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0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ironside richtete sich erwartungsvoll auf der Liege in die Höhe. Nach wenigen Minuten kehrte Roi Danton zurück. Sein Gesicht drückte Staunen aus.
    „Ich kann ihn nirgendwo finden", sagte er. „Jemand behauptet, er sei dringend abberufen worden. Aber wohin, weiß man nicht."
    Ironside sank wieder in die Polster zurück.
    „Er wird schon wiederkommen", meinte er freundlich.
     
    *
     
    Auf diese Weise erfuhr Vater Ironside, bevor er Bruder Serafino zu sehen bekam, über die Einzelheiten des Attentats, das er wie durch ein Wunder überlebt hatte.
    Den Roboter hatte die Explosion der chemischen Sprengladung, die in seinem Leib untergebracht war, in Fetzen zerrissen. Aber die Experten des Amtes für innere Ordnung hatten es trotzdem verstanden, einige der wichtigsten Teile so wieder zusammenzufügen, daß sie daraus auf den Aufbau und die Struktur des Maschinenwesens schließen konnten.
    Da gab es allerdings eine böse Überraschung: Der Roboter war einer des neuesten Typs gewesen, einer Neuentwicklung, die man noch bis vor wenigen Wochen geheimgehalten hatte. Es handelte sich dabei um Geschöpfe, die im allerhöchsten Grad menschenähnlich waren und über ein derart gewaltiges Speichervermögen verfügten, daß sie auf einer Vielzahl verschiedener Wissensgebiete als geschult zu gelten vermochten.
    Die Neuentwicklung war auf Veranlassung des Amtes für innere Sicherheit betrieben worden. Galbraith Deighton hatte geplant, den neuen Robotertyp in Massen einzusetzen und durch sein Wohlverhalten den verwirrten Mitmenschen sozusagen ein Beispiel zu geben. Die Produktion war auf eine halbe Milliarde Roboter angesetzt worden. Wenn man diese, so rechnete Deighton, geschickt verteilte, dann würden sie es womöglich verstehen, in ihrem Kreis über ihre „Mitmenschen" einen solchen Einfluß zu gewinnen, daß der erschreckende Anstieg der Trivialkriminalität gebremst werden konnte.
    Einer dieser Roboter war von den Söhnen der reinen Vernunft offensichtlich entwendet worden. Man hatte seine Grundprogrammierung so geändert, daß er nicht mehr verpflichtet war, den Asimovschen Gesetzen bedingungslos zu gehorchen.
    Das bedeutete, daß es diesem Roboter möglich war, andere Menschen, ohne durch deren schuldhaftes Verhalten herausgefordert worden zu sein, in Gefahr bringen, ja sogar töten konnte. Sodann hatte man in seinem Leib die Bombe installiert und ihn auf Vater Ironside angesetzt. Der Roboter war vom Produktionsprozeß her mit einem schwachen Schirmfeld versehen, das verhinderte, daß die von der elektronischpositronischen Apparatur in seinem Innern herrührende Streustrahlung nach außen gelangen konnte. Gerade diese Streustrahlung aber war es, anhand deren man - mit den geeigneten Spürgeräten - bisher verkappte Roboter von echten Menschen hatte unterscheiden können. Das Gebäude, in dem Vater Ironside seine Wohnung hatte, war von Galbraith Deightons Spezialisten ständig überwacht worden. Aber den jungen Mann, der da des Abends den Vater zu sehen wünschte, hatte man anstandslos passieren lassen, da an ihm nichts Verdächtiges festzustellen war.
    Ironside hörte sich diesen Bericht nachdenklich an. Als Danton jedoch geendet hatte, sagte er: „Das heißt also, daß sie Silas Pranther noch nicht gefunden haben, nicht wahr?"
    „So sieht es aus", pflichtete Danton ihm bei. „Denn wenn sie Pranther hätten, dann brauchten sie nicht zu fürchten, daß er weitere Informationen an Sie herausgibt. Das heißt: Sie wären für die Vereinigung nicht weiter gefährlich."
    Vater Ironside seufzte.
    „Ich wüßte für mein Leben gern, was aus Pranther geworden ist."
     
    *
     
    Gegen achtzehn Uhr erschien Bruder Serafino, um seinen Krankenbesuch abzustatten - zu einer Zeit also, da Vater Ironside von Sekunde zu Sekunde darauf wartete, daß einer der Ärzte ihm sagte, er könne das Hospital verlassen. Gesenkten Blicks betrat Serafino das kleine Krankenzimmer, und sein Gruß klang bedrückt.
    „Du hast Sorgen, Bruder, nicht wahr?" erkundigte sich Ironside.
    „Sorgen nicht, nur Kummer", antwortete der Weißhaarige. „Ich wollte dich schon zuvor besuchen, aber bevor ich dazu kam, wurde ich abgerufen."
    „Ich hörte davon. Was gab es?"
    Serafino blickte auf. In seinen Augen lag ein Schimmer der Trauer.
    „Sie haben Silas Pranther gefunden."
    „Silas Pranther?" ereiferte sich Vater Ironside. „Wo steckt er?
    Wie geht es ihm ... und überhaupt: was hast du damit zu tun?"
    „Ach, es ist eine traurige Geschichte", jammerte

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