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070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Rücken.
    „Ach, wir sprechen über den Sinn des Lebens. Damals, als ich mich umbringen wollte, hat sie mir sehr geholfen. Sie zeigte mir den richtigen Weg."
    Dorian ließ sich nicht anmerken, daß er noch aufmerksamer wurde. Diese Freundin konnte der Schlüssel sein.
    „Die Einrichtung und die Räucheropfer, deine fernöstliche Sehnsucht - das hast du von ihr?" fragte er behutsam.
    Mata nickte. „Ja. Sie sagt mir auch viel über die tiefere Bedeutung meiner Zeichnungen. Die Behauptung, daß das Böse immer und überall vorhanden ist, stammt von ihr. Ich habe es auch nicht glauben können, bis..."
    „Bis was...", murmelte er hellwach und tarnte sich durch vorgetäuschte Schläfrigkeit.
    „Ach, nichts Wichtiges", erwiderte sie und hob die Schultern.
    Dorian sagte sich, daß er weiter abwarten und beobachten mußte. Er würde es so einrichten, daß er möglichst viel Zeit an der Seite Matas verbringen konnte. Irgendwann würde er auf eine Einzelheit stoßen, die ihm die Wahrheit verriet.
    Ehe er im Morgengrauen ging, verabredeten sie sich für zehn Uhr nachts des nächsten Tages - oder vielmehr desselben Tages - in der Bar von Gregor Anmoser. Mata verabschiedete sich an der Wohnungstür mit einer Leidenschaft, die ihn erstaunte und sehr nachdenklich stimmte. Offensichtlich sah Mata in ihm ihren Lebensretter. Aber wovor wollte sie gerettet werden?

    Mata setzte sich auf und sah bedauernd auf Dorian hinunter. Sie wußte, daß sie falsch handelte, aber sie konnte nicht anders. Der Bann, mit dem man sie belegt hatte, schrieb es vor. Dorian schlief wie ein Toter. Morgen früh würde er erwachen und sich nicht daran erinnern können, daß in seinem Bourbon ein hundertprozentig wirkendes Schlafmittel gewesen war. Seine Atemzüge blieben tief, als sich Mata leise anzog und die Tasche mit den Schnitzgestalten über die Schulter hängte.
    War dieses Ding dort oben auf dem Weg durch die nächtliche Stadt?
    Leise verließ Mata die Wohnung und ging die Treppe hinunter. Es war kurz nach elf. Heute schlief Dorian den dritten Tag bei ihr. Sie merkte, daß sie freier und fröhlicher wurde. Sie erlebte diese Fröhlichkeit jeden Tag, wenn sie auf Dorian wartete und zeichnete. Auch die Comics wurden lockerer im Strich, sogar etwas witziger.
    Sie ging fünfzig Schritte weit die Straße hinunter und blickte sich immer wieder suchend um. Er folgte ihr nicht. Das Ungeheuer war nicht hinter ihr her.
    Mata begann ihr Doppelleben. Sie besuchte eine Discothek nach der anderen, ließ sich von der lauten Musik einlullen, trank hier eine Cola, dort einen Apfelkorn, hin und wieder verkaufte sie eine ihrer Figuren. Die Tasche wurde immer leichter. Kurz nach Mitternacht stieß sie die schwere Stahltür des Deep 'n Hot auf und sah vor dem Lokal einen auffällig lackierten Wagen bremsen. Sie kannte den Wagen und den Fahrer, der die Tür zuschlug und auf sie zukam.
    „He, Mata! Wir haben dich lange nicht gesehen", sagte er laut.
    Er war etwas betrunken und legte ihr kameradschaftlich eine Hand in den Nacken.
    „Mindestens drei Tage, Curt", sagte sie und lächelte kurz.
    Er war in der Redaktion angestellt, die ihre Zeichnungen kaufte. Sie kannte ihn etwa seit einem halben Jahr.
    „Was machst du immer?" fragte Curt. „Kommst du mit auf ein Bier?"
    Er deutete auf die lackierte Tür, die in allen Farben leuchtete.
    „Nein. War gerade drin. Ich bin auf meiner Tour, weißt du?"
    Niemand sah, wie sich zwischen einem geparkten Kleinbus und einem Lastzug eine Gestalt hervorschob. Die Bewegungen des Mannes, der nicht kleiner als zwei Meter war, ließen erkennen, daß er krank sein mußte. Er hinkte und humpelte. Als er sich an die Seitenscheibe des Busses preßte und durch die beiden Scheiben hindurch Mata und Curt anstarrte, waren seine Hände zu sehen - breite Finger mit eiternden Nägeln. Die Handrücken waren fahlweiß, rote Geschwüre zeichneten sich darauf ab. Der heiße, feuchte Atem legte sich wie ein stinkender Nebel auf die Wagenscheibe und ließ das Bild des Mädchens und des Mannes immer wieder verschwimmen. Aus der Kehle des Untoten kam ein leises fauchendes Röcheln.
    „Hör mal", fragte Curt, „hast du Michael dort drin gesehen?"
    „Nein", sagte sie. „Er war ganz bestimmt nicht drin. Nicht an der Bar, und tanzen habe ich ihn auch nicht gesehen."
    Curt schien unentschlossen. Einige Spaziergänger rempelten sie an und drängten sie an die Seitenwand des Wagens.
    „Wir wollten uns hier treffen", erklärte Curt. Er sah auf die Uhr und

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