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070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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duzen. Fast niemand siezt sich in unseren Kreisen, Dorian." Gregor goß drei große, bauchige Cognacgläser voll, nachdem er sie an einer Alkoholflamme aufgewärmt hatte. Dorian zuckte zusammen und setzte das Feuerzeug ab.
    „Woher kennst du meinen Vornamen?" fragte er rauh.
    Sie hob die Schultern, hängte die Tasche auf einen Haken und wandte sich ihm zu. Weiche Gitarrenklänge erfüllten den Raum. Ihr Knie berührte seinen Schenkel.
    „Ich kenne ihn nicht. Ich glaube, daß du so heißt. Ich sitze bei Gurus und Yogis herum, war auf einer ganzen Menge psychophysischer Sitzungen und kenne ziemlich viel. Außerdem habe ich eine Freundin, die mich davor zurückgehalten hat, mein Leben wegzuwerfen."
    Sie sagte es in genau dem gleichgültigen Tonfall, der Dorian bewies, daß sie heute über diese Phase hinweg war.
    Gregor setzte die Gläser vor ihnen auf die Theke.
    „Verstehe. Ich kenne dich jetzt seit zwanzig Minuten. Weißt du, daß du ein sehr schönes Mädchen bist?"
    Sie nickte und hob das Glas. „Ja. Aber ich habe nichts davon. Die meisten Männer sagen mir nichts. Ich bin nicht ganz einfach."
    „Wer ist das schon?" seufzte Dorian und blickte sie mit uneingeschränkter Bewunderung an. „Ich bin aus London gekommen, um mich mit dir über diese Comics zu unterhalten. Die unterschwellige Moral dieses Horrorstreifens wird wohl von wenigen erkannt, aber ich glaube, ich sehe sie. Seit wann zeichnest du die Folgen?"
    „Seit acht Monaten", erklärte sie. „Düster, makaber, abstoßend und völlig unglaublich, nicht wahr?" Dorian konnte nur überlegen grinsen und erwiderte schließlich: „Ich weiß, daß solche Vorkommnisse die reine Wahrheit sein können. Für neunundneunzig Prozent aller Menschen bleiben sie Fiktion und Gruselgeschichte. Ich gehöre zu dem letzten Prozent, der an diese Geschichten glaubt, vielmehr daran, daß sie vorkommen. Nur habe ich etwas dagegen, wenn ein Mädchen ..."
    Im gleichen Augenblick stockte er. Ihm war eingefallen, daß nicht nur das Mädchen aus dem Munich report Maria Leyser glich, sondern auch das Mädchen der Zeichnung.
    „Ja?"
    „Wenn du als Hauptfigur der Comics mich mit einem Dolch bedrohst."
    Er vermied, an die Entwürfe zu denken, in denen er mit durchschnittener Kehle verblutete.
    Mata schien langsam aus einer jahrhundertealten Starre zu erwachen. Von Minute zu Minute wurde sie lebendiger. Sie konzentrierte sich voll auf Dorian. Hunter wußte, so sicher wie selten in seinem Leben, daß sie heute nacht miteinander schlafen würden.
    Sie hob das Glas. Gregor Anmoser beschäftigte sich vier Meter entfernt mit seiner Abrechnung.
    „Ab und zu glaube ich, daß nicht ich zeichne, sondern daß etwas mit meinen Fingern zeichnet", sagte sie ehrlich.
    „Jedenfalls hoffe ich, dieses Lokal lebend zu verlassen", erklärte Dorian.
    „Ich werde dich nicht umbringen", versprach sie und trank das Glas leer.
    Der spanische Cognac war hervorragend. Gregor kam, als sei er mit einem sechsten Sinn ausgestattet, und füllte die Gläser nach.
    „Ich habe auch so etwas wie einen sechsten Sinn", sagte Mata. „Alles, was ich zeichne, erlebe ich auch. Du bist das beste Beispiel dafür."
    Dorian dachte an die Zeichenfolge und schauderte.
    „Du verdienst ganz gut mit diesen Zeichnungen?"
    „Ja. Auch mit den Figuren. Willst du sie sehen?" „Später." Er winkte ab.
    Sie unterhielten sich etwa eine Stunde lang und tranken jeweils vier Gläser. Dorian versuchte mehr Informationen zu erlangen. Mata wich aus, schilderte andererseits mit bestürzender Ehrlichkeit, erwähnte immer wieder ihre Freundin Alceste und erklärte im Grunde nichts. Trotzdem hatte Dorian, als sie aufbrechen wollten, eine Menge Informationen erhalten. Er beglich eine bemerkenswert hohe Zeche, schüttelte dem Wirt die Hand und versprach, möglichst bald wiederzukommen. Draußen legte er seinen Arm um Matas Schultern.
    „Ich möchte", sagte sie ruhig und selbstsicher, „daß du mich jetzt küßt."
    „Mit Vergnügen", murmelte er heiser und küßte sie.
    Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuß, der sie beide blind und taub zu machen schien. Als sie sich voneinander lösten, flüsterte Maria: „Komm mit mir, Dorian. Ich will, daß wir uns heute lieben. Ich habe es schon gewußt, als ich dich im Tiffa ny zum erstenmal sah."
    „Ich komme mit dir", erwiderte er.
    Zwanzig Minuten später, nach einem romantischen Spaziergang durch ein Stadtviertel, das seine Lichter löschte, war er wieder in dem Zimmer, das er am frühen Abend

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