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070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wieder?"
    Sie sah ihn an, musterte ihn vom Scheitel bis zu den Schuhen und nickte. Auf ihrem Gesicht erschien ein zurückhaltendes Lächeln. Es wurde ein lebendiges Gesicht, das liebenswerte Gesicht eines jungen Mädchens.
    „Ja. Ich bekam von einer Freundin einen Stapel Vorlagen für meine Zeichnungen. Sie sahen am interessantesten aus."
    Dorian blickte sie hingerissen an. Sie schien auf etwas Bestimmtes zu warten. Der Dämonenkiller sagte sich, daß er jetzt Gelegenheit hatte, sich und ihr zu beweisen, daß er älter und klüger und daher lebenserfahrener war als die halben Kinder dort unten.
    Er sagte: „Ich bin sicher, daß wir uns gut unterhalten werden. Aber nicht in diesem Preßluftschuppen hier. Kennen Sie eine ruhige Bar, die vielleicht eine halbe Stunde länger geöffnet hat?"
    „Ja. Gleich dort drüben." Sie deutete über den Feilitzschplatz. „Bei Gregor. Wenn Sie klassische Musik nicht mögen, ist es allerdings nichts für uns."
    „Ich sterbe für Monteverdi", log Dorian. „Eine private Sache?"
    „Ich kann immer jemanden mitbringen. Greg ist lieb."
    „Einverstanden", meinte Dorian. „Ich bin fremd in Schwabing. Führen Sie mich, Mata? Wie heißen Sie eigentlich richtig?"
    Er nahm ihre Hand, und eine Sekunde lang hatte er das Gefühl, ihre Finger klammerten sich an ihn wie die Finger einer Ertrinkenden an den rettenden Balken. Ihre Finger waren lang und schlank, ohne jeden Schmuck.
    „Maria Renata Leyser. Die erste Silbe von Maria und die letzte von Renata, das ergibt Mata. Das ist das ganze Geheimnis."
    „Geheimnisse sind anderer Natur und niemals so leicht zu erklären", entgegnete Dorian.
    Sie benutzten die U-Bahn-Unterführung, die zu dieser Stunde voll von Gammlern, Hippies und Dirnen war. Aber es war, als befänden sie sich in einer anderen Welt. Und es stimmte ja auch. Sie wußten beide, ohne gesprochen oder es ausgesprochen zu haben, daß das Schicksal sie zusammengetrieben hatte.
    Dann standen sie vor einer uralten, sorgfältig restaurierten Tür. Die Bar dahinter konnte nicht groß sein. Gemütliches goldgelbes Licht leuchtete durch die bleigefaßten Scheiben.
    „Hier?" fragte Dorian. „Ich glaube, wir kennen uns schon seit Jahren."
    Völlig ruhig und in selbstverständlichem Ton gab sie zurück: „Ich bin sicher, daß ich Sie seit Jahren kenne. Ich habe immer geträumt, immer gewußt, daß ich Sie eines Tages treffe. Ich bin froh, daß Sie da sind. Woher kommen Sie?"
    „London", sagte er. „Heute hier angekommen. Ich sah mich in Ihren Zeichnungen."
    Sie drückte auf einen verdeckten Klingelknopf. Sekunden später öffnete sich ein Fensterchen. Ein Gesicht, das nur aus zusammengekniffenen Augen, einer roten Nase und viel Bart bestand, sah ihnen entgegen.
    „Mata!" Gregors Stimme verriet totale Überraschung. „Und ein Mann! Kommt herein! Wir sind unsere eigenen Gäste."
    „Vorzüglich", murmelte Dorian.
    Er begann, seine innere Sicherheit wiederzufinden. Sie gingen in die Bar hinein. Gregor schloß hinter ihnen zu und schaltete das Transparent über der Tür aus.
    „Freunde finden mich auch in der Dunkelheit", versicherte er und huschte hinter die Bar.
    Dorian half Mata auf den Hocker, und sie genoß es, daß ihr jemand half. Dorian begann zu ahnen, daß er hier einen Menschen getroffen hatte, der für jede nette Bemerkung ewig dankbar war. Wie verloren, wie verzweifelt mußte dieses Mädchen sein!
    Mata deutete auf den Wirt, der etwa in Dorians Alter, aber längst nicht mehr in dessen Gewichtsklasse war.
    „Hier haben Sie einen meiner wenigen Freunde. Gregor Anmoser. Er hat einen fürchterlichen Bart, aber er ist ein netter Kerl."
    „Ich liebe dich, Mata." Gregor grinste. „Was wollt ihr trinken?"
    „Mir ist eigentlich im Augenblick nicht so sehr nach Bourbon", sagte Dorian und legte Zigaretten und Feuerzeug auf die saubere Theke.
    Die Bar war in dunklem Holz, Glas und braunem Leder eingerichtet.
    „Cognac oder einen Rotwein?"
    Dorian sah die Galerie der Flaschen durch und sagte schließlich: „Mir ist nach Cognac. Und Ihnen, Mata?"
    Sie hob die Schultern, aber Gregor nahm ihnen in zweifacher Hinsicht die Entscheidung ab. Er legte das Concierto de Aranjuez auf und fischte eine kantige Flasche aus dem Regal.
    „Da habe ich etwas irre Gutes", sagte er im Ton eines listigen Verschwörers. „ Cardinal Mendoza. Spanisch. Nicht ganz billig, aber wohl das Beste auf diesem Sektor."
    „Gern. Im entsprechenden Glas. Und Sie, Mata?"
    „Dasselbe. Außerdem sollten wir uns

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