis man sie vernehmen konnte.
»Also, nun gestehen Sie doch ruhig alles ein – Sie sind eine Helfershelferin des Hexers«, sagte Inspektor Mander, als er sie in dem Wohnzimmer Mr. Lumières verhörte. »Er hat Ihnen die Halskette gegeben, und Sie versuchten, damit zu entfliehen. Wo ist Mr. Lumière?«
»Sind Sie verrückt?« fragte sie außer sich. »Wer ist denn überhaupt der Hexer? Feueralarm ertönte, und daraufhin bin ich zur Treppe geeilt. Gerade als ich unten in die Halle kam, haben mich diese beiden Kerle gepackt.«
Mander betrachtete sie ungläubig.
»Feueralarm? Das Hotel brennt doch nicht!«
»Und ich sage Ihnen, es war Feueralarm. Das rote Licht erschien an der Alarmvorrichtung«, erwiderte sie hartnäckig.
Er ging mit ihr und stellte fest, daß sie tatsächlich die Wahrheit gesprochen hatte. Die Alarmglocke klingelte noch, und das rote Licht leuchtete.
Der Inspektor kehrte vollständig fassungslos in Lumières Zimmer zurück. Auch das Hotelpersonal war jetzt alarmiert, aber niemand hatte etwas von Mr. Lumière gesehen.
»Wohin führt die Tür?« fragte Mander plötzlich und zeigte auf eine Korridortür, die dem Schlafzimmer des Millionärs gegenüberlag.
»Das ist der Gepäckaufzug«, erklärte der Hausdiener.
Mander eilte die Treppe zur Hotelhalle hinunter. Die Polizisten bewachten noch alle Ausgänge, aber sie hatten den Vermißten nicht bemerkt.
Der Inspektor war gerade im Begriff, in das Büro des Hoteldirektors zu gehen, als er eine unangenehme Stimme hinter sich hörte.
»Sie haben ihn also doch nicht gefaßt?«
Er wandte sich um und sah Chefinspektor Bliss, der ihn ironisch anlächelte.
»Ich bin heute nachmittag zurückgekommen, sobald ich Ihren Brief erhielt. Ich vermutete gleich, daß Sie in Schwierigkeiten kommen würden.«
Manders Wut war grenzenlos.
»Ich bin nicht in Schwierigkeiten gekommen«, brüllte er.
»Sämtliche nur möglichen Vorsichtsmaßregeln habe ich ergriffen – alle Ausgänge des Hotels werden von Beamten bewacht – «
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